Linguistik

zur Homepage Homepage

Inhaltsübersicht

  1. Linguistik
    1. Vom Deutschen zum Englischen zurück über eine Lautverschiebung
      1. Auslautverkürzung 
      2. Auslautverschiebung t > d
      3. Anlautverschiebung t > d
      4. Anlautverschiebung k > ch
      5. Auslautverschiebung ch > k
      6. Auslautverschiebung f > p
      7. Lautverschiebung pf > p
      8. Lautverschiebung z > t, tz > t
      9. Lautverschiebung ch > gh
      10. Lautverschiebung w > b
      11. Lautverschiebung b > v (f)
      12. Lautverschiebung d > th
      13. Lautverschiebung ck > dg
    2. Das lateinische Tempussystem
    3. Latein- Sprache mit logischen Brüchen
    4. Abschaffung der Klassensprache
    5. Die deutsche Kulturrevolution
    6. Latein als pan-europäische Sprache?
    7. Das europäische Nationalbewusstsein
    8. Pidgin-Europäisch
    9. Linguistischer Dilettantismus
    10. IDO - eine "idiotische" Sprache?
    11. Arabisch - die zip-Sprache
    12. Persisch
    13. Die Sprache der Dakota-Indianer
    14. Deixis - oder in welchem Bezugssystem lebe ich
    15. Sprachliche Sprachenpower nach vorn

 


Vom Deutschen zum Englischen zurück über eine Lautverschiebung

Die deutsche und englische Sprache sind so nahe verwandt, dass es manchmal nur genügt, die Regeln der Lautverschiebung anzuwenden, um die deutschen Wörter wieder auf das "germanische" Original zurückzuführen. Das Deutsche ist ja im 8. Jahrhundert durch den Kontakt von Slawischsprachigen erst zu dem geworden, was es heute ist. Durch die hochdeutsche Lautverschiebung wurden bestimmte Konsonanten verändert oder hinzugefügt. Das hat den alten Klang natürlich verändert. Er ist slawisiert worden, ähnlich dem Esperanto, dessen romanischer Wortbestandteil durch bestimmte Suffixe phonetisch "verbogen" wurde. "Schön" klingt das eben nicht. Die Slawen sind an ihre Sprachen gewöhnt und empfinden sie "schön", doch für westeuropäische Ohren sind ihre Sprachen nicht ein Beispiel an "Wohlklang". Ästhetisches Empfinden ist nunmal kulturell abhängig.

Das Englische ist charakterisiert durch kurze Wörter, was ihren germanischen Wortschatz betrifft. Sein romanischer Bestandteil ist aber entsprechend den entlehnten Wörter ziemlich lang.

Auslautverkürzung 

Hier entfallen die deutschen Endungen -e, -en im Englischen.

(Deutsch --
Englisch)
Ende --
end
Rinde --
rind
Locke --
lock
Socke --
sock
Galle --
gall
Halle --
hall
spenden --
spend
beginnen --
begin

Auslautverschiebung t > d

Deutschem Auslaut-t enspricht einem Auslaut-d im Englischen. Das Englische ist also weicher. Die englischen Vokale sind meist von den deutschen verschieden. Leider haben sie eine unregelmäßige Aussprache, die man extra lernen muss. Jedoch lässt sich die Verwandtschaft der Wörter über die Konsonanten gut nachvollziehen.

englisch -oo- [u] oder [a]
englisch -ee- [i:]

Bett
(B-T) -- bed (B-D)
Blut
(BL-T) -- blood (BL-D)
Brot
(BR-T) -- bread (BR-D)
breit
(BR-T) -- broad (BR-D)
Brut
(BR-T) -- brood (BR-D)
Flut
(FL-T) -- flood (FL-D)
gut
(G-T) -- good (G-D)
Mett
(M-T) -- mead (M-D)
Mut
(M-T) -- mood (M-D)
rot
(R-T) -- red (R-D)
tot
(T-T) -- dead (D-D)
Saat
(S-T) -- seed (S-D)
Seite
(S-T) -- side (S-D)
sich sputen
(SP-T) -- speed (SP-D)
Wort
(W-RT) -- word (W-RD)
Futter
(F-T-) -- food (F-D)
Wärter
(W-RT-) -- warden (W-RD-)
Brut
(BR-T) -- brood (BR-D)
Bart
(B-RT) -- beard (B-RD)
er hatte
(H-T) -- he had (H-D)
er hörte
(H-RT) -- he heard (H-RD)
er ritt
(R-T) -- he rode (R-D)
weit
(W-T-) -- wide (W-D)

Man beachte die Konsonenten in den Klammern.

Anlautverschiebung t > d

Deutschem Anlaut-t enspricht einem Anlaut-d im Englischen.

Tal
(T-L) -- dale (D-L)
teuer
(T-R) -- dear (D-R)
Tür
(T-R) -- door (D-R)
Trommel
(TR-M) -- drum (DR-M)
er tat
(T-T) -- he did (D-D)
er trank
(TR-NK) -- he drank (DR-NK)
Teufel
(T-F-L) -- devil (D-V-L)
treiben
(TR-B-) -- drive (DR-V)

Man beachte die Konsonenten in den Klammern.

Anlautverschiebung k > ch

Das deutsche Anlaut-k wird zu englisch ch- [tsch].

Käse
(K-S) -- cheese (CH-S)
Küken
(K-K) -- chicken (CH-K) 
Kinn
(K-N) -- chin (CH-N)
Kalk
(K-LK) -- chalk (CH-LK)
Kiste
(K-ST) -- chest (CH-ST) 
Kirche
(K-CH) -- church (CH-RCH) 

Anker
(-K-R) -- anchor (-CH-R) Das englische "ch" wird hier [k] gesprochen.

Auslautverschiebung ch > k

Das deutsche Auslaut-ch wird zu englisch -k.

Eiche
(-CH) -- oak (-K)
Storch
(ST-RCH) -- stork (ST-RK)
Streich
(STR-CH) -- strike (STR-K)
Buch
(B-CH) -- book (B-K)
Koch
(K-CH) -- cook (K-K) Das "c" in "cook" wird [k] gesprochen.
Lerche
(L-RCH) -- lark (L-RK)
Lauch
(L-CH) -- leek (L-K)
machen
(M-CH) -- make (M-K)
Woche
(W-CH) -- week (W-K)
Mönch
(M-NCH) -- monk (M-NK)
Kuchen
(K-CH-) -- cake (K-K)
brechen
(BR-CH) -- break (BR-K)
suchen
(S-CH) -- seek (S-K)
machen
(M-CH) -- make (M-K)

Auslautverschiebung f > p

Das deutsche Auslaut-f wird zu englisch -p.

Griff
(GR-F) -- grip (GR-P)
Haufen
(H-F) -- heap (H-P)
offen
(-F) -- open (-P)
reif
(R-F) -- ripe (R-P)
Schlaf
(SCHL-F) -- sleep (SL-P)
Seife
(S-F) -- soap (S-P)
Streifen
(STR-F) -- stripe (STR-P)
tief
(T-F) -- deep (D-P)             
gaffen
(G-F) -- gape (G-P)                   
hoffen
(H-F) -- hope (H-P)                    
schlafen
(SCHL-F-) -- sleep (SL-P)
ab-streifen
(STR-F-) -- stripe (STR-P)      
taufen, eintauchen
(T-F-) -- dip (D-P)        

Lautverschiebung pf > p

Der deutsche Doppellaut "pf" (Affrikativ) entspricht einem englischen einfachen "p". Es war einfach nur "blöd" damals, ohne Notwendigkeit Affrikative zu bilden. Das sind Laute, die aus einer Kombination eines Sprenglautes mit einem Reibelaut entsteht. Das hat die damalige germanische Sprache "slawisiert" und dadurch ihre Ästhetik "verschlechtert". Bis heute wirkt dieses historische Ereignis in der deutschen Sprache nach. Während das Englische viel "besser" klingt, hat das Deutsche etwas "Hartes" und "Fades" an sich, was man nur intuitiv beschreiben kann.

Deutsch ist ein prägnantes Beispiel dafür, wie der Einfluss von Sprechern anderer Lautsysteme ein bestehende Lautsystem durcheinander bringen und "verschlechtern" kann.

Apfel
(-PF-L) -- apple (-P-L)     
Pfeife
(PF-F) -- pipe (P-P)     
Pfanne
(PF-N) -- pan (P-N)                   
Pfeiler
(PF-L-R) -- pillar (P-L-R)                   
Pflaster
(PL-ST-R) -- plaster (PL-ST-R)                   
Pflug
(PFL-G) -- plug (PL-G)       

Pflock (PFL-k) -- plug (PL-G)                               
Pflaume
(PFL-M) -- plum (PL-M)        
Pfuhl
(PF-L) -- pool (P-L)        
Pfosten
(PF-ST) -- post (P-ST)         
Pfund
(PF-ND) -- pound (P-ND)         
hüpfen
(H-PF) -- hop (H-P)         
Pfropfen
(PF-PF) -- prop (PR-P)         
Rumpf
(R-MPF) -- rump (R-MP)         
Stampfen
(ST-MPF) -- stamp (ST-MP)   
stapfen
(ST-PF) -- step (ST-P)   
Stumpf
(ST-MPF) -- stump (ST-MP)   
Tropfen
(TR-PF) -- drop (DR-P)   
schlüpfen
(SCHL-PF) -- slip (SL-P)   
Pfahl
(PF-L) -- pale (P-L)    
Pfand
(PF-ND) -- pawn (P-N)    
Pfau
(PF-) -- pea-cock (P-)   
Sumpf
(S-MPF) -- swamp (S-MP)
Pflanze
(PFL-NZ) -- plant (PL-NT)    
Zipfel, Spitze
(Z-PF-) -- tip (T-P)    
      

Lautverschiebung z > t, tz > t

Das deutsche "tz" ist eigentlich eine doppelte Schreibweise für die Lautkombination [ts]. Das "t" ist hierbei überflüssig, weil das "z" [ts] schon den Affrikativ ausreichend beschreibt. Manches an der deutschen Orthografie ist arg historisch willkürlich.

Das deutsche "tz" ist ein "schlimmer" Zischlaut, der den Ohren "weh" tut. Die Ursache war der enge sprachliche Kontakt zu Slawischsprachigen. Die Lautverschiebung von germanisch "t" nach deutsch "z" / "tz" war so überflüssig wie ein "Kropf".
 
Wörter mit Schluss-z > t
Salz
(S-LZ) -- salt (S-LT)   
Minze
(M-NZ) -- mint (M-NT)   
Malz
(M-LZ) -- malt (M-LT)   
Filz
(F-LZ) -- felt (F-LT)    
Stelze
(ST-LZ) -- stilt (ST-LT)   
Weizen
(W-Z) -- wheat (W-T)   

Wörter mit Schluss-tz > t
schlitzen
(SCHL-TZ) -- slit (SL-T)   
sitzen
(S-TZ) -- sit (S-T)  
setzen
(S-TZ) -- set (S-T)   
Hitze
(H-TZ) -- heat (H-T)   
kitzlig
(K-TZL) -- kittle K-TL)   
Netz
(N-TZ) -- net (N-T)   
Witz
(W-TZ) -- wit (W-T)   
Katze
(K-TZ) -- cat (K-T)   
Klotz
(KL-TZ) -- clot (KL-T)   
Schmutz
(SCHM-TZ) -- smut (SM-T)   
glotzen
(GL-TZ) -- gloat (GL-T)   
schwitzen
(SCHW-TZ) -- sweat (SW-T)   

Wörter mit beginnendem z > t

zahm (Z-M) -- tame (T-M)   
Zaum, Team
(Z-M) -- team (T-M)   
Zecke
(Z-K) -- tick (T-K)   
Zinn
(Z-N) -- tin (T-N)   
Zitze
(Z-TZ) -- tit (T-T)   
Zehe
(Z-) -- toe (T-)   
Zoll
(Z-L) -- toll (T-L)   
Zange
(Z-NG) -- tongs (T-NG)   
Zunge
(Z-NG) -- tongue (T-NG)   
Zuber
(Z-B) -- tub (T-B)   
Zweig
(ZW-G) -- twig (TW-G)   
zapfen
(Z-PF) -- tap (T-P)   Hier sind zwei Affrikative zu sehen "pf" und "z"
zerren
(Z-R) -- tear (T-R)   
er-zählen
(T-L) -- tell (T-L)    

Lautverschiebung ch > gh

Das deutsche "ch" entspricht dem englischen "gh", das nicht immer gesprochen wird, also stumm ist. Es kann auch wie ein "f", z. B. in "laugh" (lachen) gesprochen werden. In der Schrift ist jedoch die Herleitung noch gut möglich.

Nacht
(N-CH-T) -- night (N-GH-T)   
keuchen, husten
(K-CH-) -- cough (K-GH)   
lachen
(L-CH-) -- laugh (L-GH)   
Tochter
(T-CH-T-R) -- daughter (D-GH-T-R)   
fechten, kämpfen
(F-CH-T-) -- fight (F-GH-T)   
Flucht
(FL-CH-T) -- flight (FL-GH-T)   
Licht
(L-CH-T) -- light (L-GH-T)   
Recht
(R-CH-T) -- right (R-GH-T)   
Sicht
(S-CH-T) -- sight (S-GH-T)   
schlachten
(SCHL-CH-T-) -- slaughter (SL-GH-T-)   
Ge-wicht
(-W-CHT-T) -- weight (W-GH-T)   
er brachte
(BR-CH-T) -- brought (BR-GH-T)  
acht
(-CH-T) -- eight (-GH-T)   

Lautverschiebung w > b

Das deutsche "w" wird im Englischen "b" geschrieben.

wetten
(W-T-) -- bet (B-T)   

Lautverschiebung b > v (f)

Das deutsche "b" wird im Englischen "v" geschrieben.

geben
(G-B-) -- give (G-V)   
ver-geben
(-G-B-) -- for-give (-G-V)  
kleben
(KL-B-) -- cleave (KL-V)  
treiben
(TR-B-) -- drive (DR-V)
g-lauben
(-L-B-) -- be-leave (L-V)   

Laub
(L-B-) -- leaf (L-F)

Lautverschiebung d > th

Das deutsche "d" wird im Englischen "th" geschrieben.

