Der Kommunismus
(Stand: 30.01.2014, © 2014 Klaus H. Dieckmann, Köln. Alle Rechte vorbehalten)
Die Ziele des
Kommunismus
"Erst wenn die bürgerliche Ideologie endgültig besiegt ist, sterben
Klassen und Staat ab und die klassenlose Gesellschaft beginnt. Die Arbeit ist
zum ersten Lebensbedürfnis geworden, weil sie jedem Gelegenheit gibt, seine
körperlichen und geistigen Fähigkeiten immer besser auszubilden und für die
Gesellschaft einzusetzen. Die gesellschaftliche Ungleichheit von Mann und Frau
ist überwunden. Die Trennung von Hand- und Kopfarbeit, von Stadt und Land
gehört ebenso der Vergangenheit an wie die Aufteilung der Welt in
Nationalstaaten. Die jetzt im Überfluss vorhandenen Früchte der
gesellschaftlichen Produktion werden nicht mehr wie im Sozialismus nach
Leistung, sondern nach den Bedürfnissen der Menschen verteilt." [ROT12a, Seite 9]
Diese Aussage über die kommunistische Gesellschaft ist dem Parteiprogramm einer
noch heute aktiven kommunistischen Partei entnommen. Danach hat der Kommunismus
folgende Merkmale:
- Keine Klassen mehr
- Kein Staat mehr
- Die Arbeit ist das erste Lebensbedürfnis
- Keine gesellschaftliche Ungleichheit von Mann und Frau
- Keine Trennung von Hand- und Kopfarbeit mehr
- Keine Ungleichheit von Stadt und Land mehr
- Keine Nationalstaaten mehr
- Kein Leistungsprinzip mehr
- Verteilung der gesellschaftlichen Produkte nach den individuellen
Bedürfnissen
Die kommunistische Gesellschaft hätte also keine staatlichen Strukturen mehr. Die Ethnien wären ebenfalls verschwunden. Die Dörfer hätten städtisches Niveau. Es gäbe eine gesellschaftliche Gleichverteilung der beruflichen Tätigkeiten der Geschlechter. Und das Entscheidende dieser neuen Gesellschaftsordnung wäre die Abschaffung des Leistungsprinzips. Unqualifizierte oder Faule hätten den gleichen Anspruch auf alle Waren wie die Qualifizierten und Fleißigen. Zudem wird vorausgesetzt, dass die Arbeit ein primäres Lebensbedürfnis wäre.
Weil es am Beginn der menschlichen Evolution keine Klassen, keinen Staat, keine
Ethnien, keine Hand- und Kopfarbeit, keine Städte oder Dörfer, keine geregelte
Arbeit gab, würde es dies alles am Ziel der Geschichte wieder geben. Was am
Anfang war, würde es wieder am Ende geben. Und das Interessante an dieser
Sichtweise ist, dass es sich ganz von alleine ergeben würde und zwar nach der
Phase der "Diktatur des Proletariats". Die Arbeiterklasse
würde dann dafür sorgen, dass sich der Kommunismus entfalten würde.
Der Urheber dieser Gesellschaftsutopie war unter anderem Karl Marx. Er war
Nachkomme gebildeter Juden. Die Vorfahren der heutigen Juden hatten in
einem religiös-nationalen Epos den paradiesischen Urzustand des Menschen
niedergeschrieben. Dieses Buch heißt "Torah". Es ist ein Teil
einer dreigliedrigen Sammlung, die heute als "Bibel" bekannt
ist.
Archäologische Beweise für die paradiesischen Schilderungen in der Torah können
die Anhänger dieser religiösen Lehre allerdings nicht vorweisen, obwohl es
präzise Orts- und Flussangaben gibt. Dieses an sich nach dem Stand der heutigen
Wissenschaft überholte Buch ist die ideologische Grundlage der kommunistischen
Gesellschaftsutopie.
Es ist keineswegs so, dass alle religiösen Bücher völlig falsch sind oder nur Unsinn
enthalten. Die Mischung von Fiktion und Wahrheit ist gerade das,
was sie interessant macht. Je nach der Vorbildung der Gläubigen können sie sich
das für sich heraussuchen und als wahr ansehen, was ihnen behagt. Doch
entspricht ihr Denken nicht wissenschaftlichen Kriterien, wofür ja Religionen
nicht auch nicht da sind.
Der prinzipielle Denkfehler der Kommunisten ist, dass sie einen friedlichen Homo
sapiens voraussetzen, der sich selbstlos für die Gemeinschaft einsetzt. Sie
unterstellen zudem, dass dieser Mensch in der Arbeiterklasse gehäuft auftritt
und wenn die Arbeiter die staatliche Macht übernähmen, würden sich das Gute
und damit der Kommunismus durchsetzen. Dieses Argument hat nur einen
Haken. Wäre das wirklich der Fall gewesen, hätten wir heute schon eine
kommunistische Weltgesellschaft. Genügend organisatorische Möglichkeiten hatten
die an die Macht gekommenen Kommunisten in ihren Staaten in Europa und Asien
ja.
