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Inhaltsübersicht
Die deutsche und englische Sprache sind so nahe
verwandt, dass es manchmal nur genügt, die Regeln der Lautverschiebung
anzuwenden, um die deutschen Wörter wieder auf das "germanische"
Original zurückzuführen. Das Deutsche ist ja im 8. Jahrhundert durch den Kontakt
von Slawischsprachigen erst zu dem geworden, was es heute ist. Durch die
hochdeutsche Lautverschiebung wurden bestimmte Konsonanten verändert oder
hinzugefügt. Das hat den alten Klang natürlich verändert. Er ist slawisiert
worden, ähnlich dem Esperanto, dessen romanischer Wortbestandteil durch
bestimmte Suffixe phonetisch "verbogen" wurde. "Schön"
klingt das eben nicht. Die Slawen sind an ihre Sprachen gewöhnt und empfinden
sie "schön", doch für westeuropäische Ohren sind ihre Sprachen nicht
ein Beispiel an "Wohlklang". Ästhetisches Empfinden ist nunmal
kulturell abhängig.
Das Englische ist charakterisiert durch kurze Wörter, was ihren germanischen
Wortschatz betrifft. Sein romanischer Bestandteil ist aber entsprechend den
entlehnten Wörter ziemlich lang.
Hier entfallen die deutschen Endungen -e, -en im
Englischen.
(Deutsch -- Englisch)
Ende -- end
Rinde -- rind
Locke -- lock
Socke -- sock
Galle -- gall
Halle -- hall
spenden -- spend
beginnen -- begin
Deutschem Auslaut-t enspricht einem Auslaut-d im
Englischen. Das Englische ist also weicher. Die englischen Vokale sind meist
von den deutschen verschieden. Leider haben sie eine unregelmäßige Aussprache,
die man extra lernen muss. Jedoch lässt sich die Verwandtschaft der Wörter über
die Konsonanten gut nachvollziehen.
englisch -oo- [u] oder [a]
englisch -ee- [i:]
Bett (B-T) -- bed (B-D)
Blut (BL-T) -- blood (BL-D)
Brot (BR-T) -- bread (BR-D)
breit (BR-T) -- broad (BR-D)
Brut (BR-T) -- brood (BR-D)
Flut (FL-T) -- flood (FL-D)
gut (G-T) -- good (G-D)
Mett (M-T) -- mead (M-D)
Mut (M-T) -- mood (M-D)
rot (R-T) -- red (R-D)
tot (T-T) -- dead (D-D)
Saat (S-T) -- seed (S-D)
Seite (S-T) -- side (S-D)
sich sputen (SP-T) -- speed (SP-D)
Wort (W-RT) -- word (W-RD)
Futter (F-T-) -- food (F-D)
Wärter (W-RT-) -- warden (W-RD-)
Brut (BR-T) -- brood (BR-D)
Bart (B-RT) -- beard (B-RD)
er hatte (H-T) -- he had (H-D)
er hörte (H-RT) -- he heard (H-RD)
er ritt (R-T) -- he rode (R-D)
weit (W-T-) -- wide (W-D)
Man beachte die Konsonenten in den Klammern.
Deutschem Anlaut-t enspricht einem Anlaut-d im
Englischen.
Tal (T-L) -- dale (D-L)
teuer (T-R) -- dear (D-R)
Tür (T-R) -- door (D-R)
Trommel (TR-M) -- drum (DR-M)
er tat (T-T) -- he did (D-D)
er trank (TR-NK) -- he drank (DR-NK)
Teufel (T-F-L) -- devil (D-V-L)
treiben (TR-B-) -- drive (DR-V)
Man beachte die Konsonenten in den Klammern.
Das deutsche Anlaut-k wird zu englisch ch-
[tsch].
Käse (K-S) -- cheese (CH-S)
Küken (K-K) -- chicken (CH-K)
Kinn (K-N) -- chin (CH-N)
Kalk (K-LK) -- chalk (CH-LK)
Kiste (K-ST) -- chest (CH-ST)
Kirche (K-CH) -- church (CH-RCH)
Anker (-K-R) -- anchor (-CH-R) Das englische "ch" wird hier
[k] gesprochen.
Das deutsche Auslaut-ch wird zu englisch -k.
Eiche (-CH) -- oak (-K)
Storch (ST-RCH) -- stork (ST-RK)
Streich (STR-CH) -- strike (STR-K)
Buch (B-CH) -- book (B-K)
Koch (K-CH) -- cook (K-K) Das "c" in "cook" wird
[k] gesprochen.
Lerche (L-RCH) -- lark (L-RK)
Lauch (L-CH) -- leek (L-K)
machen (M-CH) -- make (M-K)
Woche (W-CH) -- week (W-K)
Mönch (M-NCH) -- monk (M-NK)
Kuchen (K-CH-) -- cake (K-K)
brechen (BR-CH) -- break (BR-K)
suchen (S-CH) -- seek (S-K)
machen (M-CH) -- make (M-K)
Das deutsche Auslaut-f wird zu englisch -p.
Griff (GR-F) -- grip (GR-P)
Haufen (H-F) -- heap (H-P)
offen (-F) -- open (-P)
reif (R-F) -- ripe (R-P)
Schlaf (SCHL-F) -- sleep (SL-P)
Seife (S-F) -- soap (S-P)
Streifen (STR-F) -- stripe (STR-P)
tief (T-F) -- deep (D-P)
gaffen (G-F) -- gape (G-P)
hoffen (H-F) -- hope (H-P)
schlafen (SCHL-F-) -- sleep (SL-P)
ab-streifen (STR-F-) -- stripe (STR-P)
taufen, eintauchen (T-F-) -- dip (D-P)
Der deutsche Doppellaut "pf" (Affrikativ) entspricht
einem englischen einfachen "p". Es war einfach nur "blöd"
damals, ohne Notwendigkeit Affrikative zu bilden. Das sind Laute, die aus einer
Kombination eines Sprenglautes mit einem Reibelaut entsteht. Das hat die
damalige germanische Sprache "slawisiert" und dadurch ihre Ästhetik
"verschlechtert". Bis heute wirkt dieses historische Ereignis in der
deutschen Sprache nach. Während das Englische viel "besser" klingt,
hat das Deutsche etwas "Hartes" und "Fades" an sich, was
man nur intuitiv beschreiben kann.
Deutsch ist ein prägnantes Beispiel dafür, wie der Einfluss von Sprechern
anderer Lautsysteme ein bestehende Lautsystem durcheinander bringen und
"verschlechtern" kann.
Apfel (-PF-L) -- apple (-P-L)
Pfeife (PF-F) -- pipe (P-P)
Pfanne (PF-N) -- pan (P-N)
Pfeiler (PF-L-R) -- pillar (P-L-R)
Pflaster (PL-ST-R) -- plaster (PL-ST-R)
Pflug (PFL-G) -- plug (PL-G)
Pflock (PFL-k) -- plug (PL-G)
Pflaume (PFL-M) -- plum (PL-M)
Pfuhl (PF-L) -- pool (P-L)
Pfosten (PF-ST) -- post (P-ST)
Pfund (PF-ND) -- pound (P-ND)
hüpfen (H-PF) -- hop (H-P)
Pfropfen (PF-PF) -- prop (PR-P)
Rumpf (R-MPF) -- rump (R-MP)
Stampfen (ST-MPF) -- stamp (ST-MP)
stapfen (ST-PF) -- step (ST-P)
Stumpf (ST-MPF) -- stump (ST-MP)
Tropfen (TR-PF) -- drop (DR-P)
schlüpfen (SCHL-PF) -- slip (SL-P)
Pfahl (PF-L) -- pale (P-L)
Pfand (PF-ND) -- pawn (P-N)
Pfau (PF-) -- pea-cock (P-)
Sumpf (S-MPF) -- swamp (S-MP)
Pflanze (PFL-NZ) -- plant (PL-NT)
Zipfel, Spitze (Z-PF-) -- tip (T-P)
Das deutsche "tz" ist eigentlich eine
doppelte Schreibweise für die Lautkombination [ts]. Das "t" ist
hierbei überflüssig, weil das "z" [ts] schon den Affrikativ
ausreichend beschreibt. Manches an der deutschen Orthografie ist arg historisch
willkürlich.
Das deutsche "tz" ist ein "schlimmer" Zischlaut, der den
Ohren "weh" tut. Die Ursache war der enge sprachliche Kontakt zu
Slawischsprachigen. Die Lautverschiebung von germanisch "t" nach
deutsch "z" / "tz" war so überflüssig wie ein
"Kropf".
Wörter mit Schluss-z > t
Salz (S-LZ) -- salt (S-LT)
Minze (M-NZ) -- mint (M-NT)
Malz (M-LZ) -- malt (M-LT)
Filz (F-LZ) -- felt (F-LT)
Stelze (ST-LZ) -- stilt (ST-LT)
Weizen (W-Z) -- wheat (W-T)
Wörter mit Schluss-tz > t
schlitzen (SCHL-TZ) -- slit (SL-T)
sitzen (S-TZ) -- sit (S-T)
setzen (S-TZ) -- set (S-T)
Hitze (H-TZ) -- heat (H-T)
kitzlig (K-TZL) -- kittle K-TL)
Netz (N-TZ) -- net (N-T)
Witz (W-TZ) -- wit (W-T)
Katze (K-TZ) -- cat (K-T)
Klotz (KL-TZ) -- clot (KL-T)
Schmutz (SCHM-TZ) -- smut (SM-T)
glotzen (GL-TZ) -- gloat (GL-T)
schwitzen (SCHW-TZ) -- sweat (SW-T)
Wörter mit beginnendem z > t
zahm
(Z-M) -- tame (T-M)
Zaum, Team (Z-M) -- team (T-M)
Zecke (Z-K) -- tick (T-K)
Zinn (Z-N) -- tin (T-N)
Zitze (Z-TZ) -- tit (T-T)
Zehe (Z-) -- toe (T-)
Zoll (Z-L) -- toll (T-L)
Zange (Z-NG) -- tongs (T-NG)
Zunge (Z-NG) -- tongue (T-NG)
Zuber (Z-B) -- tub (T-B)
Zweig (ZW-G) -- twig (TW-G)
zapfen (Z-PF) -- tap (T-P) Hier sind zwei Affrikative zu
sehen "pf" und "z"
zerren (Z-R) -- tear (T-R)
er-zählen (T-L) -- tell (T-L)
Das deutsche "ch" entspricht dem
englischen "gh", das nicht immer gesprochen wird, also stumm ist. Es
kann auch wie ein "f", z. B. in "laugh" (lachen) gesprochen
werden. In der Schrift ist jedoch die Herleitung noch gut möglich.
Nacht (N-CH-T) -- night (N-GH-T)
keuchen, husten (K-CH-) -- cough (K-GH)
lachen (L-CH-) -- laugh (L-GH)
Tochter (T-CH-T-R) -- daughter (D-GH-T-R)
fechten, kämpfen (F-CH-T-) -- fight (F-GH-T)
Flucht (FL-CH-T) -- flight (FL-GH-T)
Licht (L-CH-T) -- light (L-GH-T)
Recht (R-CH-T) -- right (R-GH-T)
Sicht (S-CH-T) -- sight (S-GH-T)
schlachten (SCHL-CH-T-) -- slaughter (SL-GH-T-)
Ge-wicht (-W-CHT-T) -- weight (W-GH-T)
er brachte (BR-CH-T) -- brought (BR-GH-T)
acht (-CH-T) -- eight (-GH-T)
Das deutsche "w" wird im Englischen
"b" geschrieben.
wetten (W-T-) -- bet (B-T)
Das deutsche "b" wird im Englischen "v"
geschrieben.
geben (G-B-) -- give (G-V)
ver-geben (-G-B-) -- for-give (-G-V)
kleben (KL-B-) -- cleave (KL-V)
treiben (TR-B-) -- drive (DR-V)
g-lauben (-L-B-) -- be-leave (L-V)
Laub (L-B-) -- leaf (L-F)
Das deutsche "d" wird im Englischen "th"
geschrieben.
Tod (T-D) -- death (D-TH)
dick (D-K) -- thick (TH-K)
kleiden (KL-D-) -- clothe (KL-TH)
beide (B-D) -- both (B-TH)
leid sein (L-D) -- loath (L-TH)
Eid (-D) -- oath (-TH)
Pfad (PF-D) -- path (P-TH)
dann (D-N) -- then (TH-N)
danken (D-NK-) -- thank (TH-NK)
dies (D-S) -- this (TH-S)
dünn (D-N) -- thin (TH-N)
Ding (D-NG) -- thing (TH-NG)
Durst (D-RST) -- thurst (TH-RST)
Distel (D-ST-L) -- thistle (TH-SL)
Dorn (D-RN) -- thorn (TH-RN)
drei (DR-) -- three (THR-)
An-drang (-DR-NG) -- throng (THR-NG)
Drossel (DR-S-L) -- throstle (THR-SL)
Donner (D-N-R) -- thunder (TH-N-D-R)
Bad (B-D) -- bath (B-TH)
Bude (B-D) -- booth (B-TH)
Bruder (BR-D-R) -- brother (BR-TH-R)
Das deutsche "ck" wird im Englischen "dg"
geschrieben.