Tod (T-D) -- death (D-TH)  
dick
(D-K) -- thick (TH-K)  
kleiden
(KL-D-) -- clothe (KL-TH)  
beide
(B-D) -- both (B-TH)  
leid sein
(L-D) -- loath (L-TH)  
Eid
(-D) -- oath (-TH) 
Pfad
(PF-D) -- path (P-TH)  
dann
(D-N) -- then (TH-N)  
danken
(D-NK-) -- thank (TH-NK)  
dies
(D-S) -- this (TH-S)  
dünn
(D-N) -- thin (TH-N)  
Ding
(D-NG) -- thing (TH-NG) 
Durst
(D-RST) -- thurst (TH-RST)  
Distel
(D-ST-L) -- thistle (TH-SL)  
Dorn
(D-RN) -- thorn (TH-RN)  
drei
(DR-) -- three (THR-) 
An-drang
(-DR-NG) -- throng (THR-NG)  
Drossel
(DR-S-L) -- throstle (THR-SL)  
Donner
(D-N-R) -- thunder (TH-N-D-R)  
Bad
(B-D) -- bath (B-TH)  
Bude
(B-D) -- booth (B-TH)  
Bruder
(BR-D-R) -- brother (BR-TH-R)  

Lautverschiebung ck > dg

Das deutsche "ck" wird im Englischen "dg" geschrieben.

Brücke (BR-CK) -- bridge (BR-DG)  
Ecke
(-CK) -- edge (-DG)  
Hecke
(H-CK) -- hedge (H-DG) 

Das lateinische Tempussystem

Die alten Römer haben sich durch ihr strukturiertes Denken hervorgetan, auch wenn sie manche Unregelmäßigkeiten in Kauf genommen haben. Anhand des lateinischen Tempussystems kann ich die Logik der Römer nachweisen, die sich im Tempussystem manifestiert. Und zwar vergleiche ich die Kopulaendungen mit den Endungen der Verben. Hier ergeben sich viele analoge Verbindungen.

Präsens
Kopula: su-
m (ich bin), e-s, es-t, su-mus, es-tis, su-nt
Verb: man-e-
o (ich bleibe), man-e-s, man-e-t, man-e-mus, man-e-tis, man-e-nt

Der Stamm der Kopula lautet "
s". Er wird mit fast den gleichen enklitischen Personalendungen wie die Verben versehen.
Den Bindevokal -
e- habe ich deshalb als Beispiel ausgewählt, weil er in der Euralinga Verben markiert.

Imperfekt
Kopula: era-
m (ich war), era-s, era-t, era-mus, era-tis, era-nt
Verb: man-eba-
m (ich blieb), man-eba-s, man-eba-t, man-eba-mus, man-eba-tis, man-eba-nt

Das Kennzeichen des Imperfekts ist das
era- bei der Kopula, jedoch -ba- bei den Verben. Der Wechsel des Konsonanten "s" mit "r" zwischen Vokalen nennt man Rhotazismus.

Die Römer hätten die Kopula auch analog mit der Endung
-ba- versehen können, also folgendermaßen:
*eba-m, *eba-s, *eba-t, *eba-mus, *eba-tis, *eba-nt

Das wäre logischer gewesen. In der Euralinga gibt es diesen logischen Bruch nicht.

Perfekt
Kopula: fui (ich bin gewesen), fui-
s-ti, fui-t, fui-mus, fui-s-tis, fu-eru-nt
Verb: man-ui (ich bin geblieben), man-ui-
s-ti, man-ui-t, man-ui-mus, man-ui-s-tis, man-eru-nt

Das Perfekt hat teilweise eigene Personalendungen. Es widersetzt sich dem bisherigen Schema. Es sieht so aus, als ob das präsentische Kopulakennzeichen "
s" sich immer wieder in die Endungen eingenistet hat, aber so richtig vollständig ausgestaltet ist das Ganze nicht. Das Tempuskennzeichen ist ein "ui". Nach anderen vokalischen Wortauslauten ist auch ein "v" möglich, welches mit dem "u" verwandt ist. Es kann auch völlig wegfallen. Das bedeutet, durch die Umformung der personalen Endungen, die sich nun von den präsentischen Personalendungen unterschieden, war eine Extra-Kennzeichnung nicht mehr nötig.
  
Plusquamperfekt
Kopula: fu-era-
m (ich war gewesen), fu-era-s, fu-era-t, fu-era-mus, fu-era-tis, fu-era-nt
Verb: man-u-era-
m (ich war geblieben), man-u-era-s, man-u-era-t, man-u-era-mus, man-u-era-tis, man-u-era-nt

Beim lateinischen Plusquamperfekt gibt es eine schöne Übereinstimmung zwischen der Kopula und dem Verb. Das Tempus wird durch zwei Marker gekennzeichnet, das "
fu" bei der Kopula und das "u" beim Verb plus der Imperfektendung -era-.

Erkenntnisse:

Das Perfekt ist aus dem Präsens hervorgegangen, wenn auch etwas chaotisch ausgestaltet. Das Plusquamperfekt ist ein Derivat des Imperfekts. Es wurde gut nach analogischen Prinzipien abgeleitet.

Schlussfolgerungen
Man könnte die Euralinga dem lateinischen Tempussystem nachbilden, jedoch mit mehr Logik.

Präsens
Kopula: e-
o (ich bin), e-s, e, e-mi, e-is, e-i
Verb: man-e-
o (ich bleibe), man-e-s, man-e, man-i-m, man-e-is, man-e-n-i

Die Endungen zwischen der Kopula und dem Verb sind nicht ganz kongruent. Logisch wäre bei der Kopula für die 3. Person Plural
*eni (sie sind), was jedoch mit der 1. Person Plural emi (wir sind) leicht verwechselt werden könnte. Beim Verb musste ich die 1. Person Plural deutlich von der 3. Person Plural abgrenzen.

Imperfekt
Kopula: eba-
m (ich war), eba-s, eba, eba-mus, eba-is, era-ni
Verb: man-eba-
m (ich blieb), man-eba-s, man-eba, man-eb-im, man-eba-is, man-eba-ni

Das Imperfektkennzeichen ist bei der Kopula und dem Verb immer
-ba-.

Perfekt
Kopula: fu-e-
o (ich bin gewesen), fu-e-s, fu-e, fu-im, fu-e-is, fu-e-ni
Verb: *man-u-e-
o (ich bin geblieben), *man-u-e-s, *man-u-e, *man-u-im, *man-u-e-is, *man-u-e-ni

Das Tempuskennzeichen des Perfekts wäre das
-u-. Bei dieser Konstruktion kämen jedoch bis zu 3 Vokale zusammen. Das ist doch ein wenig viel, weshalb eine andere Lösung gefunden werden muss. Die Alternative wäre das -av- zu nutzen, das es bei der lateinischen a-Konjugation gibt.

Statt *manueo -> manaveo (ich bin geblieben)

Plusquamperfekt
Kopula: fu-eba-
m (ich war gewesen), fu-eba-s, fu-eba, fu-eb-im, fu-eba-is, fu-eba-ni
Verb: *man-u-eba-
m (ich war geblieben), *man-u-eba-s, *man-u-eba, *man-u-eb-im, *man-u-eba-is, *man-u-eba-ni

Das Tempuskennzeichen des Plusquamperfekts wäre das
-u-. plus das Imperfektkennzeichen -eba-.
Auch beim Plusquamperfekt sollte bei den Verben die Endung
-av- zum Tragen kommen.

Statt *manuebam -> manavebam (ich war geblieben)

Futur
Auffällig bei diesem Tempus sind seine gleichen Strukturen mit den Imperfektformen (
"b" + i) bei der a- und e-Konjugationen. Bei den anderen Konjugationen taucht der Vokal -e- auf.

Kopula
ero, er
is .. (ich werde sein)

Verben
a-Konjugation: lauda
bo, laudabis ... (ich werde loben)
e-Konjugation: mone
bo, monebis ... (ich werde ermahnen)
i-Konjugation: audi
am, audies ... (ich werde hören)
Nicht-vokalische Konjugation: mitt
am, mittes ... (ich werde senden)
Gemischte Konjugation: rapi
am, rapies ... (ich werde rauben)

Wenn man davon ausgeht, dass die Futurformen aus den Kopulaformen entwickelt wurden, dann stand eine vokalische Futurendung ("e") wahrscheinlich am Anfang des lateinischen Futurs. Der Marker
"b" wurde gebraucht, um vokalische Übergänge "glatter" zu halten. Er wurde dann mit einem anderen Vokal ("i") als den von der Imperfektendung ("a") versehen, um die Tempi auseinander zu halten.

vgl.
laudabo, laudabis ... mit *lauda-e-o, *lauda-e-s ... (ich werde loben)
vgl.
monebo, monebis ... mit *mone-e-o, *mone-e-s ... (ich werde ermahnen)

Durch ein solches aussprachetechnisches "Hilfszeichen" 
"b" kommt es natürlich zu logischen Ungereimtheiten im Tempussystem, was mich im Lateinischen schon als Schüler gestört hatte. Das ist für eine Plansprache unbrauchbar.

Zusammenfassung
Die ursprünglichen lateinischen Tempusmarker und Personenmarker müssen sehr regelmäßig gebildet sein. Im Lauf der diachronischen Entwicklung wurden bestimmte Marker weggelassen und führten so zu einer (unnötigen) Flektion.

Als Erkenntnis meiner bisherigen Analyse der lateinischen Tempusbildung ergibt sich, dass das Lateinische aufgrund seiner natürlichen Evolution manche logischen Sprünge gemacht hat, die zu verwechselbaren Formen geführt haben. Eine klare strukturelle Trennung zwischen dem Imperfekt und dem Futur ist  nicht erkennbar. Sie schwimmen ineinander über.

Das Türkische als Kontrastsprache hat hier mehr "geleistet". Sein Tempussystem ist viel "sauberer" und phonetisch differenziert. Meine Hypothese ist, dass die frühe Verschriftung des Lateinischen seine bis dahin stattgefundene Entwicklung unterbrochen hatte und der Flektionscharakter dieser Sprache konserviert wurde. Das Türkische mit seiner Vokalharmonie muss ehemals auch verschiedene Konjugationen gehabt haben. Es konnte sich jedoch durch mündliche Tradition vollständig zu einer regelmäßigen agglutinierenden Sprache entwickeln. Die Türken müssen also bestimmten "Störungen" in ihrem Tempussystem durch die Definition der Vokalharmonie entgegen gewirkt haben, so dass das heutige regelmäßige System entstanden ist.

In einer Plansprache sollten analoge Bildungsmodelle in Anwendung kommen. Ein simpler Schematismus, der zu phonetischen Unschärfen und Hörfehlern führen würde, ist abzulehnen. Besser ist auf jeden Fall der Gebrauch von ähnlichen Phonemen für die gleiche Funktion.

Latein- Sprache mit logischen Brüchen

Das Lateinische hat die Sprachen Europas stark beeinflusst und wird deshalb auch heute noch an höheren Schulen gelehrt. Manche Intellektuelle und Politiker befürworten deshalb den Einsatz dieser Sprache als "Muttersprache Europas", so wie es im Mittelalter war. Dieser Gedanke ist auf den ersten Blick einleuchtend, doch wer an die gequälten Gesichter der Schüler denkt, wird davon Abstand nehmen. Das scheint nicht so eine gute Sache zu sein.

Die Behauptung, Latein sei "logisch" aufgebaut, wird durch einen kurzen Blick in die Grammatik schnell widerlegt. Man kann nur behaupten, Latein sei eine systematisch, nach bestimmten Regeln strukturierte Sprache, aber ebenso vielen Abweichungen davon. Seine Grammatik ist of mehrdeutig. So kann die Endung -or die 1. Person Singular Präsens sein, z. B. amor (ich werde geliebt), aber auch eine Nomenendung "amor" (die Liebe). So sieht Logik nicht aus!

Der Vorteil des Lateinischen ist mehr psychologischer Natur. Seine Grammatik erfordert beim Leser Geduld und den kombinatorischen Einsatz einer Fuzzylogik. So manche mehrfach belegte Endungen müssen erst nacheinander durch ein Ausschlussverfahren der gemeinten Bedeutung zugeordnet werden. Die römischen Klassiker, alles Angehörige der herrschenden Klasse, haben durch ihre eigenwillige und bunte Anordnung der Wörter im Satz dazu beigetragen, dass Latein heute einen schlechten Ruf hat, außer bei den beruflich damit Beschäftigten. Sie hätten die gleichen Gedanken ebenso gut ohne Informationsverlust in eine leicht überschaubare Struktur packen können, doch da sie Sklaven für die täglichen Arbeiten hatten, konnten sie in ihren Mußestunden an barocken Sprachgebilden basteln.