Wenn Menschen nicht das erreichen, was sie eigentlich erreichen wollten, geben
sie mancherlei Begründungen dafür an. Meistens sind die anderen
"schuld". Beliebte politische Vokabeln sind "Verräter",
"Revisionisten", "Saboteure" und dergleichen.
Diese Vokabeln findet man auch bei den heutigen Kommunisten.
Um eine klassenlose Gesellschaft zu schaffen, ist es absolut notwendig, von
korrekten Daten auszugehen, sonst verliert man sich in unrealistischen Utopien.
Solange Utopien nicht anderen aufgezwungen werden, sind sie ok, doch ist immer
eine gewisse Vorsicht angebracht. Ideologen, die die staatliche Macht an sich
reißen, neigen gerne zu staatlichem Terror, der immer wieder in blutigen
Auseinandersetzungen mündet.
Zurzeit steht die islamische Utopie im Brennpunkt der Politik. Der real
existierende Islam der Taliban in Afghanistan der neunziger Jahre des 20.
Jahrhunderts hatte ebenso schreckliche Wirkungen wie der real existierende
Kommunismus der untergegangenen Sowjetunion, der 70 Jahre andauerte.
Wer von einem falschen Menschenbild ausgeht, wird unweigerlich in der
Geschichte scheitern, egal ob er religiöse oder atheistische Gesellschaftsziele
verfolgt.
Warum der Kommunismus nicht funktionieren kann, liegt in der Evolution des
Menschen begründet. Er ist ein intelligentes Tier, das sprechen kann, eigene
Kulturen aufbauen kann, aber er ist auch ein gefährliches Tier, das sehr
aggressiv, rücksichtslos und grausam gegenüber anderen Tieren und sich selbst
vorgehen kann. Das Gute im Menschen hat einen größeren Anteil als das Böse,
doch das Gute in ihm ist häufig schwächer als das Böse. Deshalb
gibt es ein Rechtssystem mit Strafgesetzen, die Polizei und eine Armee, die vor
den militärischen Aggressionen anderer Staaten schützen oder die das
eigene Volk unterdrücken soll. Wäre der Mensch von vornherein gut, bräuchte man
diese Institutionen nicht.
Weiter:
Ethnien wird es immer geben. Sie werden ja immer wieder neu geschaffen, wenn
Menschen eine gemeinsame Kultur entwickeln.
Weiter:
Auch der Staat wird nirgendwo ohne fatale Folgen absterben. Wo dies
nämlich der Fall ist, gibt es Bürgerkriege mit entsetzlichen Folgen.
Weiter:
Dass die Arbeit das primäre Lebensbedürfnis des Menschen sein soll, ist eine
Behauptung, die falsch formuliert ist. Um zu leben, muss man arbeiten. Die
Betonung liegt auf muss. Ginge es nach den Vorstellungen der
allermeisten Menschen, würden sie gar nicht arbeiten wollen, sondern ihr Leben
nur genießen, am besten am Strand in einem fremden Land. Sie betrachten die
Arbeit nicht als Lebensbedürfnis, sondern als unausweichliche Pflicht. Solche
Menschen werden natürlich nicht unentgeltlich für andere arbeiten wollen, wie
dies die Kommunisten unterstellen. Sie würden sich gegen ein System auflehnen,
in dem die anderen unabhängig von der Arbeitsleistung den gleichen Lohn oder
das gleiche Gehalt erhielten wie sie. Oder sie würden daraus lernen und sich an
den Müßiggang anpassen. Sie würden mit möglichst geringem Arbeitseinsatz ja das
Gleiche erhalten wie die Fleißigen oder Höherqualifizierten. Die kommunistische
Gesellschaft würde ohne Beachtung einer nach Leistung bezahlten Arbeitskraft
bald scheitern. Es würden immer mehr Menschen auf eine Qualifizierung
verzichten, die bekanntlich zusätzliche Arbeit und Mühe macht. Mit weniger
Arbeit und Mühe könnten sie ja genauso gut leben und bekämen das Gleiche wie
die anderen auch. Also warum überhaupt sich anstrengen, wenn es nicht unbedingt
sein muss. Mit anderen Worten die Arbeit ist nun mal kein originäres
Lebensbedürfnis.
Damit kippt die kommunistische Utopie in einem entscheidenden Punkt.
Welche Punkte von dem obigen kommunistischen Gesellschaftskatalog realisiert
werden könnten, wird nun besprochen.