Brücke (BR-CK) -- bridge (BR-DG)
Ecke (-CK) -- edge (-DG)
Hecke (H-CK) -- hedge (H-DG)
Die alten Römer haben sich durch ihr
strukturiertes Denken hervorgetan, auch wenn sie manche Unregelmäßigkeiten in
Kauf genommen haben. Anhand des lateinischen Tempussystems kann ich die Logik
der Römer nachweisen, die sich im Tempussystem manifestiert. Und zwar
vergleiche ich die Kopulaendungen mit den Endungen der Verben. Hier ergeben
sich viele analoge Verbindungen.
Präsens
Kopula: su-m (ich bin), e-s, es-t, su-mus, es-tis, su-nt
Verb: man-e-o (ich bleibe), man-e-s, man-e-t, man-e-mus, man-e-tis, man-e-nt
Der Stamm der Kopula lautet "s". Er wird mit fast den gleichen
enklitischen Personalendungen wie die Verben versehen.
Den Bindevokal -e- habe ich deshalb als Beispiel ausgewählt, weil er in der
Euralinga Verben markiert.
Imperfekt
Kopula: era-m (ich war), era-s, era-t, era-mus, era-tis, era-nt
Verb: man-eba-m (ich blieb), man-eba-s, man-eba-t, man-eba-mus, man-eba-tis, man-eba-nt
Das Kennzeichen des Imperfekts ist das era- bei der Kopula, jedoch -ba- bei den Verben.
Der Wechsel des Konsonanten "s" mit "r" zwischen Vokalen nennt man Rhotazismus.
Die Römer hätten die Kopula auch analog mit der Endung -ba- versehen können,
also folgendermaßen:
*eba-m,
*eba-s, *eba-t, *eba-mus, *eba-tis, *eba-nt
Das wäre logischer gewesen. In der Euralinga gibt es diesen logischen Bruch
nicht.
Perfekt
Kopula: fui (ich bin gewesen), fui-s-ti, fui-t, fui-mus, fui-s-tis, fu-eru-nt
Verb: man-ui (ich bin geblieben), man-ui-s-ti, man-ui-t, man-ui-mus, man-ui-s-tis, man-eru-nt
Das Perfekt hat teilweise eigene Personalendungen. Es widersetzt sich dem
bisherigen Schema. Es sieht so aus, als ob das präsentische Kopulakennzeichen
"s" sich immer
wieder in die Endungen eingenistet hat, aber so richtig vollständig
ausgestaltet ist das Ganze nicht. Das Tempuskennzeichen ist ein "ui". Nach
anderen vokalischen Wortauslauten ist auch ein "v" möglich,
welches mit dem "u" verwandt ist. Es kann auch völlig wegfallen. Das bedeutet,
durch die Umformung der personalen Endungen, die sich nun von den präsentischen
Personalendungen unterschieden, war eine Extra-Kennzeichnung nicht mehr nötig.
Plusquamperfekt
Kopula: fu-era-m (ich war gewesen), fu-era-s, fu-era-t, fu-era-mus, fu-era-tis, fu-era-nt
Verb: man-u-era-m (ich war geblieben), man-u-era-s, man-u-era-t, man-u-era-mus, man-u-era-tis, man-u-era-nt
Beim lateinischen Plusquamperfekt gibt es eine schöne Übereinstimmung zwischen
der Kopula und dem Verb. Das Tempus wird durch zwei Marker gekennzeichnet, das
"fu" bei der
Kopula und das "u" beim Verb plus der Imperfektendung -era-.
Erkenntnisse:
Das Perfekt ist aus dem Präsens hervorgegangen, wenn auch etwas chaotisch
ausgestaltet. Das Plusquamperfekt ist ein Derivat des Imperfekts. Es wurde gut
nach analogischen Prinzipien abgeleitet.
Schlussfolgerungen
Man könnte die Euralinga dem lateinischen Tempussystem nachbilden, jedoch mit
mehr Logik.
Präsens
Kopula: e-o (ich bin), e-s, e, e-mi, e-is, e-i
Verb: man-e-o (ich bleibe), man-e-s, man-e, man-i-m, man-e-is, man-e-n-i
Die Endungen zwischen der Kopula und dem Verb sind nicht ganz kongruent.
Logisch wäre bei der Kopula für die 3. Person Plural *eni (sie sind), was
jedoch mit der 1. Person Plural emi (wir sind) leicht verwechselt werden könnte.
Beim Verb musste ich die 1. Person Plural deutlich von der 3. Person Plural
abgrenzen.
Imperfekt
Kopula: eba-m (ich war), eba-s, eba, eba-mus, eba-is, era-ni
Verb: man-eba-m (ich blieb), man-eba-s, man-eba, man-eb-im, man-eba-is, man-eba-ni
Das Imperfektkennzeichen ist bei der Kopula und dem Verb immer -ba-.
Perfekt
Kopula: fu-e-o (ich bin gewesen), fu-e-s, fu-e, fu-im, fu-e-is, fu-e-ni
Verb: *man-u-e-o (ich bin geblieben), *man-u-e-s, *man-u-e, *man-u-im, *man-u-e-is, *man-u-e-ni
Das Tempuskennzeichen des Perfekts wäre das -u-. Bei dieser Konstruktion kämen jedoch bis zu 3
Vokale zusammen. Das ist doch ein wenig viel, weshalb eine andere Lösung
gefunden werden muss. Die Alternative wäre das -av- zu nutzen, das es bei der lateinischen
a-Konjugation gibt.
Statt *manueo -> manaveo (ich bin geblieben)
Plusquamperfekt
Kopula: fu-eba-m (ich war gewesen), fu-eba-s, fu-eba, fu-eb-im, fu-eba-is, fu-eba-ni
Verb: *man-u-eba-m (ich war geblieben), *man-u-eba-s, *man-u-eba, *man-u-eb-im, *man-u-eba-is, *man-u-eba-ni
Das Tempuskennzeichen des Plusquamperfekts wäre das -u-. plus das
Imperfektkennzeichen -eba-.
Auch beim Plusquamperfekt sollte bei den Verben die Endung -av- zum Tragen
kommen.
Statt *manuebam -> manavebam (ich war geblieben)
Futur
Auffällig bei diesem Tempus sind seine gleichen Strukturen mit den
Imperfektformen ("b" + i) bei der a- und e-Konjugationen. Bei den
anderen Konjugationen taucht der Vokal -e- auf.
Kopula
ero, eris .. (ich werde sein)
Verben
a-Konjugation: laudabo, laudabis ... (ich werde loben)
e-Konjugation: monebo, monebis ... (ich werde ermahnen)
i-Konjugation: audiam, audies ... (ich werde hören)
Nicht-vokalische Konjugation: mittam, mittes ... (ich werde senden)
Gemischte Konjugation: rapiam, rapies ... (ich werde rauben)
Wenn man davon ausgeht, dass die Futurformen aus den Kopulaformen entwickelt
wurden, dann stand eine vokalische Futurendung ("e") wahrscheinlich
am Anfang des lateinischen Futurs. Der Marker "b" wurde gebraucht, um vokalische Übergänge
"glatter" zu halten. Er wurde dann mit einem anderen Vokal
("i") als den von der Imperfektendung ("a") versehen, um
die Tempi auseinander zu halten.
vgl. laudabo, laudabis ... mit *lauda-e-o,
*lauda-e-s ... (ich werde loben)
vgl. monebo, monebis ... mit *mone-e-o,
*mone-e-s ... (ich werde ermahnen)
Durch ein solches aussprachetechnisches "Hilfszeichen" "b" kommt es
natürlich zu logischen Ungereimtheiten im Tempussystem, was mich im
Lateinischen schon als Schüler gestört hatte. Das ist für eine Plansprache
unbrauchbar.
Zusammenfassung
Die ursprünglichen lateinischen Tempusmarker und Personenmarker müssen sehr
regelmäßig gebildet sein. Im Lauf der diachronischen Entwicklung wurden
bestimmte Marker weggelassen und führten so zu einer (unnötigen) Flektion.
Als Erkenntnis meiner bisherigen Analyse der lateinischen Tempusbildung ergibt
sich, dass das Lateinische aufgrund seiner natürlichen Evolution manche
logischen Sprünge gemacht hat, die zu verwechselbaren Formen geführt haben.
Eine klare strukturelle Trennung zwischen dem Imperfekt und dem Futur ist
nicht erkennbar. Sie schwimmen ineinander über.
Das Türkische als Kontrastsprache hat hier mehr "geleistet". Sein
Tempussystem ist viel "sauberer" und phonetisch differenziert. Meine
Hypothese ist, dass die frühe Verschriftung des Lateinischen seine bis dahin
stattgefundene Entwicklung unterbrochen hatte und der Flektionscharakter dieser
Sprache konserviert wurde. Das Türkische mit seiner Vokalharmonie muss ehemals
auch verschiedene Konjugationen gehabt haben. Es konnte sich jedoch durch
mündliche Tradition vollständig zu einer regelmäßigen agglutinierenden Sprache
entwickeln. Die Türken müssen also bestimmten "Störungen" in ihrem
Tempussystem durch die Definition der Vokalharmonie entgegen gewirkt haben, so
dass das heutige regelmäßige System entstanden ist.
In einer Plansprache sollten analoge Bildungsmodelle in Anwendung kommen. Ein
simpler Schematismus, der zu phonetischen Unschärfen und Hörfehlern führen
würde, ist abzulehnen. Besser ist auf jeden Fall der Gebrauch von ähnlichen
Phonemen für die gleiche Funktion.
Das Lateinische hat die Sprachen Europas stark
beeinflusst und wird deshalb auch heute noch an höheren Schulen gelehrt. Manche
Intellektuelle und Politiker befürworten deshalb den Einsatz dieser Sprache als
"Muttersprache Europas", so wie es im Mittelalter war. Dieser Gedanke
ist auf den ersten Blick einleuchtend, doch wer an die gequälten Gesichter der
Schüler denkt, wird davon Abstand nehmen. Das scheint nicht so eine gute Sache
zu sein.
Die Behauptung, Latein sei "logisch" aufgebaut, wird durch einen
kurzen Blick in die Grammatik schnell widerlegt. Man kann nur behaupten, Latein
sei eine systematisch, nach bestimmten Regeln strukturierte Sprache, aber
ebenso vielen Abweichungen davon. Seine Grammatik ist of mehrdeutig. So kann
die Endung -or die 1. Person Singular Präsens sein, z. B. amor (ich werde
geliebt), aber auch eine Nomenendung "amor" (die Liebe). So sieht
Logik nicht aus!
Der Vorteil des Lateinischen ist mehr psychologischer Natur. Seine Grammatik
erfordert beim Leser Geduld und den kombinatorischen Einsatz einer Fuzzylogik.
So manche mehrfach belegte Endungen müssen erst nacheinander durch ein
Ausschlussverfahren der gemeinten Bedeutung zugeordnet werden. Die römischen
Klassiker, alles Angehörige der herrschenden Klasse, haben durch ihre
eigenwillige und bunte Anordnung der Wörter im Satz dazu beigetragen, dass
Latein heute einen schlechten Ruf hat, außer bei den beruflich damit
Beschäftigten. Sie hätten die gleichen Gedanken ebenso gut ohne
Informationsverlust in eine leicht überschaubare Struktur packen können, doch
da sie Sklaven für die täglichen Arbeiten hatten, konnten sie in ihren
Mußestunden an barocken Sprachgebilden basteln.
Das klassische Latein kommt keineswegs als europäische Sprache in Frage. Es ist
tot und wird es immer bleiben. Eine neue Sprache, die auf ihm aufbaut, aber
viel, viel einfacher und logischer, ohne die lästigen Mehrdeutigkeiten,
aufgebaut ist und die phonetisch klar unterscheidbare Formen hat, wird die
kommende Volkssprache der Republik Europa sein.
Der Hörer soll sofort verstehen, was der Sprecher meint und er soll sich nicht
wegen allzu ähnlicher Formen sich verhören. Es genügt nicht, wenn das
Schriftbild die Formen klar abgrenzt, man muss es auch hören.
Die klassische lateinische Grammatik ist also zu kompliziert und
unübersichtlich. Eher käme die spätere volkstümliche Entwicklung des
Lateinischen, inklusive seiner romanischen Tochtersprachen in Betracht, wo die
Endung reduziert sind, wo es eine vorgegebene Satzstellung und einen
natürlichen Redefluss gibt.
Das sind hohe Anforderungen an die neue Sprache, die die Vorzüge des
Lateinischen mit seiner präzisen Ausdrucksweise mit einer klaren, regelmäßigen
Grammatik verbindet, die mit weniger, aber notwendigen Elementen auskommt.
Völker, die durch verschiedene Sprachen
voneinander getrennt sind, können über eine gemeinsame Sprache zusammenfinden.
Denn in jeder Sprache ist auch die Tradition eines Volkes verborgen. Sie ist
das kollektive Gedächtnis eines Volkes. So entsteht aus den bisher getrennten,
viel sprachigen, europäischen Völkern ein europäisches Volk.
Wenn es gelingt, die europäische Sprache erst als Amtssprache und dann als
echte Volkssprache zu etablieren, dann ist die Schaffung eines einer
europäischen Nation möglich. Eine rein auf ökonomischen Gesichtspunkten
aufgebautes politisches System kann dies nicht leisten. Dies ist nur denkbar
mit einer Sprache, die diesen Erfordernissen gewachsen war, mit der solche
zivilisatorischen Errungenschaften organisiert und verwaltet werden können.