Das klassische Latein kommt keineswegs als europäische Sprache in Frage. Es ist tot und wird es immer bleiben. Eine neue Sprache, die auf ihm aufbaut, aber viel, viel einfacher und logischer, ohne die lästigen Mehrdeutigkeiten, aufgebaut ist und die phonetisch klar unterscheidbare Formen hat, wird die kommende Volkssprache der Republik Europa sein.

Der Hörer soll sofort verstehen, was der Sprecher meint und er soll sich nicht wegen allzu ähnlicher Formen sich verhören. Es genügt nicht, wenn das Schriftbild die Formen klar abgrenzt, man muss es auch hören.

Die klassische lateinische Grammatik ist also zu kompliziert und unübersichtlich. Eher käme die spätere volkstümliche Entwicklung des Lateinischen, inklusive seiner romanischen Tochtersprachen in Betracht, wo die Endung reduziert sind, wo es eine vorgegebene Satzstellung und einen natürlichen Redefluss gibt.

Das sind hohe Anforderungen an die neue Sprache, die die Vorzüge des Lateinischen mit seiner präzisen Ausdrucksweise mit einer klaren, regelmäßigen Grammatik verbindet, die mit weniger, aber notwendigen Elementen auskommt.

Abschaffung der Klassensprache

Völker, die durch verschiedene Sprachen voneinander getrennt sind, können über eine gemeinsame Sprache zusammenfinden. Denn in jeder Sprache ist auch die Tradition eines Volkes verborgen. Sie ist das kollektive Gedächtnis eines Volkes. So entsteht aus den bisher getrennten, viel sprachigen, europäischen Völkern ein europäisches Volk.

Wenn es gelingt, die europäische Sprache erst als Amtssprache und dann als echte Volkssprache zu etablieren, dann ist die Schaffung eines einer europäischen Nation möglich. Eine rein auf ökonomischen Gesichtspunkten aufgebautes politisches System kann dies nicht leisten. Dies ist nur denkbar mit einer Sprache, die diesen Erfordernissen gewachsen war, mit der solche zivilisatorischen Errungenschaften organisiert und verwaltet werden können.

Unsere Vorfahren, die Germanen, hatten gespürt, dass Latein mehr war als ein Sprache, nämlich dass sie die römische Kultur (Kunst, Literatur, Bildung und Philosophie, wobei letztere größtenteils von den Griechen stammte, und Recht) und Zivilisation (Architektur, staatliche Organisationen, Infrastruktur, Handwerk, Landwirtschaft, Handel, Militär) repräsentierte.

Während die Germanen als nomadisierende Bauern in einfachen Hütten zusammen mit ihrem Vieh lebten, kannten die Römer Städte mit Straßen und Steinhäuser mit Bädern und große Theater. Unsere Vorfahren kannten nur einen kargen Ackerbau und verbrachten ihre Zeit mit Kämpfen, entweder in Form von Kriegen gegeneinander oder gegen das zivilisierte Rom. Ich kann deshalb nicht nachvollziehen, wie manche einen Rekurs auf die Germanen nehmen und eine unentwickelte kulturelle Stufe zum Ideal erheben.

Wie viele lateinische Fremdwörter sind in die deutsche Sprache eingedrungen, ohne die wir heute nicht mehr auskommen. Es wurde immer wieder in der Geschichte versucht, sie zurückzudrängen und durch deutsche Neuschöpfungen zu ersetzen, doch größtenteils war dies nicht möglich. Ohne die vielen lateinischen Wörter in unserer Sprache wären wir immer noch auf dem Stand einer kriegerischen Stammesgesellschaft.

Mit der notwendigen Übernahme lateinischer Begriffe in die deutsche Sprache ist jedoch eine gesellschaftliche Zweigleisigkeit entstanden. Das einfache Volk versteht und verwendet häufig nur wenige dieser lateinischen Fremdwörter. Im technisch-wirtschafltichen, politischen und wissenschaftlichen Bereich ist man jedoch auf diese Fremdwörter angewiesen. Nur ein geringer Teil von ihnen könnte durch echt deutsche Wörter mit germanischen Wurzeln ersetzt werden.

Durch die Euralinga würde die Teilung der Gesellschaft in zwei Bildungsklassen aufgehoben. Auch die Abgrenzung der Fachwissenschaften mit ihrem eigenen Vokabular würde ein Ende finden, denn jeder könnte verstehen, was die (heutigen) Fremdwörter bedeuten.

Das hätte zur Folge, dass die deutsche Sprache verschwinden würde und mit ihr ihre sprachlichen Denkmäler. Das muss man klar sehen und akzeptieren, wenn man etwas Neues, höher Entwickeltes schaffen möchte. Da stellt sich die Frage: Was wiegt schwerer, eine neue Kultur zu schaffen, an der alle Mitglieder des Volkes Anteil haben, als eine Kultur zu bewahren, die letztlich großen Teilen der Bevölkerung verschlossen ist, weil sie sie nicht versteht, also eine Klassengesellschaft zu zementieren?

Was spricht denn dagegen, wertvolle deutsche Literaturdenkmäler in die neue europäische Sprache zu übertragen?

Wie die Geschichte zeigt, kann die bestehende deutsche Kultur wieder auf den Stand der Barbarei zurückfallen. Ich denke dabei an die kurze Zeit in der deutschen Geschichte, dem Dritten Reich (1933 - 1945), als das Deutsche bzw. Germanische völlig überbewertet wurde und der Geist der Vergangenheit in den Hütten aus Flechtwerk und Lehm beschworen wurde. Ein Teil der Bevölkerung Europas verwandelte sich wieder in Barbaren, die blindlings treu ihrem Anführer ins Verderben folgten.

Der Verrat des Germanen Arminius an seinem Feldherrn Varus in der Schlacht beim "Teutoburger Wald" (genauer bei Osnabrück) im Jahre 9 hatte die zivilisatorische Entwicklung Mitteleuropas um 1500 Jahre verhindert. Erst in der Neuzeit, als sich die gebildeten Menschen wieder auf die römische Antike zurückbesannen, erfolgte ein neuer kultureller Schub auf dem Gebiet der Kunst und Wissenschaft.

Ohne die römische Kultur wäre das heutige Europa oder Amerika nicht denkbar. Wie viele Gebäude nach antikem Muster gibt es hier! Die heutigen politischen Strukturen gab es auch schon in der Antike. Was wäre die heutige staatliche Verwaltung ohne das Vorbild des römischen Rechts?

Wenn wir schon so viel Römisches, aber auch Griechisches, aufgenommen haben, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, auch eine reformierte Sprache der Römer und ihrer romanischen Nachfolger zu übernehmen.

Nicht zufälligerweise entstand auf deutschem Boden der Begriff vom "Heiligen Römischen Reich deutscher Nation". Man wollte damals wieder an die römische Tradition anknüpfen. Diese Staatsbezeichnung wurde vom deutschen Kaiser Otto den Großen 962 geprägt. Die Deutschen hatten sich also als kulturelle Nachfahren der alten Römer gefühlt.

Ich sehe keine Hindernisse, sich wieder an die alten Bestrebungen zu erinnern und den Grundstein zu einer modernen, europäischen Nation zu setzen.

Unter diesem Hintergrund habe ich die alte lateinische Sprache reformiert und aus dem historisch gewachsenen Grammatikknäuel ein wohl geordnetes und logisch abgesichertes Gebilde geschaffen, das dem Geist dieser alten Kultursprache entspricht.

Die deutsche Kulturrevolution

Eine Plansprache zu erstellen, die sich schließlich in der gewünschten Form durchsetzt, ist eine Herkulesaufgabe. Ihr Erfolg hängt nicht von dem Erfinder selbst ab, sondern auch von jenen, die sie tatsächlich gebrauchen. Außerdem sind die gesellschaftlichen Umstände zu berücksichtigen.

Der jüdische Esperanto-Erfinder Lejzer Zamenhof agierte zu einer Zeit, die "reif" war für eine übergreifende Sprache. Es war eine Zeit, in der die Sozialisten und Kommunisten die bestehende feudale oder bürgerliche Gesellschaft von Grund auf umkrempeln wollten. Dazu passte gut die Konstruktion einer neuen Sprache, deren Schöpfer noch andere, über das reine Kommunizieren hinaus, anvisierte Ziele hatte. Aufgrund seiner zionistischen Grundeinstellung wollte er die Juden sprachlich vereinen. Er spielte sogar mit dem Gedanken eines jüdischen Staates in der Ukraine. Doch es kam alles anders. Zamenhof stieß bei seinen jüdischen Landsleuten auf Ablehnung. Dafür gewann er die Nicht-Juden für seine Sprache. Wie das oft im Leben so ist: Nach Leid kommt Freud'. Lejzer Zamenhofs Sprache hatte Zulauf bekommen. Darauf konnte er stolz sein. Herzlichen Glückwunsch!

Heute dümpelt auch das Esperanto vor sich hin, wenn man sich die relativ wenigen organisierten Mitgliederzahlen anschaut. Von einem Sprachenthusiasmus ist jedenfalls außerhalb der Esperantokreise in der Bevölkerung nichts zu spüren.

Das sind bloße Feststellungen, und nicht als Abwertung dieser Sprache zu sehen. Ich habe persönlich noch keinen Esperantosprecher getroffen. Nur im Internet beobachte ich ihr reges Treiben.

Esperanto hat einen gemischten europäischen Wortschatz, für den Deutschsprachigen ein Sammelsurium von Fremdwörtern, unter dem Hut einer reduzierten Grammatik vereinigt. Sie ist deshalb für sprachlich Gebildete leicht zu verstehen. Abgesehen von einigen Ungereimtheiten gefällt mir sein Klang einfach nicht, das ist natürlich reine Geschmackssache, aber für Esperanto kann ich mich schon aus diesem Grund nicht erwärmen. Es gibt "schönere" Sprachen, die nicht so "hoppeln", die mehr Verve und Wärme haben.

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass unsere Euro-Politiker heimlich das Englische als Standardsprache in Europa durchsetzen wollen. Offen wird das nicht gesagt, aber stillschweigend nach und nach durch den häufigen Gebrauch dieser Sprache etabliert. Auch die deutsche Jugend hat das Englische als Quasinorm der internationalen Verständigung übernommen. Die englischen Liedtexte, auch die zunehmende Anglisierung der Werbesprache und "Businesssprache" sind ein beredter Hinweis darauf. Neue wissenschaftliche und technische Begriffe werden aus dem Angelsächsischen übernommen, die erst durch ein aktuelles Wörterbuch verständlich sind.

Oft bräuchte das nicht zu sein, es gibt auch deutsche Begriffe für die neuen Wörter. Aber das ist ein anderes Thema, das der Klassensprache, wo die einfachen Leute nicht die Gebildeten verstehen können, obwohl es anders sein könnte.

Sprachen werden durch bestimmte gesellschaftliche Begebenheiten verbreitet, heute eben das Englische durch die Dominanz der Vereinigten Staaten von Amerika. Doch ist dies kein ehernes Gesetz. Wenn man sich damit abfindet, aber schon.

Eine neue Sprache kann sich nicht allein durch seine "Eleganz", "Einfachheit" oder andere schmückende Attribute durchsetzen. Sie fängt immer klein an, braucht aber an entscheidenden Stellen in der Politik Unterstützer. Das ist dialektisch zu beurteilen.

In der Geschichte wurden bestimmte lokale Sprache zur Hauptsprache durch den Umstand, dass sie in der Hauptstadt oder von den Herrschenden gesprochen wurden. Wurde eine Sprache erst einmal institutionalisiert, verbreitete sie sich ziemlich rasch im Volk.

In den Demokratien werden die bürgerlichen Politiker schnell auf neue Volksmeinungen eingehen, ganz gleich im was es sich handelt, wollen sie gewählt werden. Sie sind so flexibel und wendig und haben keine Scheu, heute das zu propagieren, was sie gestern noch bekämpft haben.

Das wird auch bei der Etablierung einer neuen Sprache so sein. Je mehr also von der Bevölkerung eine solche Sprache fordern, desto eher wird sie auch im Staat institutionalisiert, in den Schulen, Universitäten, in der Verwaltung, in den Printmedien oder elektronischen Medien. Nur ist der Weg zu einer solchen Massenwirkung ungeheuer schwer. Es reicht nicht aus, nur eine andere Sprache zu kreieren, sie muss auch etwas Neues, das die Leute anspricht, etwas Attraktives, aufweisen.

Mit dem Esperanto aus dem 19. Jahrhundert war früher der Traum vom unbeschwerten Reisen ohne Sprachschwierigkeiten und eine Friedenshoffnung verbunden. Heute spielt das keine Rolle mehr, jeder kann auch ohne Esperanto in fremde Länder reisen, das erledigen die Reisebüros und ihre Reiseleiter. Auch wurde der Friede in Europa auch ohne den Gebrauch des Esperanto bis heute erhalten. Damit ist der Niedergang dieser Sprache erklärbar. Er ist nicht mehr aufzuhalten, obwohl ich nicht davon ausgehe, dass sie ganz ausstirbt.

Für die Euralinga bedeutet dies, dass mit ihr eine neue Anschauung und Sinngebung gekoppelt werden sollte. Sie müsste eine bestimmte gedankliche Assoziation erzeugen. Wer von ihr spricht, denkt, aha, das bedeutet für mich das und das, ich kann das und das mit ihr erreichen.