- Keine gesellschaftliche Ungleichheit von Mann und Frau
- Keine Trennung von Hand- und Kopfarbeit mehr
- Keine Ungleichheit von Stadt und Land mehr
- Verteilung der gesellschaftlichen Produkte nach den individuellen Bedürfnissen
Ob alle Frauen und alle Männer alle Tätigkeiten, die bisher dem einen oder anderen Geschlecht eigentümlich waren, ausüben werden oder wollen, sei dahin gestellt. Finanzielle Diskriminierungen bei gleicher Arbeitsleistung können mit Sicherheit beseitigt werden.
Ob es immer sinnvoll ist, dass alle beruflichen Tätigkeiten einen gleich großen körperlichen und geistigen Anteil haben müssten, sei dahin gestellt, eher nicht. In einer arbeitsteiligen Ökonomie wäre dies eher zum Nachteil.
Eine Angleichung der ökonomischen Strukturen von Städten und Dörfern ist ein schwieriges Thema. Prinzipiell ist es möglich, dass auch die Dörfler in den Genuss der Vorteile der Städter kämen, jedoch würden hier massive pekuniäre Probleme aufgeworfen.
Der letzte Punkt der individuellen Bedürfnisbefriedigung wird auch in der heutigen Gesellschaft schon teilweise realisiert, nämlich im Familiensektor (Kindergeld, Sozialleistungen) oder in der Arbeitswelt (Lohnfortzahlung). Eine generelle Ausweitung würde jedoch in jedem Fall an den anfallenden Kosten scheitern. Das Leistungsprinzip und die Bezahlung nach dem Leistungsprinzip ist der Motor der modernen Ökonomie. Dieses Prinzip abzuschaffen würde zu einem Rückgang der Produktion und damit der Prosperität der Gesellschaft führen.
Allerdings gibt es hier heute eine soziale Schieflage, die noch zu scharfen Klassenauseinandersetzungen führen wird. Die moderne bürgerlicher Klassengesellschaft kriselt an der ungerechten Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, was als "Schere zwischen Arm und Reich" bekannt ist. In diesem Punkt haben die Kommunisten recht und man kann ihnen trauen, dass sie diesen ungerechten Zustand ändern möchten, ganz im Gegensatz zu den bürgerlichen Parteien, die nur nebulöse Absichtserklärungen zur Besserung anbieten.
In der ökonomischen Theorie zählt die Familie zum "Haushalt", der als privater Konsument agiert. Von dieser Wirtschaftseinheit gehen Geldströme aus und werden Geld- und Warenströme empfangen. Außerdem liefert er den Produktionsfaktor Arbeitskraft. Karl Marx und sein Freund Friedrich Engels hatten ihre eigenen Ansichten über die Familie. Sie wollten die Grundzelle eines jeden Volkes auflösen und vergesellschaften. In der kommunistischen Gesellschaft würde es praktisch überhaupt keine Familie mehr geben, sondern ein buntes Treiben des Sexualtriebes je nach Lust und Laune. Abgesehen von dieser utopischen und für Menschen ungeeigneten Hedonie gab es in den untergegangenen sozialistischen Staaten in Osteuropa und Asien stabile Familien, deren Mitglieder nicht im Traum daran dachten, ein ausschweifendes Sexualleben mit anderen zu führen, sich also zu "vergesellschaften".
Dieses Kapitel des Marxismus war also eindeutig unsinnig. Dennoch gibt es auch
heute noch Marxisten, die daran festhalten.
"Eine höhere Form der Familie und des Verhältnisses der Geschlechter
erwächst aus der neuen ökonomischen Grundlage der sozialistischen Gesellschaft.
Nach Marx und Engels ist diese durch folgende Hauptmerkmale charakterisiert:
[...] viertens hört die Familie auf, die grundlegende Wirtschaftseinheit zu
sein, auf der jedes persönliches Leben beruht, und fünftens werden Haushalte
und Kindererziehung öffentliche Aufgaben der Gesellschaft." [Rot12, Seite 9]
Die grundlegende Einheit einer jeden Gesellschaft bleibt natürlich die Familie
mit Kindern. Nur hierin werden die emotionalen Bedürfnisse der Ehepartner und
Kinder befriedigt. Das können nicht fremde Personen, also die Gesellschaft,
übernehmen. Die anthropologisch vorgebenden Konstanten des Menschen sind
unveränderbar. Seine genetische Ausstattung führt zu bestimmten vorgegebenen
Verhaltensweisen und emotionalen Bindungen. Wer das ignoriert und das Gegenteil
propagiert, wird unweigerlich scheitern, was ja auch die sozialistischen
Staaten im vergangenen Jahrhundert demonstriert haben. Es ist sehr bedauerlich,
dass für eine solche Utopie so viele Menschen leiden mussten und von
Fanatikern ermordet wurden. Als dumm kann man dann das Festhalten an
falschen Lehren bezeichnen. Und dazu gehören die törichte These von der
Auflösung der Familie und ihre Ersetzung durch die Gesellschaft.