Unsere Vorfahren, die Germanen, hatten gespürt, dass Latein mehr war als ein
Sprache, nämlich dass sie die römische Kultur (Kunst, Literatur, Bildung und
Philosophie, wobei letztere größtenteils von den Griechen stammte, und Recht)
und Zivilisation (Architektur, staatliche Organisationen, Infrastruktur,
Handwerk, Landwirtschaft, Handel, Militär) repräsentierte.
Während die Germanen als nomadisierende Bauern in einfachen Hütten zusammen mit
ihrem Vieh lebten, kannten die Römer Städte mit Straßen und Steinhäuser mit
Bädern und große Theater. Unsere Vorfahren kannten nur einen kargen Ackerbau
und verbrachten ihre Zeit mit Kämpfen, entweder in Form von Kriegen
gegeneinander oder gegen das zivilisierte Rom. Ich kann deshalb nicht
nachvollziehen, wie manche einen Rekurs auf die Germanen nehmen und eine
unentwickelte kulturelle Stufe zum Ideal erheben.
Wie viele lateinische Fremdwörter sind in die deutsche Sprache eingedrungen,
ohne die wir heute nicht mehr auskommen. Es wurde immer wieder in der
Geschichte versucht, sie zurückzudrängen und durch deutsche Neuschöpfungen zu
ersetzen, doch größtenteils war dies nicht möglich. Ohne die vielen
lateinischen Wörter in unserer Sprache wären wir immer noch auf dem Stand einer
kriegerischen Stammesgesellschaft.
Mit der notwendigen Übernahme lateinischer Begriffe in die deutsche Sprache ist
jedoch eine gesellschaftliche Zweigleisigkeit entstanden. Das einfache Volk
versteht und verwendet häufig nur wenige dieser lateinischen Fremdwörter. Im
technisch-wirtschafltichen, politischen und wissenschaftlichen Bereich ist man
jedoch auf diese Fremdwörter angewiesen. Nur ein geringer Teil von ihnen könnte
durch echt deutsche Wörter mit germanischen Wurzeln ersetzt werden.
Durch die Euralinga würde die Teilung der Gesellschaft in zwei Bildungsklassen
aufgehoben. Auch die Abgrenzung der Fachwissenschaften mit ihrem eigenen
Vokabular würde ein Ende finden, denn jeder könnte verstehen, was die
(heutigen) Fremdwörter bedeuten.
Das hätte zur Folge, dass die deutsche Sprache verschwinden würde und mit ihr
ihre sprachlichen Denkmäler. Das muss man klar sehen und akzeptieren, wenn man
etwas Neues, höher Entwickeltes schaffen möchte. Da stellt sich die Frage: Was
wiegt schwerer, eine neue Kultur zu schaffen, an der alle Mitglieder des Volkes
Anteil haben, als eine Kultur zu bewahren, die letztlich großen Teilen der
Bevölkerung verschlossen ist, weil sie sie nicht versteht, also eine
Klassengesellschaft zu zementieren?
Was spricht denn dagegen, wertvolle deutsche Literaturdenkmäler in die neue
europäische Sprache zu übertragen?
Wie die Geschichte zeigt, kann die bestehende deutsche Kultur wieder auf den
Stand der Barbarei zurückfallen. Ich denke dabei an die kurze Zeit in der
deutschen Geschichte, dem Dritten Reich (1933 - 1945), als das Deutsche bzw.
Germanische völlig überbewertet wurde und der Geist der Vergangenheit in den
Hütten aus Flechtwerk und Lehm beschworen wurde. Ein Teil der Bevölkerung
Europas verwandelte sich wieder in Barbaren, die blindlings treu ihrem Anführer
ins Verderben folgten.
Der Verrat des Germanen Arminius an seinem Feldherrn Varus in der Schlacht beim
"Teutoburger Wald" (genauer bei Osnabrück) im Jahre 9 hatte die
zivilisatorische Entwicklung Mitteleuropas um 1500 Jahre verhindert. Erst in
der Neuzeit, als sich die gebildeten Menschen wieder auf die römische Antike
zurückbesannen, erfolgte ein neuer kultureller Schub auf dem Gebiet der Kunst
und Wissenschaft.
Ohne die römische Kultur wäre das heutige Europa oder Amerika nicht denkbar.
Wie viele Gebäude nach antikem Muster gibt es hier! Die heutigen politischen
Strukturen gab es auch schon in der Antike. Was wäre die heutige staatliche
Verwaltung ohne das Vorbild des römischen Rechts?
Wenn wir schon so viel Römisches, aber auch Griechisches, aufgenommen haben,
dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, auch eine reformierte Sprache der
Römer und ihrer romanischen Nachfolger zu übernehmen.
Nicht zufälligerweise entstand auf deutschem Boden der Begriff vom
"Heiligen Römischen Reich deutscher Nation". Man wollte damals wieder
an die römische Tradition anknüpfen. Diese Staatsbezeichnung wurde vom
deutschen Kaiser Otto den Großen 962 geprägt. Die Deutschen hatten sich also
als kulturelle Nachfahren der alten Römer gefühlt.
Ich sehe keine Hindernisse, sich wieder an die alten Bestrebungen zu erinnern
und den Grundstein zu einer modernen, europäischen Nation zu setzen.
Unter diesem Hintergrund habe ich die alte lateinische Sprache reformiert und
aus dem historisch gewachsenen Grammatikknäuel ein wohl geordnetes und logisch
abgesichertes Gebilde geschaffen, das dem Geist dieser alten Kultursprache
entspricht.
Eine Plansprache zu erstellen, die sich
schließlich in der gewünschten Form durchsetzt, ist eine Herkulesaufgabe. Ihr
Erfolg hängt nicht von dem Erfinder selbst ab, sondern auch von jenen, die sie
tatsächlich gebrauchen. Außerdem sind die gesellschaftlichen Umstände zu
berücksichtigen.
Der jüdische Esperanto-Erfinder Lejzer Zamenhof agierte zu einer Zeit, die
"reif" war für eine übergreifende Sprache. Es war eine Zeit, in der
die Sozialisten und Kommunisten die bestehende feudale oder bürgerliche
Gesellschaft von Grund auf umkrempeln wollten. Dazu passte gut die Konstruktion
einer neuen Sprache, deren Schöpfer noch andere, über das reine Kommunizieren
hinaus, anvisierte Ziele hatte. Aufgrund seiner zionistischen Grundeinstellung
wollte er die Juden sprachlich vereinen. Er spielte sogar mit dem Gedanken
eines jüdischen Staates in der Ukraine. Doch es kam alles anders. Zamenhof
stieß bei seinen jüdischen Landsleuten auf Ablehnung. Dafür gewann er die
Nicht-Juden für seine Sprache. Wie das oft im Leben so ist: Nach Leid kommt
Freud'. Lejzer Zamenhofs Sprache hatte Zulauf bekommen. Darauf konnte er stolz
sein. Herzlichen Glückwunsch!
Heute dümpelt auch das Esperanto vor sich hin, wenn man sich die relativ
wenigen organisierten Mitgliederzahlen anschaut. Von einem Sprachenthusiasmus
ist jedenfalls außerhalb der Esperantokreise in der Bevölkerung nichts zu
spüren.
Das sind bloße Feststellungen, und nicht als Abwertung dieser Sprache zu sehen.
Ich habe persönlich noch keinen Esperantosprecher getroffen. Nur im Internet
beobachte ich ihr reges Treiben.
Esperanto hat einen gemischten europäischen Wortschatz, für den
Deutschsprachigen ein Sammelsurium von Fremdwörtern, unter dem Hut einer
reduzierten Grammatik vereinigt. Sie ist deshalb für sprachlich Gebildete
leicht zu verstehen. Abgesehen von einigen Ungereimtheiten gefällt mir sein
Klang einfach nicht, das ist natürlich reine Geschmackssache, aber für
Esperanto kann ich mich schon aus diesem Grund nicht erwärmen. Es gibt
"schönere" Sprachen, die nicht so "hoppeln", die mehr Verve
und Wärme haben.
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass unsere Euro-Politiker heimlich das
Englische als Standardsprache in Europa durchsetzen wollen. Offen wird das
nicht gesagt, aber stillschweigend nach und nach durch den häufigen Gebrauch
dieser Sprache etabliert. Auch die deutsche Jugend hat das Englische als
Quasinorm der internationalen Verständigung übernommen. Die englischen
Liedtexte, auch die zunehmende Anglisierung der Werbesprache und
"Businesssprache" sind ein beredter Hinweis darauf. Neue
wissenschaftliche und technische Begriffe werden aus dem Angelsächsischen
übernommen, die erst durch ein aktuelles Wörterbuch verständlich sind.
Oft bräuchte das nicht zu sein, es gibt auch deutsche Begriffe für die neuen
Wörter. Aber das ist ein anderes Thema, das der Klassensprache, wo die
einfachen Leute nicht die Gebildeten verstehen können, obwohl es anders sein
könnte.
Sprachen werden durch bestimmte gesellschaftliche Begebenheiten verbreitet,
heute eben das Englische durch die Dominanz der Vereinigten Staaten von
Amerika. Doch ist dies kein ehernes Gesetz. Wenn man sich damit abfindet, aber
schon.
Eine neue Sprache kann sich nicht allein durch seine "Eleganz",
"Einfachheit" oder andere schmückende Attribute durchsetzen. Sie
fängt immer klein an, braucht aber an entscheidenden Stellen in der Politik
Unterstützer. Das ist dialektisch zu beurteilen.
In der Geschichte wurden bestimmte lokale Sprache zur Hauptsprache durch den
Umstand, dass sie in der Hauptstadt oder von den Herrschenden gesprochen
wurden. Wurde eine Sprache erst einmal institutionalisiert, verbreitete sie
sich ziemlich rasch im Volk.
In den Demokratien werden die bürgerlichen Politiker schnell auf neue
Volksmeinungen eingehen, ganz gleich im was es sich handelt, wollen sie gewählt
werden. Sie sind so flexibel und wendig und haben keine Scheu, heute das zu
propagieren, was sie gestern noch bekämpft haben.
Das wird auch bei der Etablierung einer neuen Sprache so sein. Je mehr also von
der Bevölkerung eine solche Sprache fordern, desto eher wird sie auch im Staat
institutionalisiert, in den Schulen, Universitäten, in der Verwaltung, in den
Printmedien oder elektronischen Medien. Nur ist der Weg zu einer solchen
Massenwirkung ungeheuer schwer. Es reicht nicht aus, nur eine andere Sprache zu
kreieren, sie muss auch etwas Neues, das die Leute anspricht, etwas
Attraktives, aufweisen.
Mit dem Esperanto aus dem 19. Jahrhundert war früher der Traum vom
unbeschwerten Reisen ohne Sprachschwierigkeiten und eine Friedenshoffnung
verbunden. Heute spielt das keine Rolle mehr, jeder kann auch ohne Esperanto in
fremde Länder reisen, das erledigen die Reisebüros und ihre Reiseleiter. Auch
wurde der Friede in Europa auch ohne den Gebrauch des Esperanto bis heute
erhalten. Damit ist der Niedergang dieser Sprache erklärbar. Er ist nicht mehr
aufzuhalten, obwohl ich nicht davon ausgehe, dass sie ganz ausstirbt.
Für die Euralinga bedeutet dies, dass mit ihr eine neue Anschauung und
Sinngebung gekoppelt werden sollte. Sie müsste eine bestimmte gedankliche
Assoziation erzeugen. Wer von ihr spricht, denkt, aha, das bedeutet für mich
das und das, ich kann das und das mit ihr erreichen.
Zu argumentieren, mit der neuen Sprache lassen sich alle Werke der
Weltliteratur übersetzen oder man könnte sich prima damit verständigen, erfüllt
dieses Kriterium nicht. Im Gegenteil, Altbekanntes wird nur aufgewärmt. Nein,
etwas Neues, was auch die Psyche des Menschen betrifft muss da hineinspielen.
Da bieten sich in der heutigen Zeit mehrere bewusstheitliche Strömungen an,
aktuell ist die Wiederbelebung des Islam, auch die Zunahme der freikirchlichen
Gruppen, sowie die vielen Psychoströmungen, Selbsterfahrungsseminare, Naturerlebnistrips,
Extremsports, aber auch Meditationserfahrungen und der Buddhismus in seinen
vielfältigen Ausprägungen.
Fange ich mal bei der Religion an. Die protestantischen Freikirchen und
amerikanischen Sekten fußen auf dem Ergebnis der protestantischen Reformation
in Deutschland vor 500 Jahren. Sie propagieren in ihren Gottesdiensten und
Predigten die einheimischen, nationalen Sprachen, weshalb sie kein Interesse
haben, sich einer internationalen Sprache zu bedienen.
Häufig sind ihre Mitglieder auch nicht sprachlich vorgebildet. Das ist keine
Abwertung oder ein Vorwurf, sondern eine reine Tatsachenfeststellung.
Der Islam ist im Kommen, auch in Europa, mit einer Vehemenz, die vielen Angst
macht, vor allem, wenn einzelne muslimische Kriminelle wahllos Menschen durch
Attentate umbrachten. Das führt zu einer allgemeinen Ablehnung dieser Religion
in der europäischen Bevölkerung.