Zu argumentieren, mit der neuen Sprache lassen sich alle Werke der Weltliteratur übersetzen oder man könnte sich prima damit verständigen, erfüllt dieses Kriterium nicht. Im Gegenteil, Altbekanntes wird nur aufgewärmt. Nein, etwas Neues, was auch die Psyche des Menschen betrifft muss da hineinspielen.

Da bieten sich in der heutigen Zeit mehrere bewusstheitliche Strömungen an, aktuell ist die Wiederbelebung des Islam, auch die Zunahme der freikirchlichen Gruppen, sowie die vielen Psychoströmungen, Selbsterfahrungsseminare, Naturerlebnistrips, Extremsports, aber auch Meditationserfahrungen und der Buddhismus in seinen vielfältigen Ausprägungen.

Fange ich mal bei der Religion an. Die protestantischen Freikirchen und amerikanischen Sekten fußen auf dem Ergebnis der protestantischen Reformation in Deutschland vor 500 Jahren. Sie propagieren in ihren Gottesdiensten und Predigten die einheimischen, nationalen Sprachen, weshalb sie kein Interesse haben, sich einer internationalen Sprache zu bedienen.

Häufig sind ihre Mitglieder auch nicht sprachlich vorgebildet. Das ist keine Abwertung oder ein Vorwurf, sondern eine reine Tatsachenfeststellung.

Der Islam ist im Kommen, auch in Europa, mit einer Vehemenz, die vielen Angst macht, vor allem, wenn einzelne muslimische Kriminelle wahllos Menschen durch Attentate umbrachten. Das führt zu einer allgemeinen Ablehnung dieser Religion in der europäischen Bevölkerung.

Linguistisch gesehen ist mit einer Islamisierung auch eine starke Betonung der arabischen Sprache und Schrift verbunden. Beide wirken auf die Europäer äußerst befremdlich, wenig attraktiv, obwohl der Klang der arabischen Sprache gar nicht mal so schlecht ist, sehr emotional wirkt, und in der Koranrezitation besser als jedes Rezitieren von biblischen Texten in der Kirche oder Synagoge klingt.

Die islamische Religion besticht durch ihre konsequente Art der Gottesdefinition und Gottesanbetung in den Moscheen, ist aber nicht prinzipiell anders als die beiden anderen monotheistischen Religionen. Man kann sich gut verständigen mit demselben Vokabular über die Grenzen der eigenen Religion hinweg. Aber so ganz anders sind diese Religionen und ihre Anhänger nicht. Die Muslime haben vom Grundsatz her keine Veranlassung, eine internationale Plansprache zu gebrauchen, das Arabische ist ja schon international gebräuchlich im Gottesdienst und außerdem für Nicht-Araber ziemlich schwierig zu erlernen oder auszusprechen. Wo es schon eine Sakralsprache gibt, hat eine andere Sprache keine Chance.

Entgegen den Meinungen von jungen, fundamentalistischen Muslimen kleben die muslimischen Arbeiter und ihre Nachkommen in Europa an ihrer Herkunft, der jeweiligen Nation ihrer Vorfahren, und leben zwiespältig in zwei Kulturen, eine sehr unbefriedigende Situation für die Betroffenen.

Die Religion bindet doch nicht so sehr wie die Nation, was auch für den Islam zutrifft. Wie sollte man sonst erklären, dass sich türkische und kurdische Muslime bekriegen?

Wer schon zwei Sprachen lernen muss, der wird eine dritte internationale Sprache, die zudem keinen historischen oder gesellschaftlichen Hintergrund besitzt, lernen. Deshalb ist aus dem islamischen Kulturraum kein Impetus für eine Plansprache zu erwarten.

Komme ich darauf zurück, welche bewusstheitliche Motivation für die Einführung einer Plansprache spricht.

Extremsportler brauchen keine neue Sprache, auch die Menschen, die sich nur meditativ zurückziehen oder bestimmte Selbsterfahrungskurse besuchen, können dies nonverbal machen.

Der Buddhismus hingegen mit seiner andersartigen Bewusstseinserfahrung und dem Weg dahin bietet neue Ansätze, die Welt zu erklären und sich sprachlich damit auseinander zu setzen.

Im Pali, der Sprache der alten buddhistischen Texte, habe ich so manche Erkenntnisse gewonnen, die in Europa fremd sind. Die alten Mönche, auch der historische Buddha Siddharta Gautama, haben sich einer Sprache bedient, die häufig anders und ganz fremdartig wirkt, aber dennoch neue Gedanken ausdrückt. Das Pali ist ein fortentwickeltes Sanskrit, eine Sprache, die mit unserer Sprache sogar verwandt ist.

Wir stehen noch vor großen Umbrüchen, sei es religiös oder gesellschaftlich, denn eine veraltete Gottessicht und eine entseelte Welt mit einem plumpen Materialismus bleibt nicht lange bestehen. Die Menschen sehnen sich nach einer Wohlordnung, wo sie sich geborgen fühlen und zur Ruhe gelangen, was sie aber durch schöne Worte, Gebete und erfolglose Fürbitten oder den Konsum nicht finden können.

Die Grenzen der Marktwirtschaft sind heute an den permanenten Krisen zu erkennen und spürbar.

Durch politische Entscheidungen kann sich eine Sprache schnell durchsetzen. Kemal Atatürk hatte die arabische Schrift durch die Lateinschrift abgelöst und die türkische Sprache europäischen Einflüssen geöffnet, und dadurch viele persisch-arabische Wörter aus dem aktiven Wortschatz des türkischen Volkes entfernt.

Natürlich ist ein Sprachwechsel nicht von heute auf morgen zu schaffen, das braucht Generationen und fängt in den Schulen an. Es gibt Beispiele in anderen Ländern, wo ebenfalls die Sprache modifiziert wurde.

Sprachen vergehen, neue kommen, so war das schon immer in der Weltgeschichte. Wir sprechen auch kein Germanisch mehr.

Die Deutschen sind fähig, Reformen durchzuführen, was sich in der Rechtschreibreform zeigt, die in den Schulen und vielen Publikationen angewandt wird, wenn auch manche konservative Kreise lieber bei den alten chaotischen Regeln oder unbegründbaren Schreibtraditionen bleiben wollen, was ihnen ein wenig Flexibilität abverlangen würde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte es das sogenannte Wirtschaftswunder aufgrund eigener Kraft, Ausdauer und Tüchtigkeit. Das deutsche Volk ist, wenn es einmal Reformen macht, konsequent und gründlich.

Der plötzliche Ausstieg aus der Kernenergie im Jahre 2011 zeigt den Willen des deutschen Volkes, seine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und lässt damit andere Völker hinter sich, die an veralteten Denkweisen haften bleiben.

Die Deutschen sind zu einer Kulturrevolution fähig, wenn es die gesellschaftlichen Umstände erfordern. Das wird dann der Fall sein, wenn die Grenzen für Millionen Einwanderer aus dem Orient aufgemacht werden müssen, um die alterne Bevölkerung zu versorgen und die Wirtschaft zu stabilisieren. Ein solches Megaereignis, das vergleichbar mit einer Völkerwanderung ist, kann nicht mit den bisherigen Methoden einer Integration in die deutsche Gesellschaft, sondern vielmehr über die Etablierung einer neuen Gesellschaft und Kultur unter Einbeziehung einer neuen Sprache geschehen. Die deutsche Sprache würde aufgegeben und eine neue Sprache eingeführt, mit der alle Deutschen leben könnten.

Momentan wollen die meisten Deutschen so weiter leben, wie sie es gewohnt sind, doch der Punkt ist schon erreicht, wo ein radikal neues Denken erforderlich ist. Das deutsche Wirtschaftswunder ist jedoch verblasst und die Vergreisung der Gesellschaft, die enorme Kapitalisierung der Ökonomie mit null Zukunftsaussichten für die unteren Schichten, die Arbeit immer mehr vernichtet und ein Heer von Sozialhilfempfängern und Frührentnern schafft, das wird nicht lange gut gehen.

Die Zerfallserscheinungen mit dem Erstarken von anti-intellektuellen, radikalen und barbarischen Strömungen sind unübersehbar.

Hinzu kommt das kärglich entwickelte nationale Bewusstsein der Deutschen, die nicht genau wissen, wo sie eigentlich als Volk hingehören. Ein solches Volk wird sich deshalb in seiner Sinnkrise neue Wege suchen. Die Schaffung einer neuen Gesellschaft und einer neuen Kultur, der europäischen Kultur mit einer europäischen Sprache, bietet sich an.

Die deutsche Sprache ist eine Klassensprache ist, die die Gesellschaft in diejenigen einteilt, die die Normen und Ziele zu ihren eigenem Vorteil festlegen und denjenigen, die sich den herrschenden Zuständen, auch im Schulwesen, beugen müssen. Schon aus diesem Grund käme die deutsche Sprache als eine pan-europäische Sprache nicht in Betracht.

Die Klassenzugehörigkeit sagt aber nichts über die Intelligenz der jeweiligen Klassenangehörigen aus, auch nicht, ob sie nicht in der Lage wären, Neues zu lernen. Auch den einfachen Leuten, den Angestellten, Arbeitern und Handwerkern wäre es möglich wäre, eine neue Sprache zu erlernen, die bedeutend einfacher als Deutsch strukturiert ist.

Neues und Neuerungen stoßen anfangs immer wieder auf Widerstände oder Ablehnung, da ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Die Schaffung des europäischen Staates erfordert ein völliges Umdenken und Weiterdenken im Bereich der Ökonomie und Kultur, worunter auch die Sprache subsumiert wird. Gerade die Art der Sprache sagt viel über das dahinter stehende Bewusstsein aus.

Wenn die Deutschen als Vorreiter Europas eine allgemeine europäische Sprache, einführten, würden sie schon dadurch eine neue Kultur etablieren, die richtungsweisend für die Zukunft Europas wäre. Eine Kulturrevolution hätte begonnen.

Die Vereinigung der europäischen Völker mit ihren verschiedenen Sprachen ist nicht möglich ohne eine einheitliche Sprache, die sie miteinander verbindet, so dass sich schließlich ein europäisches Volk aus den bisher divergierenden Kultur- und Spracheinheiten entwickelt.

Die Euralinga habe ich auf dieses Ziel zugeschnitten. Sie soll einfach strukturiert und schnell erlernbar sein, deshalb enthält diese neue Sprache zahlreiche internationale Wörter. Ihre Grammatik ist leicht überschaubar und enthält nur wenige morphologische Bausteine zur Anordnung der Wörter und zur Bildung von Begriffen.

Meine Sprache ist der linguistische Beitrag zur "deutschen Kulturrevolution", auch wenn das jetzt noch utopisch anmutet.

Dass es möglich ist, eine Sprache zu regulieren, zeigte Mustafa Kemal, genannt Atatürk ("Vater der Türken"). Als er 1928 die türkische Sprache reformierte, indem er viele arabische Fremdwörter durch einheimische Wörter ersetzte und vor allem das lateinische Schriftsystem einführte, brachte er den modernen türkischen Staat voran und beendete den kulturellen Stillstand des osmanischen Reiches. Er warf den Hemmschuh der arabischen Schrift fort. Durch seine Sprachreform hob er die türkische Kultur auf eine höheres Niveau. Von nun an lernten auch die Türken aus der breiten Schicht des Volkes lesen und schreiben, worum sich die aristokratischen Feudalherrn Jahrhunderte lang vorher nicht gekümmert hatten.

Atatürk ist ein gutes Beispiel dafür, dass Weitblick, auch die Sprache betreffend, zu einer neuen kulturellen Blüte führt.

Genauso könnte sich die Einführung einer europäischen Sprache in Deutschland vollziehen. Sie kann die sprachliche Einheit Europas vom Zentrum aus vollziehen.

Latein als pan-europäische Sprache?

Die alten Römer haben den europäischen Kontinent nachhaltig geprägt. Trotz ihres militärischen Siegs über die römischen Legionen im Jahre 9 n.Chr. mussten die Germanen erkennen, dass sie einen geschichtlichen Fehler gemacht hatten, der sie für Jahrhunderte in der kulturellen Rückständigkeit beließ. Manche Freiheitskämpfe finden eben zur falschen Zeit statt.

Wie das im Leben so ist, man vergisst einiges in der Bahn, verliert Kleinigkeiten auf dem Weg, auch bestimmte lateinische Wörter sind in den lateinischen Tochtersprachen nicht mehr zu finden. Aus dem klassischen "equus" (Pferd) wurde "caballus", der Klepper, ein Wort aus dem Straßenjargon. "Pulcher" (schön) wurde zu "bellus", was sich in der Tollkirsche erhalten hat: Belladonna (= schöne Dame, d. h. ihr schöne Augen machen, weil der Saft der Tollkirsche die Pupillen erweitert. Nur trinken sollte man ihn nicht, das führt dann zum "exitus letalis" (Tod)).

Diese Beispiele ließen sich fortführen. Wer den Verlust bestimmter Wörter bedauert, ist ein Nostalgiker, der nach seiner Liebsten schmachtet, die aber unerreichbar ist. Für den gemeineuropäischen Wortschatz ist entscheidend, welche Wörter heute gebraucht werden. Das erleichtert das Erkennen und Memorieren.

Schon im Lateinischen gab es Unmengen an Homonymen und griechischen Fremdwörtern. Sie durch andere Wörter zu ersetzen bzw. umzuformen wird eine Menge Arbeit machen. Es kann nicht so wie in den heutigen Sprachen bleiben, dass in der europäischen Volkssprache Dublettenbegriffe auftauchen. Ein Begriff für eine bestimmte Sache genügt. Das wird dazu führen, dass viele griechische Begriffe latinisiert werden, z. B. aus hyper- wird dann super-.

Vorteilhaft wäre es, wenn die international gebräuchlichen Wörter in die europäische Volkssprache integriert werden, aber nicht dumm mechanisch, sondern nach ausgeklügelten und sorgsam bedachten Regeln. Die internationalen Wörter decken jedoch nicht alle Bereiche des menschlichen Lebens ab, so dass es notwendig sein wird, dass Wörter in die neue Sprache einfließen, die nur einem der heutigen europäischen Völker geläufig sind. Das ist ein Wermutstropfen.

Es gibt neu-lateinische Wörterbücher, die moderne Wörter enthalten, doch muss man hier auf Überraschungen gefasst sein. Dort werden die einfachsten modernen Begriffe, für die es schon romanische Wörter gibt, ins klassische Latein zurückübersetzt oder umständlich erklärt. Prägnante Wörter, wie man sie im Alltag verwenden, sucht man vergebens. Dr. Eichenseer, ein Latinist der Universität Saarbrücken, der, wie er sagt, sogar auf Lateinisch träumt, beschrieb in einem Interview, wie er neue lateinische Wörter bildet, nämlich, indem er sie nach den Regeln des klassischen Lateinisch, also nach antikem Vorbild formt.

Beispiele

Reißverschluss = clusura tractilis

Schallplatte = discus sonans

Das Wort "Schallplatte" beweist, dass dieses Interview schon etwas länger her ist. Heute ist sie in den Geschäften normalerweise nicht mehr erhältlich. So schnell ist der technische Fortschritt heute, der hungrig auf immer mehr neue Begriffe ist. So wurde die Schallplatte durch die CD (Compact disc) ersetzt und morgen? Welche technische Neuerungen warten noch auf uns und damit völlig neue Begriffe?

Die Methode des Dr. Eichenseer hat nostalgische Züge, doch auf diesen Zug aufzuspringen, hieße, mit einer alten Dampflok zu fahren. Es kommt für die zukünftige europäische Sprache nicht so sehr darauf an, die Sprache der alten Römer in allen Details zu imitieren. Vielmehr ist es besser, die bewährten Wortbildungen der romanischen Sprachen, die das aussagen, was sie aussagen sollen, und das in möglichst kurzer Art und Weise, zu übernehmen. Überflüssige Endungen aus der klassischen Zeit des Latein bleiben dabei außen vor. Man braucht ja nicht den alten Ballast mitschleppen.

Der lateinische Wortschatz hat ein bestechendes Merkmal, nämlich Präzision und Nüchternheit. Seine Wörter aber sind oft zu lang, haben Endungen ohne besondere Bedeutung. Das könnte alles abgeschnitten werden.

Beispiel

Reißverschluss = clusura tractilis

Das sind sechs Silben im Lateinischen, aber nur drei Silben im Deutschen, also 6 : 3. Ein schlechtes Verhältnis. Das kann man kürzer hinkriegen, indem die Wortbildung wie im Deutschen erfolgt, also das Attribut nach vorn vor das Nomen setzen und damit verschmelzen.

Latein wäre also nur bedingt tauglich für eine europäische Hochsprache.

Das europäische Nationalbewusstsein

Das europäische Nationalbewusstsein braucht Traditionen, die für eine moderne Gesellschaft geeignet sind. Er muss auch linguistisch unterstützt werden.

Unter diesem Hintergrund ist eine europäische Sprache notwendig, keine Zweitsprache, sondern eine Sprache, die die Mütter ihren Kindern mit der "Muttermilch einflößen", sie mit ihr vertraut machen, ihre Gefühle ausdrücken und ihren Lebenskosmos abbilden. Das funktioniert gut mit einem sprachlichen Klangkörper, der auf ein harmonisches Zusammenspiel der Wörter ausgerichtet ist, einen Sprachfluss aufweist, der Dissonanzen vermeidet und eine expressive Möglichkeit zum Schauspiel und zum Lied schafft.

Eine europäische Partei, die als eines ihrer Ziele eine europäische Staatssprache propagiert, kann den Prozess der Einigung Europas vorantreiben. Ohne eine politische Aussage und ohne organisatorische Strukturen wird sich eine europäische Sprache nicht etablieren.

Wenn sich die europäische Sprache erst einmal in einem Staat durchgesetzt hat, wird dies eine Signalwirkung auf die anderen Länder haben, denn sie werden sich dann an diese Sprache anpassen, angefangen in den Schulen, den Publikationen, den Übersetzungsdiensten und den administrativen und kulturellen Institutionen.

Das sind noch Visionen, aber realisierbare Zukunftsaussichten, sobald sie angepackt werden von Menschen, die ein gemeinsames Ziel haben und Hand in Hand die Zukunft gestalten wollen.

Pidgin-Europäisch

Wie die Menschen begonnen haben, sich mit Wörtern zu verständigen, ist unbekannt. Auch wann dieser Prozess begonnen hat, lässt sich anhand der menschlichen Fossilien nicht erschließen. Sicher ist, schon der Homo erectus (der "aufgerichtete Mensch") eine Sprache hatte, doch welche Laute er gebrauchte oder welche Grammatik er dazu benutzte, ist unbekannt.

Die Linguisten konnten durch Sprachvergleiche der europäischen Sprachen nachweisen, dass es eine gemeinsame Sprache gab, die indogermanisch, indo-europäisch oder im anglophonen Sprachraum aryan ("arisch") genannt wird. Sogar im fernen Indien werden Sprachen, das Sanskrit und seine moderne Form, das Hindi, gesprochen, die mit den europäischen Sprachen, den Sprachen der Nachkommen der Germanen, Kelten, Romanen und Slawen verwandt sind. Die indoeuropäische Ursprache war keineswegs primitiv, wie man meinen könnte, im Gegenteil, sie war sehr kompliziert und hatte ein reich bestücktes Inventar an grammatischen Formen, wie man sie aus den alten Sprachen Lateinisch und Griechisch kennt.

Erst das Englische und Persische haben sich der vielen Formen entledigt und sind zu einem einfacherem Grammatikbau angelangt, wie jeder, der Englisch spricht, bestätigen kann. Es geht auch ohne kompliziert zu gebrauchende Endungen. Die Verständigung wird durch ein Wirrwarr an grammatischen Ausnahmen nicht verbessert.

Die modernen Spracherfinder haben sich deshalb an das Englische angelehnt und ahmen seine Grammatik bis zum Extremum einer Pidginsprache nach, deren Grammatik äußerst primitiv ist und die einen mangelhaften Wortschatz hat. So wird z. B. der Kasus nicht mehr unterschieden. "ich", "mir", "mich" sind gleich und müssen über die Stellung im Satz erraten werden. Der Hörer hat dann die undankbare Aufgabe, aufgrund von Wahrscheinlichkeiten herauszufinden, was der Sprecher meint. Bei simplen Sachverhalten klappt die Verständigung, wenn man auch noch die Hände und Füße mit einbezieht.

Ein Beispiel ist die LFN (Lingua Franca Nova) von George Boeree.

Das Pidginprinzip übertragen solche Spracherfinder und Sprachplaner wie Charles Kay Ogden auf den Wortschatz und reduzieren ihn bis zur Schmerzgrenze. Das Basic-English ist ein Beispiel einer verfehlten Sprachplanung. Offensichtlich sollte man auch sein Gehirn ausschalten, um Englisch zu sprechen.

Primitive Grammatik plus primitiver Mini-Wortschatz - ein Ideal für Europa?

Dass ein Spracherfinder grundsätzlich frei ist, eine beliebige Sprache zu erfinden, steht außer Zweifel, ob sie dann von mehr als einem Sprecher akzeptiert wird, steht auf einem anderen Blatt. Plansprachen mit komplizierteren Formen als die sie die heutigen natürlichen Sprachen enthalten, bleibt eine private Angelegenheit des Spracherfinders, allerdings mit der Konsequenz des Misserfolgs.

Das Volapük, das allerorts im Internet herumgeistert, war ein solcher Missgriff. Seine Grammatik wirkte sehr fremdartig und stellte große akrobatische Leistungen an die Zunge und das Gehirn, was im Zirkus nach jahrelangem Training der Akrobaten klappt, doch die Zuschauer in der Manege würden eher die Eintrittskarten zurückgeben und ihr Geld zurückverlangen. Schon der Name des Volapüks wirkt nicht gerade einladend. "Vol" leitete der Erfinder dieses Monstrums vom englischen Wort "world" (Welt) ab. "Pük" geht auf das englische Wort "speak" (sprechen) zurück. Selbst Engländer würden die Bedeutung dieses Sprachnamens nicht erkennen.

Linguistischer Dilettantismus

Die bisherigen euro-zentrierten Plansprachen haben ihre Begrenzungen in den mangelhaften linguistischen Kenntnissen ihrer Erfinder, die zum allergrößten Teil nur die englische Grammatik nachahmen ohne Sinn und Verstand, zudem dies als großer Errungenschaft anpreisen und sogar einige Anhänger finden. Es genügt eben nicht, sich hinzusetzen und eine Eins-zu-Eins-Relation zwischen den grammatischen Elementen bzw. dem Wortschatz einer bestimmten Sprache mit einer noch zu konstruierenden Sprache zu machen. Selbst hieran scheitern schon etliche Sprachkünstler, die kein Durchhaltevermögen, geschweige denn eiserne Disziplin haben, einen genügend großen Wortschatz zu schaffen.Wenn man viele ihrer Sprachkonstruktionen unvoreingenommen betrachtet, kommt die Vermutung auf, dass sie sich in ihren Fährigkeiten übernehmen und mehr Wunschdenken und rosarote Hoffnungen hegen als Sachverstand und Selbstkritik. Sie sind leicht beleidigt, wenn ihre Fehlleistungen offenkundig sind und beharren umso stärker auf einem Irrweg als sich durch sachliche Argumente überzeugen zu lassen. Ihr Scheitern ist damit vorprogrammiert.

Oder sie werfen irgendwelche, künstlich geschaffene Wörter in den Raum mit der Hoffnung, die Menschen würden sie aufgreifen wie ein Hund einen zugeworfenen Knochen, sich daran erfreuen und munter miteinander kommunizieren. So einfach ist das Ganze nicht, ist einfach nur lachhaft.Besonders frustrierend ist es für einen Spracherfinder, wenn er Hunderte von Stunden in sein Sprachprojekt investiert hat, ein Wörterbuch mit mehreren Tausend Wörtern erstellt hat, mit anderen im Internet in Kontakt getreten ist, aber niemand interessiert sich für seine Arbeit. Es nützt auch nichts, wenn er seine Sprache in Wikipedia selbst aufgelistet hat. Sie wird eine Plansprache unter anderen bleiben, ungenutzt, nur eine kurze Notiz.Im Zeitalter des Internets und von Facebook gibt es auch Spracherfinder, die ihre Sprache "pushen" wollen, indem sie mit mehreren Pseudonymen auftreten und bei den anderen Teilnehmern den Anschein einer Vielheit hervorrufen. Diese Pseudonyme kommentieren sich gegenseitig, drücken auf den "Gefällt-Button" und sammeln fleißig "Freunde", um ihre Plansprache bekannt zu machen und Anhänger zu requirieren. Ein solches Vorgehen wird aber zum Misserfolg der jeweilig beworbenen Sprache führen, denn die Interessierten werden sich nicht an der Nase herumführen lassen. Das hat es schon bei der Plansprache Ido gegeben, als der Hochstapler Louis Chevreux als "Marquis de Beaufront" auftrat und seine Zeitgenossen täuschte. Sein Konzept ging aber nicht auf, was eine Mahnung an heutige Sprachpropagandisten sein sollte, es ihm nicht nachzutun.

Will man eine allgemeine Sprache für das europäische Volk schaffen, sind profunde Kenntnisse der bestehenden und alten Sprachen notwendig, ist es außerdem notwendig über den Tellerrand hinzusehen und sich mit anderen Sprachmodellen auszukennen und ein ausgeprägtes Sprachbewusstsein zu haben mit der Fähigkeit, kreativ zu sein und gleichzeitig logisch stringend zu denken, die Einzelteile harmonisch zu einem Ganzen zu vereinigen.

Das Englische als Grundlagensprache der neuen europäischen Hochsprache zu nehmen, fällt mit Sicherheit durchs Raster als ein ungeeignetes Kreol, ebenso wie seine Schwestersprache, das Deutsche, das den modernen Ansprüchen in keinerlei Weise genügt.

Während die Anglophonen nicht in der Lage sind, Vokale klar und deutlich als solche zu sprechen und eine störende Diphthongisierung vorziehen, ist das Deutsche zu einer hölzernen, lauten Sprache degeneriert mit einem Ballast an absolut überflüssigen und blödsinnigen grammatischen Elementen, fremden Pluralbildungen, einem unübersichtlichen Satzbau und einem heterogenen Wortschatz mit Dublettenwörtern, dreifach vorhandenen Präfixen (z. B. über - super - hyper), schrecklichen Konsonantenhäufungen und einer unschönen Zischlautorgie. Deutsch ist eine schwierige Sprache, aber veraltet, fade und überlebt nur durch die Aufnahme fremder Wörter. Dem Deutschen wurde in seiner Geschichte eine neue Morphologie, insbesondere aus dem Lateinischen, und Wortentlehnungen, Lehnübersetzungen aufgepfropft, so dass es dadurch in der Lage war, in einer fortschreitend komplexeren Gesellschaft adäquate Kommunikationsmöglichkeiten zu finden. Ohne das Lateinische wären die Deutschen nicht zu dem Kulturvolk geworden, was sie heute noch sind. Jedoch ging die Ordnung und Übersichtlichkeit im Deutschen unter. Das kreative deutsche Volk hat schon immer in seiner Geschichte revolutionäre Neuerungen geschaffen und die übrigen Völker "verblüfft" oder "geärgert". Es kannte keine blutigen Revolutionen wie die französische oder russische Revolution. Seine Spezialität waren die geistesgeschichtlichen Revolutionen.