Linguistisch gesehen ist mit einer Islamisierung auch eine starke Betonung der
arabischen Sprache und Schrift verbunden. Beide wirken auf die Europäer äußerst
befremdlich, wenig attraktiv, obwohl der Klang der arabischen Sprache gar nicht
mal so schlecht ist, sehr emotional wirkt, und in der Koranrezitation besser
als jedes Rezitieren von biblischen Texten in der Kirche oder Synagoge klingt.
Die islamische Religion besticht durch ihre konsequente Art der
Gottesdefinition und Gottesanbetung in den Moscheen, ist aber nicht prinzipiell
anders als die beiden anderen monotheistischen Religionen. Man kann sich gut
verständigen mit demselben Vokabular über die Grenzen der eigenen Religion
hinweg. Aber so ganz anders sind diese Religionen und ihre Anhänger nicht. Die
Muslime haben vom Grundsatz her keine Veranlassung, eine internationale
Plansprache zu gebrauchen, das Arabische ist ja schon international
gebräuchlich im Gottesdienst und außerdem für Nicht-Araber ziemlich schwierig
zu erlernen oder auszusprechen. Wo es schon eine Sakralsprache gibt, hat eine
andere Sprache keine Chance.
Entgegen den Meinungen von jungen, fundamentalistischen Muslimen kleben die
muslimischen Arbeiter und ihre Nachkommen in Europa an ihrer Herkunft, der
jeweiligen Nation ihrer Vorfahren, und leben zwiespältig in zwei Kulturen, eine
sehr unbefriedigende Situation für die Betroffenen.
Die Religion bindet doch nicht so sehr wie die Nation, was auch für den Islam
zutrifft. Wie sollte man sonst erklären, dass sich türkische und kurdische
Muslime bekriegen?
Wer schon zwei Sprachen lernen muss, der wird eine dritte internationale
Sprache, die zudem keinen historischen oder gesellschaftlichen Hintergrund
besitzt, lernen. Deshalb ist aus dem islamischen Kulturraum kein Impetus für
eine Plansprache zu erwarten.
Komme ich darauf zurück, welche bewusstheitliche Motivation für die Einführung
einer Plansprache spricht.
Extremsportler brauchen keine neue Sprache, auch die Menschen, die sich nur
meditativ zurückziehen oder bestimmte Selbsterfahrungskurse besuchen, können
dies nonverbal machen.
Der Buddhismus hingegen mit seiner andersartigen Bewusstseinserfahrung und dem
Weg dahin bietet neue Ansätze, die Welt zu erklären und sich sprachlich damit
auseinander zu setzen.
Im Pali, der Sprache der alten buddhistischen Texte, habe ich so manche
Erkenntnisse gewonnen, die in Europa fremd sind. Die alten Mönche, auch der
historische Buddha Siddharta Gautama, haben sich einer Sprache bedient, die
häufig anders und ganz fremdartig wirkt, aber dennoch neue Gedanken ausdrückt.
Das Pali ist ein fortentwickeltes Sanskrit, eine Sprache, die mit unserer
Sprache sogar verwandt ist.
Wir stehen noch vor großen Umbrüchen, sei es religiös oder gesellschaftlich,
denn eine veraltete Gottessicht und eine entseelte Welt mit einem plumpen
Materialismus bleibt nicht lange bestehen. Die Menschen sehnen sich nach einer
Wohlordnung, wo sie sich geborgen fühlen und zur Ruhe gelangen, was sie aber
durch schöne Worte, Gebete und erfolglose Fürbitten oder den Konsum nicht
finden können.
Die Grenzen der Marktwirtschaft sind heute an den permanenten Krisen zu
erkennen und spürbar.
Durch politische Entscheidungen kann sich eine Sprache schnell durchsetzen.
Kemal Atatürk hatte die arabische Schrift durch die Lateinschrift abgelöst und
die türkische Sprache europäischen Einflüssen geöffnet, und dadurch viele
persisch-arabische Wörter aus dem aktiven Wortschatz des türkischen Volkes
entfernt.
Natürlich ist ein Sprachwechsel nicht von heute auf morgen zu schaffen, das
braucht Generationen und fängt in den Schulen an. Es gibt Beispiele in anderen
Ländern, wo ebenfalls die Sprache modifiziert wurde.
Sprachen vergehen, neue kommen, so war das schon immer in der Weltgeschichte.
Wir sprechen auch kein Germanisch mehr.
Die Deutschen sind fähig, Reformen durchzuführen, was sich in der
Rechtschreibreform zeigt, die in den Schulen und vielen Publikationen angewandt
wird, wenn auch manche konservative Kreise lieber bei den alten chaotischen
Regeln oder unbegründbaren Schreibtraditionen bleiben wollen, was ihnen ein
wenig Flexibilität abverlangen würde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte es das sogenannte Wirtschaftswunder
aufgrund eigener Kraft, Ausdauer und Tüchtigkeit. Das deutsche Volk ist, wenn
es einmal Reformen macht, konsequent und gründlich.
Der plötzliche Ausstieg aus der Kernenergie im Jahre 2011 zeigt den Willen des
deutschen Volkes, seine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und lässt damit
andere Völker hinter sich, die an veralteten Denkweisen haften bleiben.
Die Deutschen sind zu einer Kulturrevolution fähig, wenn es die
gesellschaftlichen Umstände erfordern. Das wird dann der Fall sein, wenn die
Grenzen für Millionen Einwanderer aus dem Orient aufgemacht werden müssen, um
die alterne Bevölkerung zu versorgen und die Wirtschaft zu stabilisieren. Ein
solches Megaereignis, das vergleichbar mit einer Völkerwanderung ist, kann
nicht mit den bisherigen Methoden einer Integration in die deutsche
Gesellschaft, sondern vielmehr über die Etablierung einer neuen Gesellschaft
und Kultur unter Einbeziehung einer neuen Sprache geschehen. Die deutsche
Sprache würde aufgegeben und eine neue Sprache eingeführt, mit der alle
Deutschen leben könnten.
Momentan wollen die meisten Deutschen so weiter leben, wie sie es gewohnt sind,
doch der Punkt ist schon erreicht, wo ein radikal neues Denken erforderlich
ist. Das deutsche Wirtschaftswunder ist jedoch verblasst und die Vergreisung
der Gesellschaft, die enorme Kapitalisierung der Ökonomie mit null
Zukunftsaussichten für die unteren Schichten, die Arbeit immer mehr vernichtet
und ein Heer von Sozialhilfempfängern und Frührentnern schafft, das wird nicht
lange gut gehen.
Die Zerfallserscheinungen mit dem Erstarken von anti-intellektuellen, radikalen
und barbarischen Strömungen sind unübersehbar.
Hinzu kommt das kärglich entwickelte nationale Bewusstsein der Deutschen, die
nicht genau wissen, wo sie eigentlich als Volk hingehören. Ein solches Volk
wird sich deshalb in seiner Sinnkrise neue Wege suchen. Die Schaffung einer
neuen Gesellschaft und einer neuen Kultur, der europäischen Kultur mit einer
europäischen Sprache, bietet sich an.
Die deutsche Sprache ist eine Klassensprache ist, die die Gesellschaft in
diejenigen einteilt, die die Normen und Ziele zu ihren eigenem Vorteil
festlegen und denjenigen, die sich den herrschenden Zuständen, auch im
Schulwesen, beugen müssen. Schon aus diesem Grund käme die deutsche Sprache als
eine pan-europäische Sprache nicht in Betracht.
Die Klassenzugehörigkeit sagt aber nichts über die Intelligenz der jeweiligen
Klassenangehörigen aus, auch nicht, ob sie nicht in der Lage wären, Neues zu
lernen. Auch den einfachen Leuten, den Angestellten, Arbeitern und Handwerkern
wäre es möglich wäre, eine neue Sprache zu erlernen, die bedeutend einfacher
als Deutsch strukturiert ist.
Neues und Neuerungen stoßen anfangs immer wieder auf Widerstände oder
Ablehnung, da ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Die Schaffung des
europäischen Staates erfordert ein völliges Umdenken und Weiterdenken im
Bereich der Ökonomie und Kultur, worunter auch die Sprache subsumiert wird.
Gerade die Art der Sprache sagt viel über das dahinter stehende Bewusstsein
aus.
Wenn die Deutschen als Vorreiter Europas eine allgemeine europäische Sprache,
einführten, würden sie schon dadurch eine neue Kultur etablieren, die
richtungsweisend für die Zukunft Europas wäre. Eine Kulturrevolution hätte
begonnen.
Die Vereinigung der europäischen Völker mit ihren verschiedenen Sprachen ist
nicht möglich ohne eine einheitliche Sprache, die sie miteinander verbindet, so
dass sich schließlich ein europäisches Volk aus den bisher divergierenden
Kultur- und Spracheinheiten entwickelt.
Die Euralinga habe ich auf dieses Ziel zugeschnitten. Sie soll einfach
strukturiert und schnell erlernbar sein, deshalb enthält diese neue Sprache
zahlreiche internationale Wörter. Ihre Grammatik ist leicht überschaubar und
enthält nur wenige morphologische Bausteine zur Anordnung der Wörter und zur
Bildung von Begriffen.
Meine Sprache ist der linguistische Beitrag zur "deutschen
Kulturrevolution", auch wenn das jetzt noch utopisch anmutet.
Dass es möglich ist, eine Sprache zu regulieren, zeigte Mustafa Kemal, genannt
Atatürk ("Vater der Türken"). Als er 1928 die türkische Sprache
reformierte, indem er viele arabische Fremdwörter durch einheimische Wörter
ersetzte und vor allem das lateinische Schriftsystem einführte, brachte er den
modernen türkischen Staat voran und beendete den kulturellen Stillstand des
osmanischen Reiches. Er warf den Hemmschuh der arabischen Schrift fort. Durch
seine Sprachreform hob er die türkische Kultur auf eine höheres Niveau. Von nun
an lernten auch die Türken aus der breiten Schicht des Volkes lesen und
schreiben, worum sich die aristokratischen Feudalherrn Jahrhunderte lang vorher
nicht gekümmert hatten.
Atatürk ist ein gutes Beispiel dafür, dass Weitblick, auch die Sprache
betreffend, zu einer neuen kulturellen Blüte führt.
Genauso könnte sich die Einführung einer europäischen Sprache in Deutschland
vollziehen. Sie kann die sprachliche Einheit Europas vom Zentrum aus
vollziehen.
Die alten Römer haben den europäischen Kontinent
nachhaltig geprägt. Trotz ihres militärischen Siegs über die römischen Legionen
im Jahre 9 n.Chr. mussten die Germanen erkennen, dass sie einen geschichtlichen
Fehler gemacht hatten, der sie für Jahrhunderte in der kulturellen
Rückständigkeit beließ. Manche Freiheitskämpfe finden eben zur falschen Zeit
statt.
Wie das im Leben so ist, man vergisst einiges in der Bahn, verliert
Kleinigkeiten auf dem Weg, auch bestimmte lateinische Wörter sind in den
lateinischen Tochtersprachen nicht mehr zu finden. Aus dem klassischen
"equus" (Pferd) wurde "caballus", der Klepper, ein Wort aus
dem Straßenjargon. "Pulcher" (schön) wurde zu "bellus", was
sich in der Tollkirsche erhalten hat: Belladonna (= schöne Dame, d. h. ihr
schöne Augen machen, weil der Saft der Tollkirsche die Pupillen erweitert. Nur
trinken sollte man ihn nicht, das führt dann zum "exitus letalis"
(Tod)).
Diese Beispiele ließen sich fortführen. Wer den Verlust bestimmter Wörter
bedauert, ist ein Nostalgiker, der nach seiner Liebsten schmachtet, die aber
unerreichbar ist. Für den gemeineuropäischen Wortschatz ist entscheidend,
welche Wörter heute gebraucht werden. Das erleichtert das Erkennen und
Memorieren.
Schon im Lateinischen gab es Unmengen an Homonymen und griechischen
Fremdwörtern. Sie durch andere Wörter zu ersetzen bzw. umzuformen wird eine
Menge Arbeit machen. Es kann nicht so wie in den heutigen Sprachen bleiben,
dass in der europäischen Volkssprache Dublettenbegriffe auftauchen. Ein Begriff
für eine bestimmte Sache genügt. Das wird dazu führen, dass viele griechische
Begriffe latinisiert werden, z. B. aus hyper- wird dann super-.
Vorteilhaft wäre es, wenn die international gebräuchlichen Wörter in die
europäische Volkssprache integriert werden, aber nicht dumm mechanisch, sondern
nach ausgeklügelten und sorgsam bedachten Regeln. Die internationalen Wörter
decken jedoch nicht alle Bereiche des menschlichen Lebens ab, so dass es
notwendig sein wird, dass Wörter in die neue Sprache einfließen, die nur einem
der heutigen europäischen Völker geläufig sind. Das ist ein Wermutstropfen.
Es gibt neu-lateinische Wörterbücher, die moderne Wörter enthalten, doch muss
man hier auf Überraschungen gefasst sein. Dort werden die einfachsten modernen
Begriffe, für die es schon romanische Wörter gibt, ins klassische Latein
zurückübersetzt oder umständlich erklärt. Prägnante Wörter, wie man sie im
Alltag verwenden, sucht man vergebens. Dr. Eichenseer, ein Latinist der
Universität Saarbrücken, der, wie er sagt, sogar auf Lateinisch träumt,
beschrieb in einem Interview, wie er neue lateinische Wörter bildet, nämlich,
indem er sie nach den Regeln des klassischen Lateinisch, also nach antikem
Vorbild formt.