Als Nächstes steht die Vereinigung Europas an, die neben den ökonomischen und politischen Voraussetzungen auch die sprachliche Vereinigung über eine europäische Sprache erfordert.

Spracherfinder sind Indiviualisten

Spracherfinder sind absolute Individualisten sind und arbeiten für sich allein. Ein gemeinsames Projekt zu erstellen, dazu können sie sich nicht aufraffen, und wenn doch, dann würden die Ansichten wahrscheinlich diametral auseinander gehen. Bei der Ido-Bewegung konnte man gut beobachten, dass das Ido-Komitee zwar in der Lage war, die Mustersprache Esperanto abzuschleifen und einen romanisierten Wortschatz zu kreieren, aber der große Wurf war es nicht. Zündene Ideen gehen von Individuen aus, die dann auch in der Lage sein müssen, eine eigene Anhängerschaft um sich zu scharen, wie dies bei der Lingua Franca Nova geglückt ist, die von George Boeree erfunden wurde, und die einige aktive Sprecher gefunden hat.

Wie sich die Zukunft meiner Sprache gestaltet, hängt von den gesellschaftlichen Umständen ab. Schauen wir mal, wie sie sich entwickeln. Momentan ist hier wenig Enthusiasmus bei der Jugend zu spüren. Sie beschäftigt sich lieber mit persönlichen Zielen und einer individuellen Freizeitgestaltung.

IDO - eine "idiotische" Sprache?

Plansprachen einen ansprechenden Namen zu geben, ist nicht leicht. Mittlerweile hat man sich an den Namen "Esperanto" gewöhnt, spricht diese Sprache aber im Allgemeinen nicht, außer einigen Sprachexoten.

Ihre als Nachfolgesprache gedachte Plansprache IDO ist so gut wie unbekannt in der Bevölkerung. Ihr Name ist nichtssagend, führt eher zu einer gedanklichen Assoziation mit "Idiot", obwohl dies natürlich nicht zutrifft. Das bedeutet auch keinesfalls, dass IDO-Lerner die eben Bezeichneten sind. Es haben doch sehr intelligente Personen an ihr mitgewirkt. Der Name ist jedoch sehr unglücklich gewählt.

Diese "Sektierersprache" hat viele esperantische Elemente beibehalten, andere weggelassen oder modifiziert. Sie konnte sich nie aus dem Sog ihres großen Vorbilds lösen, was man schnell merkt, wenn man sich in Esperanto gut auskennt. Ihr Tempussystem ist ebenso blöde wie im Esperanto, wenn man mal ein anderes Tempus als die übliche Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft braucht. Ein Aspektsystem wie in slawischen Sprachen sucht man hier vergebens. Oder eine dubitative Modalität mit referenziellen Merkmalen ist hier unauffindbar. Im Grunde ist diese Sprache sehr anspruchslos, was durch die eine regelmäßige Deklination und die nicht vorhandene Konjugation unterstrichen wird. Der Unterschied zwischen einem Vorgangs- und Zustandspassiv wird nonchalant übergangen.

IDO ist auf kindlichem Niveau, genau wie ihr Namen ("Kind") dies vermuten lässt. Man kann mit ihr kein Renomee gewinnen, wenn man sie erlernt. Bei den alten Sprachen Lateinisch und Griechisch ist dies eher der Fall. Sie erfordern Disziplin und Ausdauer und haben dafür auch linguistisch mehr zu bieten.

Warum glauben so viele Plansprachler, eine Sprache müsse möglichst simpel strukturiert sein? Simpel im Sinne eines strukturellen Vergleichs mit ähnlichen natürlichen Sprachen. Würde das IDO mit einer Sprache mit völlig anderem Sprachbau verglichen, so wäre sie nämlich nicht "leicht" erlernbar. Das Kriterium "leicht erlernbar" gilt nur für den indoeuropäischen Sprachraum. Ein Lerner, der von einer unregelmäßigen flektierenden Sprache auf die regelmäßig agglutinierende IDO-Sprache mit isolierenden Tendenzen umschwengt, empfindet dies als "leicht". Ein Sprecher aus einer polysynthetischen Idianersprache heraus hätte da einige Probleme.

Der Blödsinn mit der "Weltsprache" ist leider nicht aus den Köpfen der sprachlichen "Weltverbesserer" zu bringen. Die Idisten sind genauso Träumer auf diesem Gebiet wie ihre Brüder im Geiste, die Esperantisten. Sie haben nichts dazu gelernt, ganz schön kindisch.

Was ich außerdem beobachtet habe, gehören die Idisten nicht zu den gesellschaftlichen Vorreitern. Sie wollen konservieren, was schon längst überholt ist. Ihre Sprache treibt sie nicht zu gedanklichen Höchstleistungen an. Vielmehr verbleiben sie im saturierten Bürgertum. IDO wird unweigerlich an Bedeutung verlieren. Schlecht gewählter Name + Langeweile vermittelnde Anhänger sind keine ernsthafte Konkurrenz zum Esperanto.

Auch wenn ich in dieser Plansprache keinen "Quantensprung" im Vergleich zum Esperanto erkennen kann, steht es natürlich jedem frei, sich damit zu beschäftigen und sie zu lernen bzw. in ihr zu kommunizieren.

Arabisch - die zip-Sprache

Arabisch ist eine ausgesprochen wohl klingende und emotionale Sprache, was ich während meines Studiums der orientalischen Sprache selbst erlebt hatte.

Das gesprochene Arabisch weicht z.T. erheblich von der Sprache des Qur'an, der klassischen Sprache, ab. Es gibt das sogenannte Hoch-Arabisch, das auf der klassischen Sprache beruht, doch nicht mehr die voll lautenden Endungen besitzt. In Zeitungen, Radio und Fernsehen wird sie benutzt, um eine allgemeine Verständigung im arabischen Raum zu ermöglichen. Doch das einfache Volk spricht es nicht und müsste es erst lernen.

Arabisch ist nicht einfach zu lernen. Es hat nicht die sprachlichen Möglichkeiten durch Affigierung, wie in europäischen Sprachen, d.h. durch Präfixe und Suffixe aus einfachen Stämmen komplexe Wortfamilien aufzubauen. Stattdessen hat diese semitische Sprache auf eine auf zehn Typen beschränkte Wurzelflektion, auch im Deutschen zu finden, z.B. seh-en, sah.

Wurzel S - H

s-e-h-en

s-a-h

Die Konsonanten "s" und "h" werden mit den beiden Vokalen "e" und "a" variiert.

Durch diese Ablaute kann man im Arabischen wunderbar rhythmische Sätze bilden, wie in

"Lam jalid wa lam julad."

(Er zeugte nicht und wurde nicht gezeugt).

Das Arabische ist nicht leicht in eine europäische Sprache zu übertragen, die religiösen Begriffe entsprechen nicht genau den Übersetzungen. Die Beschäftigung mit dem Arabischen erhellt und macht vieles klarer als in allen deutschen Übersetzungen. Vieles ist von den islamischen Ländern in Europa übernommen worden:

Café, Jacke, Sofa, Matratze, Tasse, Zucker, Karaffe, Limonade, Alkohol, Aprikosen, Bananen, Sorbett, Orangen, Artischocken, Spinat, Zimt, Arrak, Mokka, karminrot, kandiert etc.

Diese Wörter stammen aus dem Arabischen. Die Liste ließe sich noch weiter fortführen. Arabisch - viel Information auf wenig Raum codieren (Zip-Charakter)

Bevor es soweit ist, stelle ich die arabischen Verbstämmen vor.

Wurzel: k-t-b (schreiben)

1. Stamm: kataba

2. Stamm: kattaba - 5. Stamm: takattaba

3. Stamm: kátaba - 6. Stamm: takátaba

4. Stamm: aktaba

7. Stamm: inkataba

8. Stamm: iktaba

9. Stamm: iktatabba

10. Stamm: istaktaba

Jedes arabische Wort besteht aus einer Wurzel, meistens sind es drei Konsonanten, manchmal auch vier, aber selten. Die Wurzelkonsonanten habe ich farblich markiert. Die doppelte Konsonanten werden gelängt gsprochen, wie dies auch im Italienischen oder Türkischen vorkommt. Unschwer erkennt man, dass die drei Wurzelkonsonanten im Wort hin- und hergeschoben werden und mit bestimmten Präfixen versehen werden: a-, i-, ista-, ta-.

Der 2. und 3. Stamm haben entsprechende Äquivalente beim 5. und 6. Stamm, die mit dem Präfix ta- augmentiert sind. Dadurch erhalten sie eine andere Bedeutung.

Die zehn arabischen Stämme haben eine eigene Bedeutung für die Wortbildung, wie im Lateinischen oder Deutschen die verschiedenen Affixe. Die Bedeutungen möchte ich hier darstellen.

1. Stamm: kataba

Die Grundform des ersten Stammes lautet: kataba. Hier wird also drei Mal ein "a" gebraucht. Das muss aber nicht so bleiben.

Die Vokalisierung der Wurzel k-t-b nach dem Schema katiba steht für durchweg zufällige, vorübergehende oder für wesentliche, dauernde Eigenschaften. Nach dem ersten Konsonanten steht also ein "a", nach dem zweiten Konsonanten ein "i".

Intransitive Bedeutung haben Verben der Form katuba, also -a-u-a.

2. Stamm: kattaba

Er kennzeichnet eine intensive, extensive oder wiederholte Tätigkeit. Es macht bestimmte Grundstämme auch kausativ.

Bsp. 'alima (wissen): 'allama (wissen machen, lehren)

Das Apostroph ' soll einen Konsonanten symbolisieren, den es in europäischen Sprachen nicht gibt.

Manche Wörter werden werden durch den zweiten Stamm deklarativ.

Bsp. kadhaba (lügen): kadhdhaba (für einen Lügner halten, erklären)

Die Buchstabenkombination dh wird wie das englische th in this gesprochen.

Auch sind denominative Bedeutungen möglich.

Bsp. kabura (groß sein): kabbara (Allah preisen)

3. Stamm: kátaba

Er drückt das Streben oder den Versuch aus, die Handlung an einer Person auszuüben, auf eine Person oder Sache einzuwirken. Er heißt deshalb auch Zielstamm.

Bsp.

qatala (töten): qátala (zu töten suchen, jemanden bekämpfen)

kataba (schreiben): kátaba (mit jemandem korrespondieren)

Der Akzentstrich deutet die Längung des Vokals a an.

Bei Eigenschaftswörtern bringt er die Eigenschaft einer Sache oder Person gegenüber in Anwendung. Das entspricht einem Adverb.

Bsp. lána (weich, milde sein): láaina (jemanden milde behandeln)

Ist es Ihnen schon aufgefallen? Es sind nur zwei Konsonanten vorhanden, nämlich l und n. Wo ist der dritte Konsonant? Das kann ich Ihnen gerne verraten. Er versteckt sich in dem langen á und ist der Halbvokal i bzw. j. Das sieht man schön in der arabischen Schrift nachvollziehen. Die lateinische Umschrift kann das nicht nachbilden.

4. Stamm: aktaba

Er hat kausative oder deklarative Bedeutung.

Bsp. salacha (in gutem Zustand sein): aslacha (in guten Zustand versetzen)

Arabisch hat so manche Phoneme, die man in europäischen Sprachen nicht kennt und nur schwer mit dem normalen lateinischen Buchstabeninventar darstellbar sind. So auch in dem Wort salacha. Das "ch" klingt nur ungenau wie das deutsche "ch" in lachen. Man muss hier die Luft ganz tief durch den Rachen strömen lassen und diesen Laut genießen wie ein scharfes Pfefferminzbonbon.

Der vierte Stamm gibt Verben auch die Bedeutung "an einen Ort gehen oder kommen, in eine Zeit oder einen Zustand eintreten".

Bsp.

gharbi (westlich): aghraba (nach Westen gehen)

qáma (aufstehen, stehen): aqáma (zum Stehen kommen, Station machen, verweilen)

Der Buchstabe gh ist kein "g", sondern ein "r" wie es die Franzosen aussprechen. Das "r" hingegen ist ein rollendes "r" auf der Zungenspitze. Wie man bemerkt, hat Arabisch ein Phoneminventar, das ganz anders ist als man aus europäischen Sprachen gewöhnt ist.

Der vierte Stamm kann auch bedeuten, das man auf eine Tätigkeit eingeht oder auf sie zulässt.

Bsp. talaba (fordern): atlaba (eine Forderung erfüllen)

Das t in dem Wort talaba wird emphatisch ausgesprochen. Dazu krümmt man die Zunge nach hinten gegen den Gaumen und spricht t. Gar nicht so einfach, gibt aber einen schönen dumpfen Klang. Gerade solche fremden Laute unterscheiden das Arabischen von anderen Sprachen. Wer ein Ohr für Melodie und Musik hat, kann das genießen.

5. Stamm: takattaba

Er ist das Reflexiv zum zweiten Stamm, unterscheidet sich äußerlich nur um das Präfix ta-.

Bsp. 'alima (wissen): ta'allama (sich lehren lassen = lernen)

Nicht selten drückt der fünfte Stamm ein sich Stellen aus.

Bsp. nabi (Prophet): tanabbaa (sich als Prophet stellen, gerieren)

6. Stamm: takátaba

Er ist das Reflexiv des dritten Stammes und hat daher reflexive, aber auch reziproke Bedeutung.

Bsp. qatala (töten): taqátala (sich gegenseitig bekämpfen)

Er hat selten die Bedeutung des sich Stellens.

Bsp. náma (schlafen): tanáwama (sich schlafen stellen)

7. Stamm: inkataba

Er ist das Reflexiv zum ersten Stamm und bezeichnet öfter das Erleiden und die Geneigtheit dazu.

Bsp. kasara (brechen): inkasara (in Stücke gehen, zerbrechen)

8. Stamm: iktataba

Er ist eine zweite Reflexivform zum ersten Stamm, hat manchmal die Bedeutung der Rezipozität.

Bsp.

kasaba (verdienen): iktasaba (für sich erwerben)

chásama (streiten): ichtsama (miteinander streiten)

9. Stamm: iktabba

Er wird bei Farben oder körperlichen Gebrechen benutzt.

Bsp. s-f-r: isfarra (gelb werden, sein)

10. Stamm: istaktaba

Er ist ein Reflexivum zum vierten Stamm.

Bsp. auchasha (betrüben): istauchasha (sich betrüben)

Sehr hat er die Bedeutung für sich etwas wollen oder erbitten oder das für etwas halten.

Bsp.

ghafara (verzeihen): istaghfara (um Verzeihung bitten)

wadschaba (notwendig sein): istaudschaba (etwas für notwendig halten)

Das war eine kurze Darstellung der arabischen Stämme. Es gibt noch weitere, die aber selten sind.

Der Gebrauch dieser Stämme ermöglicht es Arabern, in kompakter Form zu kommunizieren. Man beachte mal, wie viele deutsche Wörter für die Übersetzung der umgeformten arabischen Wörter nötig sind. Mit wenigen Handgriffen kann ein Araber mehr ausdrücken als wir im Deutschen. Er braucht bloß die Konsonanten verschieben, Vokale kurz oder lang zu sprechen und ein paar Präfixe zu setzen.

Der Zip-Charakter des Arabischen ist offensichtlich. Der Begriff "zip" ist angelehnt an die moderne, häufig benutzten Zip-Dateien, die komprimierten Dateien.

Persisch

In der persischen Sprache hatte sich die stark flektierende, dem Sanskrit ähnliche Grammatik zu der heutigen analytisch-agglutinierenden Struktur entwickelt. Auf natürlichem Weg ist eine einfache, gut strukturierte Sprache entstanden, von der ich gelernt habe, wie man eine neue Sprache entwickeln könnte, die ebenso überzeugend einfach und leicht verständlich wie sie ist.

Während das Englische mehr zum isolierenden Sprachtyp (wie das Chinesische) tendiert, hat Persisch den Weg der Agglutination eingeschlagen. Für die künftige europäische Sprache "Euralinga", denke ich, ist das die richtige Alternative.

Die Iraner sind ein intelligentes und kreatives Volk, das in seiner Geschichte immer wieder Neuerungen hervorgebracht hat, die sich auf die Menschheit ausgewirkt haben. Das Beispiel der islamischen Revolution zeigt dies deutlich. Sie stellte die bisher vorherrschende "linke" Meinung im Westen auf den Kopf, dass es nur sozialistische oder kommunistische Revolutionen mit dem Ziel einer atheistischen Regierung geben könnte.

Die Iraner werden viel zu wenig in Europa beachtet. Sie sprechen genau wie die meisten Europäer eine indoeuropäische Sprache, denken deshalb auch in den gleichen sprachlichen Strukturen wie wir.

Nomen
--------
In der persischen Sprache werden die Wörter nicht nach dem Genus aufgeteilt. Bei Tieren kann man das Geschlecht mit den Bezeichnungen "männlich" (nar), "weiblich" (mâde) zum Ausdruck bringen.

Sie kennt keinen Artikel.

Durch Anfügen von -hâ oder manchmal auch -ân bildet man den Plural. Daneben gibt es noch arabische Endungen für den Plural, die aber keine große Rolle spielen.

Adjektiv
--------
Das Adjektiv bleibt unabhängig von Kasus, Genus oder Numerus, d.h. es verändert sich nicht.

z.B. ketâb-e bozorg (großes Buch) - ketâbhâ-ye bozorg (große Bücher)

Das Adjektiv in attributiver Stellung steht in der Regel hinter dem dazugehörigen Nomen. Das Verbindungs-e verbindet das Nomen mit dem Adjektiv.

Steigerung
------------
Die persische Steigerung wird durch die Endungen -tar für den Komparitv und -tarin für den Superlativ zum Ausdruck gebracht. Diese Endungen werden an das Adjektiv angehängt,

z.B. derâz (lang) - derâz-tar (länger) - derâz-tarin (am längsten) Das "als" beim Komparativ wird durch az ausgedrückt.

Deklination
------------
Der Nominativ im Persischen ist endungslos; er ist der reine Wortkörper. Der Genitiv wird durch die e-Verbindung ausgedrückt, die das Bestimmungswort erhält. Zur Bezeichnung des Dativs wird die Präposition be verwendet, die dem Nomen vorangestellt wird.

râ ist das Zeichen für den Akkusativ. Wenn aber das Objekt unbestimmt ist, bleibt das râ weg.

z.B.

Nominativ: mard (der Mann)
Genitiv: -e mard (des Mannes)
Dativ: be-mard (dem Mann)
Akkusativ: mard-râ (den Mann)
Konjugation
------------
Die persischen Endungen -am, -î, -ad, -îm, -îd, -and werden unabhängig vom Tempus - ob Präsens, Präteritum oder Futur - für alle Verben gebraucht. Sie kennzeichnen immer nur die Personen.

Die persische Präsensform der Personalendung -ad (3. Person) wird gewöhnlich in der Umgangssprache zu -e,

z.B. mikonad -> mikone (er, sie, es macht)

Eine Unterscheidung nach männlich und weiblich entfällt.

Ähnliches gilt für die Kopula ("sein"). Das Wort ast (er, sie, es ist) bekommt in der Umgangssprache die Aussprache e,

z.B. U bozorg ast. -> U bozorg e (Er, sie, es ist)

Personalpronomen
---------------------

Singular:
man (ich), to (du), u (er, sie, es)

Plural:
mâ (wir), schomâ (Sie, ihr), ischân (sie)

Possessivpronomen
----------------------
Persisch hat besitzanzeigende Endungen: -am, -at, -asch, -emân, -etân, -eschân. Sie werden an das Ende des Wortes angehängt, das den Besitzgegenstand ausdrückt,

z.B.

ketâb-am (mein Buch)
sar-at (dein Kopf)
châne-ash (sein, ihr Haus)
deracht-emân (unser Baum)
schahr-etân (eure Stadt)
othâgh-eschân (ihr Zimmer)

Man kann auch den Besitz durch die e-Verbindung zusammen mit dem Personalpronomen ausdrücken,

z.B. ketâb-e man (mein Buch), sar-e to (sein Kopf), châne u (sein Haus)

In der Umgangssprache ist aber das Erstgenannte gebräuchlicher.

Verben
--------
Es gibt eine Reihe von persischen Verben, deren Präsensstamm man lernen muss, weil sie unregelmäßig sind,

z.B. schodan -> schaw- (werden), goftan -> gu- (sprechen)

Der Präsensstamm schaw- ist aber noch zu erkennen, da er eine verkürzte Form des Präteritumstammes schodan darstellt.

Tempus
---------
Präsens: mi-kon-am (ich tue) 

Perfekt: kard-eam (ich habe getan)  Präteritum: kard-am (ich tat) 
Plusquamperfekt: karde bud-am (ich hatte getan) 

Futur: châham kard (ich werde tun)
Imperativ: be-kon (tu!) 

Konjunktiv Präsens: be-kon-am (dass ich tue)

Passiv
-------
Wie im Deutschen wird das Passiv mit dem Hilfsverb schodân (werden) und dem Partizip Perfekt -e gebildet,

z.B. chord-e schod (es wurde gegessen)

Die Sprache der Dakota-Indianer

Bevor die weißen Invasoren die originären Bewohner des nordamerikanischen Kontinents systematisch überrollten, ihren Lebensraum besetzten und ihre technologisch überlegene Kavallerie gegen Frauen und Kinder einsetzten, lebten die Dakota, das zu dem Volk der Sioux gehörte, im später so genannten Minnesota, North und South Dakota. Häuptling Sitting Bull war der berühmteste Dakota.

Obwohl sie eine einfache Lebenswesen führten, war ihre Sprache sehr komplex aufgebaut. Sie wird typologisch zu den polysynthetischen Sprache gezählt, die durch eine Fülle von Bildesilben charakterisiert ist, mit denen sich feinste Bedeutungsnuancen ausdrücken lassen, die sich in dieser Prägnanz in der Sprache der europäischen Immigranten im Indianerland Amerika nicht wiedergeben lassen. Die englische Sprache der zumeist aus der europäischen Unterschicht stammenden Eindringliche ist dazu nicht in der Lage.

Die religiösen "Spinner", die im damaligen Europa mit ihrem "Aberglauben" auf nicht allzu viel Sympathie stießen hatten sich aufgemacht, ihre religiösen Utopie eines sterblichen Menschengottes allen anderen zu predigen und ihnen ihre Lebensweise gewaltsam aufzuzwingen. Mit einem heiligen Buch im Gepäck hatten sie tatsächlich Erfolg gegen die technisch unterlegenen Indianer, die sich anders als die schwarzen Sklaven wenigsten in "Schutzgebiete" (eigentlich "Menschenzoo")  zurückziehen konnten. Das Faktum des militärischen Sieges über die originären Amerikaner bestärkte die weißen Siedler in ihrem ursprünglich Juden eigenen "Auserwähltheitsglauben", der bis auf die Gegenwart nachwirkt. Voller Insbrunst zitieren sie ihren Gott bei jeder Gelegenheit in Verbindung mit ihrer Nationalhymne. Wie aber die Geschichte der Religionen lehrt, werden alle Götter einmal schwach und verschwinden in den Geschichtsbüchern. Auch der "christliche Gott" wird nicht davon verschont bleiben. Bisher sind alle Großreiche einmal untergegangen, auch der Staat der Weißen in Amerika wird davon nicht ausgenommen bleiben.

Zum Glück für Europa verstehen sich die meisten indianischen Amerikaner als Angehörige ihres jeweiligen Volkes oder Stammes und haben ihre Sprachen bewahrt, die ein Schatzkästlein für die Menschheit sind. Gäbe es nur noch die plumpe Sprache der weißen Eroberer, wäre dies ein großer kultureller Rückschritt in der Menschheitsgeschichte. Wer sich mit indianischen Sprachen beschäftigt, wird mit Respekt von den Sprechern sprechen und ihre Art, die Welt zu interpretieren, bewundern. Das englisch-amerikanische "Gequake" ihrer Nachbarn erscheint dagegen als eine Degeneration, beginnend bei der Schlacht bei Hastings (1066), als die französisch sprechenden Normannen die britische Insel eroberten und die dortige Sprache durcheinander brachten. Infolge der Indolenz der einheimischen britischen Bevölkerung wurde daraus eine grausige Mischsprache mit wenig intellektuellem Anspruch, die Jahrhunderte später den originären Amerikanern aufgezwungen wurde.

Hinzu kamen die naiven Missionare, die den gedemütigten indianischen Amerikanern eine auf Geld und Reichtum fixierte Klassengesellschaft schmackhaft machen wollten. Anstatt von den erfahrenen Einwohnern des amerikanischen Kontinents zu lernen, stülpten sie ihnen eine völlig fremde Denkweise über und hatten nichts Eiligeres im Sinn als ihre heiligen Schriften anderen aufzudrängen, die keineswegs religionslos waren, im Gegenteil sehr spirituell waren und die keine orientalischen Geschichten eines auf Erden wandelnden "Halbgottes" brauchten. Jeder mag glauben, was er will. Eine solche zwiespältige "Siegerreligion" wie die der Weißen brauchten die Indianer nun doch nicht. Das war eine doppelte Demütigung für sie, eine militärische und eine religiöse.

Natürlich kann man den heutigen Weißen nicht das vergangene Elend und die Verbrechen an den originären Amerikanern anlasten. Wie sie aber mit ihnen in der Gegenwart umgehen, liegt in ihrer Verantwortung.

Komme ich auf das Dakota zu sprechen. Es besitzt drei Lokative:
a- = auf
o- = in
i- = gegen

Erstaunlich ist die Anzahl der Instrumentale. Es sind neun (!). Russisch schafft es nur auf einen Instrumental.

ya- = mit dem Mund
wa- = mit einem Messer
wo- = Aktion aus der Entfernung
yu- = durch Stoßen
pa- = durch Weiterstoßen
ka- = durch einen plötzlichen Stoß
na- = mit dem Fuß oder Bein
(ein zweites)
na- = durch innere Kraft
pu- = durch Druck

Diese Bildesilben treten vor den Stamm.

"Dazu kommt das Präfix wa-, das unbestimmte Objekte anzeigt ("etwas" , "Dinge" u. dgl.) und neun Suffixe, ausgestattet mit ebensolchen feinen Bedeutungsschattierungen."