Beispiele
Reißverschluss = clusura tractilis
Schallplatte = discus sonans
Das Wort "Schallplatte" beweist, dass dieses Interview schon etwas
länger her ist. Heute ist sie in den Geschäften normalerweise nicht mehr
erhältlich. So schnell ist der technische Fortschritt heute, der hungrig auf
immer mehr neue Begriffe ist. So wurde die Schallplatte durch die CD (Compact
disc) ersetzt und morgen? Welche technische Neuerungen warten noch auf uns und
damit völlig neue Begriffe?
Die Methode des Dr. Eichenseer hat nostalgische Züge, doch auf diesen Zug
aufzuspringen, hieße, mit einer alten Dampflok zu fahren. Es kommt für die
zukünftige europäische Sprache nicht so sehr darauf an, die Sprache der alten
Römer in allen Details zu imitieren. Vielmehr ist es besser, die bewährten
Wortbildungen der romanischen Sprachen, die das aussagen, was sie aussagen
sollen, und das in möglichst kurzer Art und Weise, zu übernehmen. Überflüssige
Endungen aus der klassischen Zeit des Latein bleiben dabei außen vor. Man
braucht ja nicht den alten Ballast mitschleppen.
Der lateinische Wortschatz hat ein bestechendes Merkmal, nämlich Präzision und
Nüchternheit. Seine Wörter aber sind oft zu lang, haben Endungen ohne besondere
Bedeutung. Das könnte alles abgeschnitten werden.
Beispiel
Reißverschluss = clusura tractilis
Das sind sechs Silben im Lateinischen, aber nur drei Silben im Deutschen, also
6 : 3. Ein schlechtes Verhältnis. Das kann man kürzer hinkriegen, indem die
Wortbildung wie im Deutschen erfolgt, also das Attribut nach vorn vor das Nomen
setzen und damit verschmelzen.
Latein wäre also nur bedingt tauglich für eine europäische Hochsprache.
Das europäische Nationalbewusstsein braucht
Traditionen, die für eine moderne Gesellschaft geeignet sind. Er muss auch
linguistisch unterstützt werden.
Unter diesem Hintergrund ist eine europäische Sprache notwendig, keine Zweitsprache,
sondern eine Sprache, die die Mütter ihren Kindern mit der "Muttermilch
einflößen", sie mit ihr vertraut machen, ihre Gefühle ausdrücken und ihren
Lebenskosmos abbilden. Das funktioniert gut mit einem sprachlichen Klangkörper,
der auf ein harmonisches Zusammenspiel der Wörter ausgerichtet ist, einen
Sprachfluss aufweist, der Dissonanzen vermeidet und eine expressive Möglichkeit
zum Schauspiel und zum Lied schafft.
Eine europäische Partei, die als eines ihrer Ziele eine europäische
Staatssprache propagiert, kann den Prozess der Einigung Europas vorantreiben.
Ohne eine politische Aussage und ohne organisatorische Strukturen wird sich
eine europäische Sprache nicht etablieren.
Wenn sich die europäische Sprache erst einmal in einem Staat durchgesetzt hat,
wird dies eine Signalwirkung auf die anderen Länder haben, denn sie werden sich
dann an diese Sprache anpassen, angefangen in den Schulen, den Publikationen,
den Übersetzungsdiensten und den administrativen und kulturellen Institutionen.
Das sind noch Visionen, aber realisierbare Zukunftsaussichten, sobald sie
angepackt werden von Menschen, die ein gemeinsames Ziel haben und Hand in Hand
die Zukunft gestalten wollen.
Wie die Menschen begonnen haben, sich mit Wörtern zu verständigen,
ist unbekannt. Auch wann dieser Prozess begonnen hat, lässt sich anhand der
menschlichen Fossilien nicht erschließen. Sicher ist, schon der Homo erectus
(der "aufgerichtete Mensch") eine Sprache hatte, doch welche Laute er
gebrauchte oder welche Grammatik er dazu benutzte, ist unbekannt.
Die Linguisten konnten durch Sprachvergleiche der europäischen Sprachen
nachweisen, dass es eine gemeinsame Sprache gab, die indogermanisch,
indo-europäisch oder im anglophonen Sprachraum aryan ("arisch")
genannt wird. Sogar im fernen Indien werden Sprachen, das Sanskrit und seine
moderne Form, das Hindi, gesprochen, die mit den europäischen Sprachen, den
Sprachen der Nachkommen der Germanen, Kelten, Romanen und Slawen verwandt sind.
Die indoeuropäische Ursprache war keineswegs primitiv, wie man meinen könnte,
im Gegenteil, sie war sehr kompliziert und hatte ein reich bestücktes Inventar
an grammatischen Formen, wie man sie aus den alten Sprachen Lateinisch und
Griechisch kennt.
Erst das Englische und Persische haben sich der vielen Formen entledigt und
sind zu einem einfacherem Grammatikbau angelangt, wie jeder, der Englisch
spricht, bestätigen kann. Es geht auch ohne kompliziert zu gebrauchende
Endungen. Die Verständigung wird durch ein Wirrwarr an grammatischen Ausnahmen nicht
verbessert.
Die modernen Spracherfinder haben sich deshalb an das Englische angelehnt und
ahmen seine Grammatik bis zum Extremum einer Pidginsprache nach, deren
Grammatik äußerst primitiv ist und die einen mangelhaften Wortschatz hat. So
wird z. B. der Kasus nicht mehr unterschieden. "ich",
"mir", "mich" sind gleich und müssen über die Stellung im
Satz erraten werden. Der Hörer hat dann die undankbare Aufgabe, aufgrund von
Wahrscheinlichkeiten herauszufinden, was der Sprecher meint. Bei simplen Sachverhalten
klappt die Verständigung, wenn man auch noch die Hände und Füße mit einbezieht.
Ein Beispiel ist die LFN (Lingua Franca Nova) von George Boeree.
Das Pidginprinzip übertragen solche Spracherfinder und Sprachplaner wie Charles
Kay Ogden auf den Wortschatz und reduzieren ihn bis zur Schmerzgrenze. Das
Basic-English ist ein Beispiel einer verfehlten Sprachplanung. Offensichtlich
sollte man auch sein Gehirn ausschalten, um Englisch zu sprechen.
Primitive Grammatik plus primitiver Mini-Wortschatz - ein Ideal für Europa?
Dass ein Spracherfinder grundsätzlich frei ist, eine beliebige Sprache zu
erfinden, steht außer Zweifel, ob sie dann von mehr als einem Sprecher
akzeptiert wird, steht auf einem anderen Blatt. Plansprachen mit
komplizierteren Formen als die sie die heutigen natürlichen Sprachen enthalten,
bleibt eine private Angelegenheit des Spracherfinders, allerdings mit der
Konsequenz des Misserfolgs.
Das Volapük, das allerorts im Internet herumgeistert, war ein solcher
Missgriff. Seine Grammatik wirkte sehr fremdartig und stellte große
akrobatische Leistungen an die Zunge und das Gehirn, was im Zirkus nach
jahrelangem Training der Akrobaten klappt, doch die Zuschauer in der Manege
würden eher die Eintrittskarten zurückgeben und ihr Geld zurückverlangen. Schon
der Name des Volapüks wirkt nicht gerade einladend. "Vol" leitete der
Erfinder dieses Monstrums vom englischen Wort "world" (Welt) ab.
"Pük" geht auf das englische Wort "speak" (sprechen)
zurück. Selbst Engländer würden die Bedeutung dieses Sprachnamens nicht
erkennen.
Die bisherigen euro-zentrierten Plansprachen
haben ihre Begrenzungen in den mangelhaften linguistischen Kenntnissen ihrer
Erfinder, die zum allergrößten Teil nur die englische Grammatik nachahmen ohne
Sinn und Verstand, zudem dies als großer Errungenschaft anpreisen und sogar
einige Anhänger finden. Es genügt eben nicht, sich hinzusetzen und eine
Eins-zu-Eins-Relation zwischen den grammatischen Elementen bzw. dem Wortschatz
einer bestimmten Sprache mit einer noch zu konstruierenden Sprache zu machen.
Selbst hieran scheitern schon etliche Sprachkünstler, die kein
Durchhaltevermögen, geschweige denn eiserne Disziplin haben, einen genügend
großen Wortschatz zu schaffen.Wenn man viele ihrer Sprachkonstruktionen
unvoreingenommen betrachtet, kommt die Vermutung auf, dass sie sich in ihren
Fährigkeiten übernehmen und mehr Wunschdenken und rosarote Hoffnungen hegen als
Sachverstand und Selbstkritik. Sie sind leicht beleidigt, wenn ihre
Fehlleistungen offenkundig sind und beharren umso stärker auf einem Irrweg als
sich durch sachliche Argumente überzeugen zu lassen. Ihr Scheitern ist damit
vorprogrammiert.
Oder sie werfen irgendwelche, künstlich geschaffene Wörter in den Raum mit der
Hoffnung, die Menschen würden sie aufgreifen wie ein Hund einen zugeworfenen
Knochen, sich daran erfreuen und munter miteinander kommunizieren. So einfach
ist das Ganze nicht, ist einfach nur lachhaft.Besonders frustrierend ist es für
einen Spracherfinder, wenn er Hunderte von Stunden in sein Sprachprojekt
investiert hat, ein Wörterbuch mit mehreren Tausend Wörtern erstellt hat, mit
anderen im Internet in Kontakt getreten ist, aber niemand interessiert sich für
seine Arbeit. Es nützt auch nichts, wenn er seine Sprache in Wikipedia selbst
aufgelistet hat. Sie wird eine Plansprache unter anderen bleiben, ungenutzt,
nur eine kurze Notiz.Im Zeitalter des Internets und von Facebook gibt es auch
Spracherfinder, die ihre Sprache "pushen" wollen, indem sie mit
mehreren Pseudonymen auftreten und bei den anderen Teilnehmern den Anschein
einer Vielheit hervorrufen. Diese Pseudonyme kommentieren sich gegenseitig,
drücken auf den "Gefällt-Button" und sammeln fleißig
"Freunde", um ihre Plansprache bekannt zu machen und Anhänger zu
requirieren. Ein solches Vorgehen wird aber zum Misserfolg der jeweilig
beworbenen Sprache führen, denn die Interessierten werden sich nicht an der
Nase herumführen lassen. Das hat es schon bei der Plansprache Ido gegeben, als
der Hochstapler Louis Chevreux als "Marquis de Beaufront" auftrat und
seine Zeitgenossen täuschte. Sein Konzept ging aber nicht auf, was eine Mahnung
an heutige Sprachpropagandisten sein sollte, es ihm nicht nachzutun.
Will man eine allgemeine Sprache für das europäische Volk schaffen, sind
profunde Kenntnisse der bestehenden und alten Sprachen notwendig, ist es
außerdem notwendig über den Tellerrand hinzusehen und sich mit anderen
Sprachmodellen auszukennen und ein ausgeprägtes Sprachbewusstsein zu haben mit
der Fähigkeit, kreativ zu sein und gleichzeitig logisch stringend zu denken,
die Einzelteile harmonisch zu einem Ganzen zu vereinigen.
Das Englische als Grundlagensprache der neuen europäischen Hochsprache zu
nehmen, fällt mit Sicherheit durchs Raster als ein ungeeignetes Kreol, ebenso
wie seine Schwestersprache, das Deutsche, das den modernen Ansprüchen in
keinerlei Weise genügt.
Während die Anglophonen nicht in der Lage sind, Vokale klar und deutlich als
solche zu sprechen und eine störende Diphthongisierung vorziehen, ist das
Deutsche zu einer hölzernen, lauten Sprache degeneriert mit einem Ballast an
absolut überflüssigen und blödsinnigen grammatischen Elementen, fremden
Pluralbildungen, einem unübersichtlichen Satzbau und einem heterogenen
Wortschatz mit Dublettenwörtern, dreifach vorhandenen Präfixen (z. B. über -
super - hyper), schrecklichen Konsonantenhäufungen und einer unschönen
Zischlautorgie. Deutsch ist eine schwierige Sprache, aber veraltet, fade und
überlebt nur durch die Aufnahme fremder Wörter. Dem Deutschen wurde in seiner
Geschichte eine neue Morphologie, insbesondere aus dem Lateinischen, und
Wortentlehnungen, Lehnübersetzungen aufgepfropft, so dass es dadurch in der
Lage war, in einer fortschreitend komplexeren Gesellschaft adäquate
Kommunikationsmöglichkeiten zu finden. Ohne das Lateinische wären die Deutschen
nicht zu dem Kulturvolk geworden, was sie heute noch sind. Jedoch ging die
Ordnung und Übersichtlichkeit im Deutschen unter. Das kreative deutsche Volk
hat schon immer in seiner Geschichte revolutionäre Neuerungen geschaffen und
die übrigen Völker "verblüfft" oder "geärgert". Es kannte
keine blutigen Revolutionen wie die französische oder russische Revolution.
Seine Spezialität waren die geistesgeschichtlichen Revolutionen.
Als Nächstes steht die Vereinigung Europas an, die neben den ökonomischen und
politischen Voraussetzungen auch die sprachliche Vereinigung über eine
europäische Sprache erfordert.
Spracherfinder sind absolute Individualisten sind und arbeiten für
sich allein. Ein gemeinsames Projekt zu erstellen, dazu können sie sich nicht
aufraffen, und wenn doch, dann würden die Ansichten wahrscheinlich diametral
auseinander gehen. Bei der Ido-Bewegung konnte man gut beobachten, dass das
Ido-Komitee zwar in der Lage war, die Mustersprache Esperanto abzuschleifen und
einen romanisierten Wortschatz zu kreieren, aber der große Wurf war es nicht.
Zündene Ideen gehen von Individuen aus, die dann auch in der Lage sein müssen,
eine eigene Anhängerschaft um sich zu scharen, wie dies bei der Lingua Franca
Nova geglückt ist, die von George Boeree erfunden wurde, und die einige aktive
Sprecher gefunden hat.
Wie sich die Zukunft meiner Sprache gestaltet, hängt von den gesellschaftlichen
Umständen ab. Schauen wir mal, wie sie sich entwickeln. Momentan ist hier wenig
Enthusiasmus bei der Jugend zu spüren. Sie beschäftigt sich lieber mit
persönlichen Zielen und einer individuellen Freizeitgestaltung.
Plansprachen einen ansprechenden Namen zu geben,
ist nicht leicht. Mittlerweile hat man sich an den Namen "Esperanto"
gewöhnt, spricht diese Sprache aber im Allgemeinen nicht, außer einigen
Sprachexoten.
Ihre als Nachfolgesprache gedachte Plansprache IDO ist so gut wie unbekannt in
der Bevölkerung. Ihr Name ist nichtssagend, führt eher zu einer gedanklichen
Assoziation mit "Idiot", obwohl dies natürlich nicht zutrifft. Das
bedeutet auch keinesfalls, dass IDO-Lerner die eben Bezeichneten sind. Es haben
doch sehr intelligente Personen an ihr mitgewirkt. Der Name ist jedoch sehr
unglücklich gewählt.
Diese "Sektierersprache" hat viele esperantische Elemente
beibehalten, andere weggelassen oder modifiziert. Sie konnte sich nie aus dem
Sog ihres großen Vorbilds lösen, was man schnell merkt, wenn man sich in
Esperanto gut auskennt. Ihr Tempussystem ist ebenso blöde wie im Esperanto,
wenn man mal ein anderes Tempus als die übliche Gegenwart, Vergangenheit und
Zukunft braucht. Ein Aspektsystem wie in slawischen Sprachen sucht man hier
vergebens. Oder eine dubitative Modalität mit referenziellen Merkmalen ist hier
unauffindbar. Im Grunde ist diese Sprache sehr anspruchslos, was durch die eine
regelmäßige Deklination und die nicht vorhandene Konjugation unterstrichen
wird. Der Unterschied zwischen einem Vorgangs- und Zustandspassiv wird
nonchalant übergangen.
IDO ist auf kindlichem Niveau, genau wie ihr Namen ("Kind") dies
vermuten lässt. Man kann mit ihr kein Renomee gewinnen, wenn man sie erlernt.
Bei den alten Sprachen Lateinisch und Griechisch ist dies eher der Fall. Sie
erfordern Disziplin und Ausdauer und haben dafür auch linguistisch mehr zu
bieten.
Warum glauben so viele Plansprachler, eine Sprache müsse möglichst simpel
strukturiert sein? Simpel im Sinne eines strukturellen Vergleichs mit ähnlichen
natürlichen Sprachen. Würde das IDO mit einer Sprache mit völlig anderem
Sprachbau verglichen, so wäre sie nämlich nicht "leicht" erlernbar.
Das Kriterium "leicht erlernbar" gilt nur für den indoeuropäischen
Sprachraum. Ein Lerner, der von einer unregelmäßigen flektierenden Sprache auf
die regelmäßig agglutinierende IDO-Sprache mit isolierenden Tendenzen
umschwengt, empfindet dies als "leicht". Ein Sprecher aus einer
polysynthetischen Idianersprache heraus hätte da einige Probleme.
Der Blödsinn mit der "Weltsprache" ist leider nicht aus den Köpfen
der sprachlichen "Weltverbesserer" zu bringen. Die Idisten sind
genauso Träumer auf diesem Gebiet wie ihre Brüder im Geiste, die Esperantisten.
Sie haben nichts dazu gelernt, ganz schön kindisch.
Was ich außerdem beobachtet habe, gehören die Idisten nicht zu den
gesellschaftlichen Vorreitern. Sie wollen konservieren, was schon längst
überholt ist. Ihre Sprache treibt sie nicht zu gedanklichen Höchstleistungen
an. Vielmehr verbleiben sie im saturierten Bürgertum. IDO wird unweigerlich an
Bedeutung verlieren. Schlecht gewählter Name + Langeweile vermittelnde Anhänger
sind keine ernsthafte Konkurrenz zum Esperanto.
Auch wenn ich in dieser Plansprache keinen "Quantensprung" im
Vergleich zum Esperanto erkennen kann, steht es natürlich jedem frei, sich
damit zu beschäftigen und sie zu lernen bzw. in ihr zu kommunizieren.
Arabisch ist eine ausgesprochen wohl klingende und emotionale
Sprache, was ich während meines Studiums der orientalischen Sprache selbst
erlebt hatte.
Das gesprochene Arabisch weicht z.T. erheblich von der Sprache des Qur'an, der
klassischen Sprache, ab. Es gibt das sogenannte Hoch-Arabisch, das auf der
klassischen Sprache beruht, doch nicht mehr die voll lautenden Endungen besitzt.
In Zeitungen, Radio und Fernsehen wird sie benutzt, um eine allgemeine
Verständigung im arabischen Raum zu ermöglichen. Doch das einfache Volk spricht
es nicht und müsste es erst lernen.
Arabisch ist nicht einfach zu lernen. Es hat nicht die sprachlichen
Möglichkeiten durch Affigierung, wie in europäischen Sprachen, d.h. durch
Präfixe und Suffixe aus einfachen Stämmen komplexe Wortfamilien aufzubauen.
Stattdessen hat diese semitische Sprache auf eine auf zehn Typen beschränkte
Wurzelflektion, auch im Deutschen zu finden, z.B. seh-en, sah.
Wurzel S - H
s-e-h-en
s-a-h
Die Konsonanten "s" und "h" werden mit den beiden Vokalen
"e" und "a" variiert.
Durch diese Ablaute kann man im Arabischen wunderbar rhythmische Sätze bilden,
wie in
"Lam jalid wa lam julad."
(Er zeugte nicht und wurde nicht gezeugt).
Das Arabische ist nicht leicht in eine europäische Sprache zu übertragen, die
religiösen Begriffe entsprechen nicht genau den Übersetzungen. Die
Beschäftigung mit dem Arabischen erhellt und macht vieles klarer als in allen
deutschen Übersetzungen. Vieles ist von den islamischen Ländern in Europa
übernommen worden:
Café, Jacke, Sofa, Matratze, Tasse, Zucker, Karaffe, Limonade, Alkohol,
Aprikosen, Bananen, Sorbett, Orangen, Artischocken, Spinat, Zimt, Arrak, Mokka,
karminrot, kandiert etc.
Diese Wörter stammen aus dem Arabischen. Die Liste ließe sich noch weiter
fortführen. Arabisch - viel Information auf wenig Raum codieren (Zip-Charakter)
Bevor es soweit ist, stelle ich die arabischen Verbstämmen vor.
Wurzel: k-t-b (schreiben)
1. Stamm: kataba
2. Stamm: kattaba - 5. Stamm: takattaba
3. Stamm: kátaba - 6. Stamm: takátaba
4. Stamm: aktaba
7. Stamm: inkataba
8. Stamm: iktaba
9. Stamm: iktatabba
10. Stamm: istaktaba
Jedes arabische Wort besteht aus einer Wurzel, meistens sind es drei
Konsonanten, manchmal auch vier, aber selten. Die Wurzelkonsonanten habe ich
farblich markiert. Die doppelte Konsonanten werden gelängt gsprochen, wie dies
auch im Italienischen oder Türkischen vorkommt. Unschwer erkennt man, dass die
drei Wurzelkonsonanten im Wort hin- und hergeschoben werden und mit bestimmten
Präfixen versehen werden: a-, i-, ista-, ta-.
Der 2. und 3. Stamm haben entsprechende Äquivalente beim 5. und 6. Stamm, die
mit dem Präfix ta- augmentiert sind. Dadurch erhalten sie eine andere
Bedeutung.
Die zehn arabischen Stämme haben eine eigene Bedeutung für die Wortbildung, wie
im Lateinischen oder Deutschen die verschiedenen Affixe. Die Bedeutungen möchte
ich hier darstellen.
1. Stamm: kataba
Die Grundform des ersten Stammes lautet: kataba. Hier wird also drei Mal ein
"a" gebraucht. Das muss aber nicht so bleiben.
Die Vokalisierung der Wurzel k-t-b nach dem Schema katiba steht für durchweg
zufällige, vorübergehende oder für wesentliche, dauernde Eigenschaften. Nach
dem ersten Konsonanten steht also ein "a", nach dem zweiten
Konsonanten ein "i".
Intransitive Bedeutung haben Verben der Form katuba, also -a-u-a.
2. Stamm: kattaba
Er kennzeichnet eine intensive, extensive oder wiederholte Tätigkeit. Es macht
bestimmte Grundstämme auch kausativ.
Bsp. 'alima (wissen): 'allama (wissen machen, lehren)
Das Apostroph ' soll einen Konsonanten symbolisieren, den es in europäischen
Sprachen nicht gibt.
Manche Wörter werden werden durch den zweiten Stamm deklarativ.
Bsp. kadhaba (lügen): kadhdhaba (für einen Lügner halten, erklären)
Die Buchstabenkombination dh wird wie das englische th in this gesprochen.
Auch sind denominative Bedeutungen möglich.
Bsp. kabura (groß sein): kabbara (Allah preisen)
3. Stamm: kátaba
Er drückt das Streben oder den Versuch aus, die Handlung an einer Person
auszuüben, auf eine Person oder Sache einzuwirken. Er heißt deshalb auch
Zielstamm.
Bsp.
qatala (töten): qátala (zu töten suchen, jemanden bekämpfen)
kataba (schreiben): kátaba (mit jemandem korrespondieren)
Der Akzentstrich deutet die Längung des Vokals a an.
Bei Eigenschaftswörtern bringt er die Eigenschaft einer Sache oder Person
gegenüber in Anwendung. Das entspricht einem Adverb.
Bsp. lána (weich, milde sein): láaina (jemanden milde behandeln)
Ist es Ihnen schon aufgefallen? Es sind nur zwei Konsonanten vorhanden, nämlich
l und n. Wo ist der dritte Konsonant? Das kann ich Ihnen gerne verraten. Er
versteckt sich in dem langen á und ist der Halbvokal i bzw. j. Das sieht man
schön in der arabischen Schrift nachvollziehen. Die lateinische Umschrift kann
das nicht nachbilden.
4. Stamm: aktaba
Er hat kausative oder deklarative Bedeutung.
Bsp. salacha (in gutem Zustand sein): aslacha (in guten Zustand versetzen)
Arabisch hat so manche Phoneme, die man in europäischen Sprachen nicht kennt
und nur schwer mit dem normalen lateinischen Buchstabeninventar darstellbar
sind. So auch in dem Wort salacha. Das "ch" klingt nur ungenau wie
das deutsche "ch" in lachen. Man muss hier die Luft ganz tief durch
den Rachen strömen lassen und diesen Laut genießen wie ein scharfes
Pfefferminzbonbon.
Der vierte Stamm gibt Verben auch die Bedeutung "an einen Ort gehen oder
kommen, in eine Zeit oder einen Zustand eintreten".
Bsp.
gharbi (westlich): aghraba (nach Westen gehen)
qáma (aufstehen, stehen): aqáma (zum Stehen kommen, Station machen, verweilen)
Der Buchstabe gh ist kein "g", sondern ein "r" wie es die
Franzosen aussprechen. Das "r" hingegen ist ein rollendes
"r" auf der Zungenspitze. Wie man bemerkt, hat Arabisch ein
Phoneminventar, das ganz anders ist als man aus europäischen Sprachen gewöhnt
ist.
Der vierte Stamm kann auch bedeuten, das man auf eine Tätigkeit eingeht oder
auf sie zulässt.
Bsp. talaba (fordern): atlaba (eine Forderung erfüllen)
Das t in dem Wort talaba wird emphatisch ausgesprochen. Dazu krümmt man die
Zunge nach hinten gegen den Gaumen und spricht t. Gar nicht so einfach, gibt
aber einen schönen dumpfen Klang. Gerade solche fremden Laute unterscheiden das
Arabischen von anderen Sprachen. Wer ein Ohr für Melodie und Musik hat, kann
das genießen.
5. Stamm: takattaba
Er ist das Reflexiv zum zweiten Stamm, unterscheidet sich äußerlich nur um das
Präfix ta-.
Bsp. 'alima (wissen): ta'allama (sich lehren lassen = lernen)
Nicht selten drückt der fünfte Stamm ein sich Stellen aus.
Bsp. nabi (Prophet): tanabbaa (sich als Prophet stellen, gerieren)
6. Stamm: takátaba
Er ist das Reflexiv des dritten Stammes und hat daher reflexive, aber auch
reziproke Bedeutung.
Bsp. qatala (töten): taqátala (sich gegenseitig bekämpfen)
Er hat selten die Bedeutung des sich Stellens.