Das Dakota-Sprachkonzept kann man im Zusammenhang von mathematischen Relationen betrachten. Was ist eine Relation?

"Eine Relation ist allgemein eine Beziehung, die zwischen Dingen bestehen kann. Relationen im Sinne der Mathematik sind ausschließlich diejenigen Beziehungen, bei denen stets klar ist, ob sie bestehen oder nicht. Zwei Gegenstände können also nicht 'bis zu einem gewissen Grade' in einer Relation zueinander stehen. Damit ist eine einfache mengentheoretische Definition des Begriffs möglich: Eine Relation R ist eine Menge von n-Tupeln. Dinge, die in der Relation R zueinander stehen, bilden ein n-Tupel, das Element von R ist.

Wenn nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, versteht man unter einer Relation eine zweistellige oder binäre Relation, also eine Beziehung zwischen je zwei Dingen; diese bilden dann genau geordnete Paare." (siehe: Relation)

Die Dakota bilden über ihre Instrumentale bestimmte Relationen zwischen Handlung und dem Ereignis. Dabei benutzen sie Präfixe, die Dinge oder Körperteile des Menschen beinhalten (Messer, Mund, Fuß, Bein), oder bestimmte Aktionen beinhalten (Stoßen, Weiterstoßen, plötzlicher Stoß) oder einen Kraftaufwand benötigen (innere Kraft, Druck).
Das Besondere an diesen Instrumentalen ist, dass sie eine bestimmte Denkweise grammatikalisieren. In europäischen Sprachen benützt man stattdessen mehrere Wörter mit bestimmten Präpositionen (mit, durch, aufgrund). In der Morphematik der Dakota sind die oben aufgelisteten Relationen fest eingebettet und können auf Handlungen angewandt werden, die in europäischen Sprachen als ungewöhnlich empfunden werden.

Die Dakota-Instrumentale sind nicht das einzig Besondere an dieser Sprache. Die Dakota können mit Leichtigkeit Fortbewegungen sprachlich darstellen, die jedem Weißen große Schwierigkeiten bereiten und die in europäischen Sprachen nur sehr umständlich wiedergegeben werden können.

Das Teton (eine Sioux-Sprache) wartet mit nicht weniger als acht Arten des 'Gehens' auf.

Der Sprecher unterscheidet den Handlungsort, ob er sich irgendwo befindet oder ob er zu Hause ist. 

Außerdem wird der Verbaspekt mit angegeben. Hier sieht man klar an den Endvokalen, ob eine imperfektive Handlung ("
u") oder eine perfektive Handlung ("i") vorliegt. Die Dakota-Begriffe werden also nach den Aspekten imperfektiv / perfektiv unterschieden. Die imperfektiven Verben sind charakterisiert durch dunkle Vokale:>". Die perfektiven Verben haben immer als Endvokal ein >

A.) Sprecher befindet sich nicht an dem Ort, wo die Handlung stattfindet:

--> imperfektiv:
(anderer auf dem Weg zu einem beliebigen Ort sein) - gelá (anderer heimgehen, auf dem Weg nach Hause sein)

--| perfektiv:
í (anderer an einem beliebigen Ort weilen, angekommen sein) - khi (anderer zu Hause angekommen sein)


Hier sieht man, dass die Endvokale "
á" und "i" in den Verbaspekt wiedergeben. Das Verb "" passt lautlich zum Verb "gelá", ebenso passen "í" und "hki" zusammen.

B.) Sprecher befindet sich an dem Ort, wo die Handlung stattfindet:

---> imperfektiv:
ú (selber + gehen zu einem Ort, irgendwohin) -
--| perfektiv: hi (selber + ankommen an einen Ort; irgendwo) - geli (selber + zu Hause angekommen)

Hier sieht man, dass die Endvokale
"ú" und "i" in den Verbaspekt wiedergeben. Das Verb "ú" passt lautlich zum Verb "", ebenso passen "hi" und "geli" zusammen.

Das ist kein Zufall. Die Dakota haben hier ein schönes Sprachschema erfunden, das deutlich zwischen den jeweiligen Aufenthaltsorten unterscheidet. Wichtig für ihn ist der Wohnort und die Referenz zu seinem Wohnort sowie ob eine Handlung abgeschlossen ist oder nicht.

Referenz zum Aufenthalt des Sprechers:
1. Am Ort des Geschehen (ja / nein)
2. Ort des Geschehens ist sein Wohnort (ja / nein)
3. Aufenthalt in einiger Entfernung vom Geschehen  (ja / nein)
4. Bewegung zum Ort des Geschehens (ja / nein)

Diese Referenzen werden miteinander verknüpft zu genauen Angaben zum Geschehen und welche Rolle der Sprecher in dem Geschehen spielt. Würde diese Denkweise auf physikalische Gegebenheiten angewandt, käme man schnell zur modernen Relativitätstheorie.

Der Dakota kann mit Leichtigkeit Relationen angeben, die seinem englischsprechenden weißen Nachbarn schwer fallen. Mit erstaunlicher Präzision kann er auch andere Fortbewegungen angeben und diese mit anderen Verben kombinieren. Da ist ein wahre Freude an Begriffsschöpfungen zu beobachten, die mich mitreißt und zu der Erkenntnis führt, dass die Euralinga noch nicht am Ende ihrer Entwicklung steht und tatsächlich von indianischen Denkprozessen profitieren kann. Mit Demut und Respekt den originären Amerikaner zu begegnen und von ihnen zu lernen, wird den Europäern viel geben und ihnen zurückgeben, was sie im Laufe ihrer Sprachgeschichte verloren haben.

Wie die Dakato-Relationen in die euralingische Grammatik integriert werden können und wie sich das auf die wissenschaftliche Anwendung in der Physik auswirken würde, bleibt ein spannendes Kapitel. Besonders die Dakota-Instrumentale, die bestimmte Impulse, Kräfte und Entfernungen ausdrücken, könnten für die quantitative Beschreibung für Phänomene in der Mechanik, Elektrizitätslehre oder Quantentheorie herangezogen werden.

Deixis - oder in welchem Bezugssystem lebe ich

Der linguistische Fachbegriff der Deixis bezieht sich auf Sprechsituationen und Bezugssystem, in dem sich der Sprecher und der Angesprochene bewegen. Das kann personal, lokal oder temporal sein.

Deiktische Morpheme

Für die Sprecher einer bestimmten Sprache sind das "Selbstverständlichkeiten" und sie machen sich darüber keine weiteren Gedanken. Nur ist die Deixis nicht in allen Sprachen gleich. Bei bestimmten Bezügen erweisen sich die erlernten Begrifflichkeiten der jetzigen europäischen Sprachen als nicht ausreichend. Es gibt indianische Sprachen, die darin viel genauer sind.

Die europäischen Imperialisten mit ihren Kanonen und ihrer überlegenen technologischen Kriegsmaschinerie hatten den amerikanischen Kontinent brutal erobert, besetzt und die dortigen Bewohner als "Wilde" bezeichnet. Dabei war die Urbevölkerung gar nicht so "wild" oder "primitiv" wie die Weißen glaubten, was ihre schwierig zu erlernenden indigenen Sprachen beweisen.

Wenn die Christen auf die blutigen religösen Rituale der Azteken referieren und sie als Beispiel von Grausamkeit deklarieren, sollten sie einen Spiegel benutzen und auch ihren eigenen Aberglauben in ihre Kritik einbeziehen, der so viel Unheil über die Menschen und wissenschaftliche Rückschrittlichkeit in die Welt gebracht hatte.

Rein quantitativ betrachtet waren die christlichen Europäer in ihren barbarischen Eroberungszügen nicht zu "toppen", trotz der geforderten "Feindesliebe" in ihrer heiligen Schrift.

Die schizoide Denkweise zwischen der eigenen religiösen Norm und der nicht damit korrespondierenden Umsetzung abzulegen und zu einer moralisch einwandfreien Denkhaltung anderer Völker gegenüber müssen die heutigen Europäer und vor allem die Amerikaner erst noch gelangen.

"Die Sprachen der Algonquin werden von einem sehr einfachen, jagenden und fischenden Indianern geprochen, sind aber wahre Wunder der Analyse und Synthese. Ein Beispiel ihrer grammatischen Raffinesse ist der sogenannte Obviativ. Durch diesen haben ihre Fürwörter vier statt drei Personen - von unserem Standpunkt aus - zwei dritte Personen. Das bedeutet eine starke Hilfe bei der bündigen Beschreibung komplizierter Situationen, für die wir unsere Zuflucht zu schwerfälligen Umschreibungen nehmen müssen.

Wir wollen ihre dritten und vierten Personen durch die Indizes 3 und 4 an unsere Wörter kennzeichnen. Dann könnten die Algonquin-Indianer die Geschichte von Wilhelm Tell etwa so erzählen:

'Wilhelm Tell rief seinen
(3) Sohn und befahl ihm (4) ihm (3) seinen (3) Pfeil und Bogen zu bringen, die er (4) ihm (3) dann brachte. Er (3) befahl ihm (4) stille zu stehen und legte einen Apfel auf seinen (4) Kopf, nahm sodann seinen (3) Pfeil und Bogen und sagte ihm (4), er (4) brauche sich (4) nicht zu fürchten. Dann schoß er (3) den Apfel von seinem (4) Kopf, ohne ihn (4) zu verletzen.'"

(Quelle: Benjamin Lee Whorf, "Sprache - Denken - Wirklichkeit, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg, 1963, Seite 68)

Sprachliche Sprachenpower nach vorn

Auf die bisherige Männerdomäne Plansprachen sind zwei Frauen gestoßen, die Deutsche Dorothea Winkelhofer und die Kanadierin Sonja Elen Kisa. Beide gehen von ganz verschiedenen Sichtweisen an ihre Sprachen heran.

Während Dorothea Winkelhofer einen Romanic-Clon ("Rapidlingue" = Schnellsprache) geschaffen hat, beschäftigte sich Sonja Elen Kisa mit der Pidginsprache Tok Pisin und nannte ihre Sprache "Toki pona" = gute Sprache). Die beiden Elemente dieses Begriffs stammen aus europäischen Sprachen trotz ihres seltsamen Aussehens.

"toki" ist abgeleitet von englisch "to talk"
"pona" ist abgeleitet von lateinisch "bonus, bona, bonum", was sich in den romanischen Sprachen, aber auch im Esperanto wieder findet.

Warum diese Wörter so verunstaltet wurden, liegt in der minimalen Phonetik begründet, die Frau Kisa benutzt. Insgesamt hat sie für ihre Sprache nur 120 Wörter vorgesehen, ein absoluter Hit. Die Minisprache "Basic English" von Charles Kay Ogden braucht immerhin 850 Wörter.

Pidginsprachen brauchen im Grunde nicht viele Wörter, da sie keine "vollwertigen" Sprachen sind und sein können. Sie sind vielmehr ein Behelf zwischen Sprechern völlig unterschiedlicher Sprachen und kommen bei flüchtigen Handelskontakten oder kamen früher bei der Versklavung von Menschen (schrecklich!) zur Anwendung.

Aus diesen Pidginsprachen konnten sich auch Kreolsprachen entwickeln, deren Kennzeichen Regelmäßigkeit und eine Minimalgrammatik ist. Über eine fortschreitende Verkomplizierung, durch neue Wortkompositionen, Umstellungen von Funktionswörtern (Morpheme), Übernahme fremder Begriffe und Grammatikkomponenten entstehen dann solche "natürliche" Sprachen wie etwa Deutsch.

Den umgekehrten Weg, zurück zum Kreol, hat das Englische fast geschafft. Mit dem Basic English wäre der Schlusspunkt erreicht.

Deutsch hatte z. B. die lateinische Endung -arius übernommen und daraus das überaus produktive Suffix- er gebildet, das bei so vielen Wörtern auftritt und als typisch "deutsch" angesehen wird.

Es ist bemerkenswert, was beide Frauen geleistet haben. Dorothea Winkelhofers Rapidlingue zeichnet sich durch romanische Ästhetik aus. Sonja Kisas Kurzsprache hat einen hohen Abstraktionsgrad mit vielen lustigen Wortbildungen. Es lohnt sich, beide Sprachen mal zu studieren. Sie haben jedoch keine Chance, jemals so viele Anhänger zu finden wie das Esperanto.

Rapidlingue:
http://rapidlingue.wordpress.com/2011/07/31/gramatike-de-rapidlingue/

Toki pona:
Toki Pona Lessons Menu

Konjugationskombinatorik

Für die Konjugation sind fünf Ebenen oder Merkmale maßgeblich. Sie können als Mengen aufgefasst werden.

Person P ={1. Person, 2. Person, 3. Person}, |P| = 3

Numerus N = {Singular, Plural}, |N| = 2

Tempus T = {Präsens, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II}, |T| = 6

Modus M = {Indikativ, Konjunktiv}, |M| = 2

Genus G = {Aktiv, Passiv}, |G| = 2

Damit ergibt sich eine maximale Kombinationsmöglichkeit für die Konjugation:

|P X N X T X M X G| = 3 x 2 x 6 x 2 x 2 = 144

Beispielssatz

"Ihr werdet belohnt".

Das ist ein 5-Tupel aus {P, N, T, M, G}

"ihr" ist Element von {P, N}
"werdet" und "belohnt" sind Elemente von {T, M, G}


© 2012 by Klaus H. Dieckmann, Köln, Deutschland, Beginn 13.06.2012, Stand: 12.05.2013