Bsp. náma (schlafen): tanáwama (sich schlafen stellen)
7. Stamm: inkataba
Er ist das Reflexiv zum ersten Stamm und bezeichnet öfter das Erleiden und die
Geneigtheit dazu.
Bsp. kasara (brechen): inkasara (in Stücke gehen, zerbrechen)
8. Stamm: iktataba
Er ist eine zweite Reflexivform zum ersten Stamm, hat manchmal die Bedeutung
der Rezipozität.
Bsp.
kasaba (verdienen): iktasaba (für sich erwerben)
chásama (streiten): ichtsama (miteinander streiten)
9. Stamm: iktabba
Er wird bei Farben oder körperlichen Gebrechen benutzt.
Bsp. s-f-r: isfarra (gelb werden, sein)
10. Stamm: istaktaba
Er ist ein Reflexivum zum vierten Stamm.
Bsp. auchasha (betrüben): istauchasha (sich betrüben)
Sehr hat er die Bedeutung für sich etwas wollen oder erbitten oder das für
etwas halten.
Bsp.
ghafara (verzeihen): istaghfara (um Verzeihung bitten)
wadschaba (notwendig sein): istaudschaba (etwas für notwendig halten)
Das war eine kurze Darstellung der arabischen Stämme. Es gibt noch weitere, die
aber selten sind.
Der Gebrauch dieser Stämme ermöglicht es Arabern, in kompakter Form zu
kommunizieren. Man beachte mal, wie viele deutsche Wörter für die Übersetzung
der umgeformten arabischen Wörter nötig sind. Mit wenigen Handgriffen kann ein
Araber mehr ausdrücken als wir im Deutschen. Er braucht bloß die Konsonanten
verschieben, Vokale kurz oder lang zu sprechen und ein paar Präfixe zu setzen.
Der Zip-Charakter des Arabischen ist offensichtlich. Der Begriff
"zip" ist angelehnt an die moderne, häufig benutzten Zip-Dateien, die
komprimierten Dateien.
In der persischen Sprache hatte sich die stark
flektierende, dem Sanskrit ähnliche Grammatik zu der heutigen analytisch-agglutinierenden
Struktur entwickelt. Auf natürlichem Weg ist eine einfache, gut strukturierte
Sprache entstanden, von der ich gelernt habe, wie man eine neue Sprache
entwickeln könnte, die ebenso überzeugend einfach und leicht verständlich wie
sie ist.
Während das Englische mehr zum isolierenden Sprachtyp (wie das Chinesische)
tendiert, hat Persisch den Weg der Agglutination eingeschlagen. Für die
künftige europäische Sprache "Euralinga", denke ich, ist das die
richtige Alternative.
Die Iraner sind ein intelligentes und kreatives Volk, das in seiner Geschichte
immer wieder Neuerungen hervorgebracht hat, die sich auf die Menschheit
ausgewirkt haben. Das Beispiel der islamischen Revolution zeigt dies deutlich.
Sie stellte die bisher vorherrschende "linke" Meinung im Westen auf
den Kopf, dass es nur sozialistische oder kommunistische Revolutionen mit dem
Ziel einer atheistischen Regierung geben könnte.
Die Iraner werden viel zu wenig in Europa beachtet. Sie sprechen genau wie die
meisten Europäer eine indoeuropäische Sprache, denken deshalb auch in den
gleichen sprachlichen Strukturen wie wir.
Nomen
--------
In der persischen Sprache werden die Wörter nicht nach dem Genus aufgeteilt.
Bei Tieren kann man das Geschlecht mit den Bezeichnungen "männlich"
(nar), "weiblich" (mâde) zum Ausdruck bringen.
Sie kennt keinen Artikel.
Durch Anfügen von -hâ oder manchmal auch -ân bildet man den Plural. Daneben
gibt es noch arabische Endungen für den Plural, die aber keine große Rolle
spielen.
Adjektiv
--------
Das Adjektiv bleibt unabhängig von Kasus, Genus oder Numerus, d.h. es verändert
sich nicht.
z.B. ketâb-e bozorg (großes Buch) - ketâbhâ-ye bozorg (große Bücher)
Das Adjektiv in attributiver Stellung steht in der Regel hinter dem
dazugehörigen Nomen. Das Verbindungs-e verbindet das Nomen mit dem Adjektiv.
Steigerung
------------
Die persische Steigerung wird durch die Endungen -tar für den Komparitv und
-tarin für den Superlativ zum Ausdruck gebracht. Diese Endungen werden an das
Adjektiv angehängt,
z.B. derâz (lang) - derâz-tar (länger) - derâz-tarin (am längsten) Das
"als" beim Komparativ wird durch az ausgedrückt.
Deklination
------------
Der Nominativ im Persischen ist endungslos; er ist der reine Wortkörper. Der
Genitiv wird durch die e-Verbindung ausgedrückt, die das Bestimmungswort
erhält. Zur Bezeichnung des Dativs wird die Präposition be verwendet, die dem
Nomen vorangestellt wird.
râ ist das Zeichen für den Akkusativ. Wenn aber das Objekt unbestimmt ist,
bleibt das râ weg.
z.B.
Nominativ: mard (der Mann)
Genitiv: -e mard (des Mannes)
Dativ: be-mard (dem Mann)
Akkusativ: mard-râ (den Mann)
Konjugation
------------
Die persischen Endungen -am, -î, -ad, -îm, -îd, -and werden unabhängig vom
Tempus - ob Präsens, Präteritum oder Futur - für alle Verben gebraucht. Sie
kennzeichnen immer nur die Personen.
Die persische Präsensform der Personalendung -ad (3. Person) wird gewöhnlich in
der Umgangssprache zu -e,
z.B. mikonad -> mikone (er, sie, es macht)
Eine Unterscheidung nach männlich und weiblich entfällt.
Ähnliches gilt für die Kopula ("sein"). Das Wort ast (er, sie, es
ist) bekommt in der Umgangssprache die Aussprache e,
z.B. U bozorg ast. -> U bozorg e (Er, sie, es ist)
Personalpronomen
---------------------
Singular:
man (ich), to (du), u (er, sie, es)
Plural:
mâ (wir), schomâ (Sie, ihr), ischân (sie)
Possessivpronomen
----------------------
Persisch hat besitzanzeigende Endungen: -am, -at, -asch, -emân, -etân, -eschân.
Sie werden an das Ende des Wortes angehängt, das den Besitzgegenstand ausdrückt,
z.B.
ketâb-am (mein Buch)
sar-at (dein Kopf)
châne-ash (sein, ihr Haus)
deracht-emân (unser Baum)
schahr-etân (eure Stadt)
othâgh-eschân (ihr Zimmer)
Man kann auch den Besitz durch die e-Verbindung zusammen mit dem
Personalpronomen ausdrücken,
z.B. ketâb-e man (mein Buch), sar-e to (sein Kopf), châne u (sein Haus)
In der Umgangssprache ist aber das Erstgenannte gebräuchlicher.
Verben
--------
Es gibt eine Reihe von persischen Verben, deren Präsensstamm man lernen muss,
weil sie unregelmäßig sind,
z.B. schodan -> schaw- (werden), goftan -> gu- (sprechen)
Der Präsensstamm schaw- ist aber noch zu erkennen, da er eine verkürzte Form
des Präteritumstammes schodan darstellt.
Tempus
---------
Präsens: mi-kon-am (ich tue)
Perfekt: kard-eam (ich habe getan) Präteritum: kard-am (ich tat)
Plusquamperfekt: karde bud-am (ich hatte getan)
Futur: châham kard (ich werde tun)
Imperativ: be-kon (tu!)
Konjunktiv Präsens: be-kon-am (dass ich tue)
Passiv
-------
Wie im Deutschen wird das Passiv mit dem Hilfsverb schodân (werden) und dem
Partizip Perfekt -e gebildet,
z.B. chord-e schod (es wurde gegessen)
Bevor die weißen Invasoren die originären
Bewohner des nordamerikanischen Kontinents systematisch überrollten, ihren
Lebensraum besetzten und ihre technologisch überlegene Kavallerie gegen Frauen
und Kinder einsetzten, lebten die Dakota, das zu dem Volk der Sioux gehörte, im
später so genannten Minnesota, North und South Dakota. Häuptling Sitting Bull
war der berühmteste Dakota.
Obwohl sie eine einfache Lebenswesen führten, war ihre Sprache sehr komplex
aufgebaut. Sie wird typologisch zu den polysynthetischen Sprache gezählt, die
durch eine Fülle von Bildesilben charakterisiert ist, mit denen sich feinste
Bedeutungsnuancen ausdrücken lassen, die sich in dieser Prägnanz in der Sprache
der europäischen Immigranten im Indianerland Amerika nicht wiedergeben lassen.
Die englische Sprache der zumeist aus der europäischen Unterschicht stammenden
Eindringliche ist dazu nicht in der Lage.
Die religiösen "Spinner", die im damaligen Europa mit ihrem
"Aberglauben" auf nicht allzu viel Sympathie stießen hatten sich
aufgemacht, ihre religiösen Utopie eines sterblichen Menschengottes allen
anderen zu predigen und ihnen ihre Lebensweise gewaltsam aufzuzwingen. Mit
einem heiligen Buch im Gepäck hatten sie tatsächlich Erfolg gegen die technisch
unterlegenen Indianer, die sich anders als die schwarzen Sklaven wenigsten in
"Schutzgebiete" (eigentlich "Menschenzoo") zurückziehen
konnten. Das Faktum des militärischen Sieges über die originären Amerikaner
bestärkte die weißen Siedler in ihrem ursprünglich Juden eigenen
"Auserwähltheitsglauben", der bis auf die Gegenwart nachwirkt. Voller
Insbrunst zitieren sie ihren Gott bei jeder Gelegenheit in Verbindung mit ihrer
Nationalhymne. Wie aber die Geschichte der Religionen lehrt, werden alle Götter
einmal schwach und verschwinden in den Geschichtsbüchern. Auch der
"christliche Gott" wird nicht davon verschont bleiben. Bisher sind
alle Großreiche einmal untergegangen, auch der Staat der Weißen in Amerika wird
davon nicht ausgenommen bleiben.
Zum Glück für Europa verstehen sich die meisten indianischen Amerikaner als
Angehörige ihres jeweiligen Volkes oder Stammes und haben ihre Sprachen
bewahrt, die ein Schatzkästlein für die Menschheit sind. Gäbe es nur noch die
plumpe Sprache der weißen Eroberer, wäre dies ein großer kultureller
Rückschritt in der Menschheitsgeschichte. Wer sich mit indianischen Sprachen
beschäftigt, wird mit Respekt von den Sprechern sprechen und ihre Art, die Welt
zu interpretieren, bewundern. Das englisch-amerikanische "Gequake"
ihrer Nachbarn erscheint dagegen als eine Degeneration, beginnend bei der
Schlacht bei Hastings (1066), als die französisch sprechenden Normannen die britische
Insel eroberten und die dortige Sprache durcheinander brachten. Infolge der
Indolenz der einheimischen britischen Bevölkerung wurde daraus eine grausige
Mischsprache mit wenig intellektuellem Anspruch, die Jahrhunderte später den
originären Amerikanern aufgezwungen wurde.
Hinzu kamen die naiven Missionare, die den gedemütigten indianischen
Amerikanern eine auf Geld und Reichtum fixierte Klassengesellschaft schmackhaft
machen wollten. Anstatt von den erfahrenen Einwohnern des amerikanischen
Kontinents zu lernen, stülpten sie ihnen eine völlig fremde Denkweise über und
hatten nichts Eiligeres im Sinn als ihre heiligen Schriften anderen
aufzudrängen, die keineswegs religionslos waren, im Gegenteil sehr spirituell
waren und die keine orientalischen Geschichten eines auf Erden wandelnden
"Halbgottes" brauchten. Jeder mag glauben, was er will. Eine solche
zwiespältige "Siegerreligion" wie die der Weißen brauchten die
Indianer nun doch nicht. Das war eine doppelte Demütigung für sie, eine militärische
und eine religiöse.
Natürlich kann man den heutigen Weißen nicht das vergangene Elend und die
Verbrechen an den originären Amerikanern anlasten. Wie sie aber mit ihnen in
der Gegenwart umgehen, liegt in ihrer Verantwortung.
Komme ich auf das Dakota zu sprechen. Es besitzt drei Lokative:
a- = auf
o- = in
i- = gegen
Erstaunlich ist die Anzahl der Instrumentale. Es sind neun (!). Russisch
schafft es nur auf einen Instrumental.
ya- = mit dem Mund
wa- = mit einem
Messer
wo- = Aktion aus der
Entfernung
yu- = durch Stoßen
pa- = durch
Weiterstoßen
ka- = durch einen
plötzlichen Stoß
na- = mit dem Fuß
oder Bein
(ein zweites) na- = durch innere Kraft
pu- = durch Druck
Diese Bildesilben treten vor den Stamm.
"Dazu kommt das Präfix wa-, das unbestimmte Objekte anzeigt
("etwas" , "Dinge" u. dgl.) und neun Suffixe, ausgestattet
mit ebensolchen feinen Bedeutungsschattierungen."
Das Dakota-Sprachkonzept kann man im Zusammenhang von mathematischen Relationen
betrachten. Was ist eine Relation?
"Eine Relation ist allgemein eine Beziehung, die zwischen Dingen
bestehen kann. Relationen im Sinne der Mathematik sind ausschließlich
diejenigen Beziehungen, bei denen stets klar ist, ob sie bestehen oder nicht.
Zwei Gegenstände können also nicht 'bis zu einem gewissen Grade' in einer
Relation zueinander stehen. Damit ist eine einfache mengentheoretische
Definition des Begriffs möglich: Eine Relation R ist eine Menge von n-Tupeln.
Dinge, die in der Relation R zueinander stehen, bilden ein n-Tupel, das Element
von R ist.
Wenn nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, versteht man unter
einer Relation eine zweistellige oder binäre Relation, also eine Beziehung
zwischen je zwei Dingen; diese bilden dann genau geordnete Paare." (siehe:
Relation)
Die Dakota bilden über ihre Instrumentale bestimmte Relationen zwischen
Handlung und dem Ereignis. Dabei benutzen sie Präfixe, die Dinge oder
Körperteile des Menschen beinhalten (Messer, Mund, Fuß, Bein), oder bestimmte
Aktionen beinhalten (Stoßen, Weiterstoßen, plötzlicher Stoß) oder einen
Kraftaufwand benötigen (innere Kraft, Druck).
Das Besondere an diesen Instrumentalen ist, dass sie eine bestimmte Denkweise
grammatikalisieren. In europäischen Sprachen benützt man stattdessen mehrere
Wörter mit bestimmten Präpositionen (mit, durch, aufgrund). In der Morphematik
der Dakota sind die oben aufgelisteten Relationen fest eingebettet und können
auf Handlungen angewandt werden, die in europäischen Sprachen als ungewöhnlich
empfunden werden.
Die Dakota-Instrumentale sind nicht das einzig Besondere an dieser Sprache. Die
Dakota können mit Leichtigkeit Fortbewegungen sprachlich darstellen, die jedem
Weißen große Schwierigkeiten bereiten und die in europäischen Sprachen nur sehr
umständlich wiedergegeben werden können.
Das Teton (eine Sioux-Sprache) wartet mit nicht weniger als acht Arten des
'Gehens' auf.
Der Sprecher unterscheidet den Handlungsort, ob er sich irgendwo befindet oder
ob er zu Hause ist.
Außerdem wird der Verbaspekt mit angegeben. Hier sieht man klar an den
Endvokalen, ob eine imperfektive Handlung ("u") oder eine perfektive Handlung ("i") vorliegt.
Die Dakota-Begriffe werden also nach den Aspekten imperfektiv / perfektiv
unterschieden. Die imperfektiven Verben sind charakterisiert durch
dunkle Vokale:>". Die perfektiven Verben haben immer als
Endvokal ein >
A.) Sprecher befindet sich nicht an dem Ort, wo die Handlung
stattfindet:
--> imperfektiv: yá (anderer auf dem Weg zu einem beliebigen Ort sein) - gelá (anderer
heimgehen, auf dem Weg nach Hause sein)
--| perfektiv: í (anderer an einem beliebigen Ort weilen,
angekommen sein) - khi (anderer zu Hause angekommen sein)
Hier sieht man, dass die Endvokale "á" und "i" in den Verbaspekt wiedergeben. Das Verb
"yá" passt
lautlich zum Verb "gelá", ebenso passen "í" und "hki" zusammen.
B.) Sprecher befindet sich an dem Ort, wo die Handlung stattfindet:
---> imperfektiv: ú (selber + gehen zu einem Ort, irgendwohin) - kú
--| perfektiv: hi (selber + ankommen an einen Ort; irgendwo) - geli (selber + zu
Hause angekommen)
Hier sieht man, dass die Endvokale "ú" und "i" in den Verbaspekt wiedergeben. Das Verb
"ú" passt
lautlich zum Verb "kú", ebenso passen "hi" und "geli" zusammen.
Das ist kein Zufall. Die Dakota haben hier ein schönes Sprachschema erfunden,
das deutlich zwischen den jeweiligen Aufenthaltsorten unterscheidet. Wichtig
für ihn ist der Wohnort und die Referenz zu seinem Wohnort sowie ob eine
Handlung abgeschlossen ist oder nicht.
Referenz zum Aufenthalt des Sprechers:
1. Am Ort des Geschehen (ja / nein)
2. Ort des Geschehens ist sein Wohnort (ja / nein)
3. Aufenthalt in einiger Entfernung vom Geschehen (ja / nein)
4. Bewegung zum Ort des Geschehens (ja / nein)
Diese Referenzen werden miteinander verknüpft zu genauen Angaben zum Geschehen
und welche Rolle der Sprecher in dem Geschehen spielt. Würde diese Denkweise
auf physikalische Gegebenheiten angewandt, käme man schnell zur modernen
Relativitätstheorie.
Der Dakota kann mit Leichtigkeit Relationen angeben, die seinem
englischsprechenden weißen Nachbarn schwer fallen. Mit erstaunlicher Präzision
kann er auch andere Fortbewegungen angeben und diese mit anderen Verben
kombinieren. Da ist ein wahre Freude an Begriffsschöpfungen zu beobachten, die
mich mitreißt und zu der Erkenntnis führt, dass die Euralinga noch nicht am
Ende ihrer Entwicklung steht und tatsächlich von indianischen Denkprozessen
profitieren kann. Mit Demut und Respekt den originären Amerikaner zu begegnen
und von ihnen zu lernen, wird den Europäern viel geben und ihnen zurückgeben,
was sie im Laufe ihrer Sprachgeschichte verloren haben.
Wie die Dakato-Relationen in die euralingische Grammatik integriert werden
können und wie sich das auf die wissenschaftliche Anwendung in der Physik
auswirken würde, bleibt ein spannendes Kapitel. Besonders die
Dakota-Instrumentale, die bestimmte Impulse, Kräfte und Entfernungen
ausdrücken, könnten für die quantitative Beschreibung für Phänomene in der
Mechanik, Elektrizitätslehre oder Quantentheorie herangezogen werden.
Der linguistische Fachbegriff der Deixis bezieht sich auf
Sprechsituationen und Bezugssystem, in dem sich der Sprecher und der
Angesprochene bewegen. Das kann personal, lokal oder temporal sein.
Deiktische Morpheme
Für die Sprecher einer bestimmten Sprache sind
das "Selbstverständlichkeiten" und sie machen sich darüber keine
weiteren Gedanken. Nur ist die Deixis nicht in allen Sprachen gleich. Bei
bestimmten Bezügen erweisen sich die erlernten Begrifflichkeiten der jetzigen
europäischen Sprachen als nicht ausreichend. Es gibt indianische Sprachen, die
darin viel genauer sind.
Die europäischen Imperialisten mit ihren Kanonen und ihrer überlegenen
technologischen Kriegsmaschinerie hatten den amerikanischen Kontinent brutal
erobert, besetzt und die dortigen Bewohner als "Wilde" bezeichnet.
Dabei war die Urbevölkerung gar nicht so "wild" oder
"primitiv" wie die Weißen glaubten, was ihre schwierig zu erlernenden
indigenen Sprachen beweisen.
Wenn die Christen auf die blutigen religösen Rituale der Azteken referieren und
sie als Beispiel von Grausamkeit deklarieren, sollten sie einen Spiegel
benutzen und auch ihren eigenen Aberglauben in ihre Kritik einbeziehen, der so
viel Unheil über die Menschen und wissenschaftliche Rückschrittlichkeit in die
Welt gebracht hatte.
Rein quantitativ betrachtet waren die christlichen Europäer in ihren
barbarischen Eroberungszügen nicht zu "toppen", trotz der geforderten
"Feindesliebe" in ihrer heiligen Schrift.
Die schizoide Denkweise zwischen der eigenen religiösen Norm und der nicht
damit korrespondierenden Umsetzung abzulegen und zu einer moralisch
einwandfreien Denkhaltung anderer Völker gegenüber müssen die heutigen Europäer
und vor allem die Amerikaner erst noch gelangen.
"Die Sprachen der Algonquin werden von einem sehr einfachen, jagenden und
fischenden Indianern geprochen, sind aber wahre Wunder der Analyse und
Synthese. Ein Beispiel ihrer grammatischen Raffinesse ist der sogenannte
Obviativ. Durch diesen haben ihre Fürwörter vier statt drei Personen - von
unserem Standpunkt aus - zwei dritte Personen. Das bedeutet eine starke Hilfe bei
der bündigen Beschreibung komplizierter Situationen, für die wir unsere
Zuflucht zu schwerfälligen Umschreibungen nehmen müssen.
Wir wollen ihre dritten und vierten Personen durch die Indizes 3 und 4 an
unsere Wörter kennzeichnen. Dann könnten die Algonquin-Indianer die Geschichte
von Wilhelm Tell etwa so erzählen:
'Wilhelm Tell rief seinen (3) Sohn und befahl ihm (4) ihm
(3)
seinen (3) Pfeil und Bogen zu bringen, die er (4) ihm (3)
dann
brachte. Er (3) befahl ihm (4) stille zu stehen und legte einen Apfel auf
seinen (4) Kopf, nahm sodann seinen (3) Pfeil und Bogen
und sagte ihm (4), er (4) brauche sich (4) nicht zu
fürchten. Dann schoß er (3) den Apfel von seinem (4) Kopf, ohne ihn (4) zu
verletzen.'"
(Quelle: Benjamin Lee Whorf, "Sprache - Denken - Wirklichkeit,
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg, 1963, Seite 68)
Auf die bisherige Männerdomäne Plansprachen sind
zwei Frauen gestoßen, die Deutsche Dorothea Winkelhofer und die Kanadierin
Sonja Elen Kisa. Beide gehen von ganz verschiedenen Sichtweisen an ihre
Sprachen heran.
Während Dorothea Winkelhofer einen Romanic-Clon ("Rapidlingue" =
Schnellsprache) geschaffen hat, beschäftigte sich Sonja Elen Kisa mit der
Pidginsprache Tok Pisin und nannte ihre Sprache "Toki pona" = gute
Sprache). Die beiden Elemente dieses Begriffs stammen aus europäischen Sprachen
trotz ihres seltsamen Aussehens.
"toki" ist abgeleitet von englisch "to talk"
"pona" ist abgeleitet von lateinisch "bonus, bona, bonum",
was sich in den romanischen Sprachen, aber auch im Esperanto wieder findet.
Warum diese Wörter so verunstaltet wurden, liegt in der minimalen Phonetik
begründet, die Frau Kisa benutzt. Insgesamt hat sie für ihre Sprache nur 120
Wörter vorgesehen, ein absoluter Hit. Die Minisprache "Basic English"
von Charles Kay Ogden braucht immerhin 850 Wörter.
Pidginsprachen brauchen im Grunde nicht viele Wörter, da sie keine
"vollwertigen" Sprachen sind und sein können. Sie sind vielmehr ein
Behelf zwischen Sprechern völlig unterschiedlicher Sprachen und kommen bei
flüchtigen Handelskontakten oder kamen früher bei der Versklavung von Menschen
(schrecklich!) zur Anwendung.
Aus diesen Pidginsprachen konnten sich auch Kreolsprachen entwickeln, deren
Kennzeichen Regelmäßigkeit und eine Minimalgrammatik ist. Über eine
fortschreitende Verkomplizierung, durch neue Wortkompositionen, Umstellungen
von Funktionswörtern (Morpheme), Übernahme fremder Begriffe und
Grammatikkomponenten entstehen dann solche "natürliche" Sprachen wie
etwa Deutsch.
Den umgekehrten Weg, zurück zum Kreol, hat das Englische fast geschafft. Mit
dem Basic English wäre der Schlusspunkt erreicht.
Deutsch hatte z. B. die lateinische Endung -arius übernommen und daraus das
überaus produktive Suffix- er gebildet, das bei so vielen Wörtern auftritt und
als typisch "deutsch" angesehen wird.
Es ist bemerkenswert, was beide Frauen geleistet haben. Dorothea Winkelhofers
Rapidlingue zeichnet sich durch romanische Ästhetik aus. Sonja Kisas
Kurzsprache hat einen hohen Abstraktionsgrad mit vielen lustigen Wortbildungen.
Es lohnt sich, beide Sprachen mal zu studieren. Sie haben jedoch keine Chance,
jemals so viele Anhänger zu finden wie das Esperanto.
Rapidlingue:
http://
Toki pona:
Toki Pona Lessons Menu
Für die Konjugation sind fünf Ebenen oder
Merkmale maßgeblich. Sie können als Mengen aufgefasst werden.
Person P ={1. Person, 2. Person, 3. Person}, |P| = 3
Numerus N = {Singular, Plural}, |N| = 2
Tempus T = {Präsens, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I, Futur
II}, |T| = 6
Modus M = {Indikativ, Konjunktiv}, |M| = 2
Genus G = {Aktiv, Passiv}, |G| = 2
Damit ergibt sich eine maximale Kombinationsmöglichkeit für die Konjugation:
|P X N X T X M X G| = 3 x 2 x 6 x 2 x 2 = 144
Beispielssatz
"Ihr werdet belohnt".
Das ist ein 5-Tupel aus {P, N, T, M, G}
"ihr" ist Element von {P, N}
"werdet" und "belohnt" sind Elemente von {T, M, G}
© 2012 by Klaus H. Dieckmann, Köln, Deutschland,
Beginn 13.06.2012, Stand: 12.05.2013